DZIENNIK: Krisenrede im Sejm
Der Premierminister Tusk hielt gestern im Parlament eine Krisenrede, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Expose na czas kryzysu). Alles verlief nach einem gut vorbereiteten und emotionsgeladenen Szenario. Die Rolle des Support Acts übernahm der Finanzminister, der den Oppositionsanführer Jaroslaw Kaczynski kritisierte, dieser hätte sich an der Antikrisen-Debatte nicht beteiligt. Erst dann sprach der Premier. Seine Rede dauerte über eine Stunde.
Jede Entscheidung der Regierung, werde den Lebensstandard der Schwächsten und der am meisten von der Krise bedrohten Menschen schützen, kündigte der Regierungschef an. Was bedeutet das konkret? Wenn jemand zum Beispiel seinen Job verliert und die Kreditrate nicht abzahlen kann, werde ihm die Regierung unter die Arme greifen. Der Premierminister schlug auch neue Investitionen im Energiebereich sowie intensive Infrastrukturinvestitionen vor. Die Opposition antwortet, das Projekt des Premierministers sei unlogisch, da die Welt eine völlig andere Taktik anwende. Das Defizit werde vergrößert und nicht umgekehrt. Donald Tusk forderte bei seiner Ansprache mehrmals zu enger Zusammenarbeit auf. Dort wo es möglich sei, hilft uns, dort wo es unmöglich sei, stört uns nicht bei der Arbeit, wandte sich der Premierminister an die Opposition.
Die Ansprache des Politikers wurde seit mehreren Tagen von einer Spezialistengruppe vorbereitet. Als Donald Tusk den Rednerpult verließ, konnten seine Mitarbeiter zufrieden sein, schreibt das Blatt. Eine sehr gute Ansprache, lauteten die meisten Kommentare.
Sie müssten eng zusammenarbeiten, zitiert die Worte von Donald Tusk der Dziennik Publizist Piotr Zaremba (Tusk jako obrońca ludu) in seinem Kommentar. In der gestrigen Rede des Premierministers hätte es viel Populismus gegeben. Aber man müsse zugeben, schreibt Zaremba, dass erst in Konfrontation mit der finanziellen Krise polnische Politiker die Grundregeln einer zivilisierten Kommunikation gelernt hätten. Wichtiger sei aber die Frage, was der Politiker dem polnischen Bürger eigentlich zu bieten hatte. Mit Sicherheit eine feurige Rede. Trotz der Schwierigkeiten versucht Donald Tusk optimistisch zu wirken. Doch er nehme ein großes Risiko auf sich auf. Rettet er die polnischen Finanzen, werde es ein großer Sieg für ihn und seine Partei. Werde sich sein Rezept als verfehlt erweisen, muss er mit einer bitteren Niederlage rechnen. Bislang können wir nur ahnen, wie sich die Situation entwickeln werde. Man sollte dem Premierminister einerseits etwas Vertrauen schenken. Andererseits muss man ihm aber stets auf die Hände schauen, so Piotr Zaremba im Blatt Dziennik.
ŻYCIE WARSZAWY: Süßes Symbol gesucht
Als die Warschauer gestern vor Konditoreien Schlange standen, um sich frische pączki, frische Berliner zu besorgen, wurde im hauptstädtischen Rathaus über Süßigkeiten diskutiert. Die Warschauer Beamten haben einen Wettbewerb organisiert. Es wird das süßeste Symbol der Hauptstadt gesucht. Die Konditoren haben zwei Monate Zeit, um eine Praline herzustellen, die in Zukunft mit Warschau in Verbindung gebracht werden könnte. Toruń ist für seine Lebkuchen bekannt, Poznań für die Croissants mit weißem Mohn und Mandeln.
Welche Süßigkeit künftig die Hauptstadt symbolisieren wird, soll eine Jury entscheiden. Unter den Preisrichtern befinden sich bekannte Warschauer, wie der Schauspieler Rafal Olbrychski und die Jazzsängerin Ewa Bem. Wie soll das kleine Wunder aussehen? Es darf nicht mehr als 150 Gramm wiegen. Die Süßigkeit darf, darüber hinaus, keine Konservierungsstoffe enthalten. Sie sollte auch eine praktische Form besitzen, damit man sie einfach einpacken könne, sagt Ewa Bem. Es müsse nicht unbedingt eine süße Praline sein, fügt Daniel Olbrychski hinzu. Vielmehr sollte es eine Zusammenstellung verschiedener Geschmäcker sein. So wie auch Warschau eine Zusammenstellung verschiedener Individualitäten und Charaktere sei. Das neue, süße Symbol Warschaus werden die Hauptstädter Ende April probieren können.
kk