• 09.03.2009

GAZETA WYBORCZA: Religa ist tot

Den Tod betrachte er als einen ewigen Schlaf, sagte in seinem letzten Interview für die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Religa nie żyje) Professor Zbigniew Religa. Der weltberühmte Herzchirurge ist gestern in seiner Warschauer Wohnung gestorben. Er fürchte den Tod nicht, sagte Religa. In den letzten Monaten seines Lebens verzichtete der krebskranke Arzt auf eine Chemotherapie. In seinem Fall hätte sie keine guten Ergebnisse gebracht, erklärte Religa in einem Interview. Als ein Arzt befinde er sich in einer besseren Lage, als die meisten Patienten, denn er wisse mehr. Er könne einfach im eigenen Fall den behandelnden Ärzten manche Behandlungsmethoden verbieten. Es hätte keinen Sinn, ihn um jeden Preis heilen zu wollen. Er wolle komfortabel sterben, dort wo er sich wohl fühle, zu Hause. Auf keinen Fall im Krankenhaus, so Religa in seinem letzten Interview.

Zbigniew Religa war der Leiter des Teams, das als erstes in Polen eine erfolgreiche Herztransplantation durchgeführt hatte. Die Tageszeitung zitiert die Erinnerungen eines ehemaligen Patienten des verstorbenen Arztes: er habe einen Brief vom Dozenten Religa bekommen, mit der Nachricht nach Schlesien zu kommen, erinnert sich einer der ersten Patienten, dem ein Herz transplantiert wurde. Es war, als ob er einen Brief von Herrn Gott bekäme, mit dem Versprechen, er werde weiter leben.

Zwei ehemalige Studenten von Professor Religa erinnern sich in dem Blatt an ihren Meister. Als sie im oberschlesischen Zabrze ihre Arbeit aufgenommen hatten, sagt Professor Andrzej Bochenek, wurden in Polen nur einige Herzoperationen im Jahr durchgeführt. Transplantationen gab es damals überhaupt keine. Nach einigen Jahren haben sich die Statistiken etwas verbessert, heute werden mehrere Tausend Operationen am offenen Herz durchgeführt. Die Eingriffe werden in Krankenhäusern in ganz Polen unternommen. Fast in jedem dieser Krankenhäuser kann man Schüler von Professor Religa antreffen. Professor Marian Zembala sagt, mit der Krankheit habe Religa bis zum Ende gekämpft. Immer sei er so gewesen. Nie habe er aufgegeben. Deshalb hätten ihn die Patienten so geliebt, sie konnten sehen, wie stark er um sie gekämpft hatte.

 

ŻYCIE WARSZAWY: Gefährliche Staus

Im Stau werden Menschen aggressiver, stellt die Tageszeitung Życie Warszawy (Korki sprzyjają agresji) fest. Immer öfter müssen Polizisten in hauptstädtischen Bussen für Ordnung sorgen. Die Zahl der Randalen im Jahr 2008 hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Von Jahr zu Jahr sind die Straßen von Warschau mehr verstaut. Die Reise mit dem Bus dauert dementsprechend länger. Es kommt zwar seltener zu Unfällen, die Geduld der Passagiere wird aber auf eine harte Probe gestellt, besonders wenn der Bus im Stau stecke und der Chauffeur die Reisegäste zwischen den Haltestellen nicht aus dem Bus rauslassen will, analysiert das Blatt. Er lasse jemanden zwischen zwei Haltestellen aus dem Fahrzeug raus, dieser breche sich das Bein und er müsse dann dafür zahlen, sagt Herr Michal, der seit 1971 als Fahrer arbeitet. Wozu bräuchte er solche Komplikationen, fragt er rhetorisch. Die steigende Zahl der Randalen in öffentlichen Verkehrsmitteln erklären manche auch mit einer größeren sozialen Empfindlichkeit der Polen. Die Menschen informieren halt öfter die Polizei von beunruhigenden Geschehnissen. Eine weitere Theorie besagt, dass man nach den Ursachen für die zahlreichen Polizeieingriffe in der Digitalisierung des Verkehrssystems suchen sollte. Seit wenigen Monaten kann sich der Fahrer auf Knopfdruck mit der Zentrale verständigen und von jeglichen Schwierigkeiten berichten, so die Tageszeitung Życie Warszawy zum Fahrkomfort in Warschauer Bussen.

 

DZIENNIK: Toilettenpapier als Luxusgut 

Leser der Tageszeitung Dziennik erinnern sich in einer Artikelreihe „Geschichte der Volksrepublik” an den kuriosen Alltag im kommunistischen Polen. Luxus war all das, was der Durchschnittspole im Geschäft nicht kaufen konnte: vom Möbelschrank, über originelle Jeanshosen bis hin zu Damenbinden. In Zeiten der Volksrepublik erreichte das Toilettenpapier einen Kultstatus, erinnert sich die 57-jährige Grażyna Bieniaś. Das Produkt tauchte immer dort auf, wo man es am wenigsten erwarten konnte: in Buchhandlungen, beim Fleischer oder im Geschäft mit Kopfbedeckungen. Grau und hart war der Traum einer jeden Hausfrau in Polen, doch als das Papier schon auftauchte, wurde es sackweise gekauft. Einmal besuchte eine Gruppe Japaner die Bekannten von Frau Bienias. Sie waren von dem polnischen Toilettenpapier tief beeindruckt, da es angeblich so ökologisch gewesen war. Eines Tages, erinnert sich Grażyna Bieniaś, hatte sie großes Glück gehabt. Im einem Hutladen kaufte sie Damenbinden und ein Fahrrad. Das zweite Fahrrad erwarb Frau Bienias in einem Lebensmittelgeschäft in der Nähe von Augustow.

 

kk

 

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