• 03.04.2009

DZIENNIK: Eine Magisterarbeit scheidet die Geister 

Paweł Zyzak, Autor der Biographie von Lech Wałęsa, deren Veröffentlichung diese Woche für viel Wirbel gesorgt hatte, muss um seinen Magistertitel bangen, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Za książkę może stracić tytuł). Die Bildungsministerin Barbara Kudrycka ordnete eine Kontrolle an der historischen Fakultät der Jagellonen-Universität in Krakau an. Dort hat der junge Historiker seine Magisterarbeit geschrieben und verteidigt. Auf der Basis dieser Arbeit entstand das kontroverse Buch – die Biographie des ehemaligen Solidarność-Anführers Lech Walesa. Peinlich, kommentiert die Entscheidung der Bildungsministerin der Historiker, Professor Andrzej Paczkowski. Es sei ein Verstoß gegen die Freiheit der wissenschaftlichen Studien, schließt sich der Oppositionsanführer Jaroslaw Kaczynski der Meinung des Historikers an. Die Fakultät habe nichts zu verbergen, kommentiert der Dekan, Professor Andrzej Kazimierz Banach die angekündigte Kontrolle des Bildungsministeriums. Er bereue zwar, dass die Arbeit eines Absolventen seiner Fakultät für solche Kontroversen sorge. Für das Niveau einer Magisterarbeit seien jedoch der Promotor und der Rezensent verantwortlich. Mit der Magisterarbeit und dem Autor selbst beschäftige sich schon eine interne Kommission, fügt der Rektor der Krakauer Universität hinzu. Ein Buch, das auf anonymen Quellen aufgebaut ist, muss starke Emotionen hervorrufen, fügt der Rektor, Professor Karol Musiol hinzu. Der Rezensent der umstrittenen Magisterarbeit beschwert sich, dass das Ministerium eine Kontrolle angeordnet hatte, ohne das Buch vorher durchzulesen. Es sei eine rein politische Entscheidung, ärgert sich Professor Nowak. Der Historiker sei sicher, dass in Folge der Kontrolle der junge Wissenschaftler seinen Titel verlieren werde. Dabei sei die Magisterarbeit von Pawel Zyzak überdurchschnittlich und präzedenzlos. Es gäbe Personen, die diese Arbeit einzig und allein als eine politische Attacke eingestuft haben, sagte gestern Premierminister Tusk. Laut Premier Tusk sei in einem solchen Fall eine Kontrolle an der Krakauer Universität dringend nötig. 

 

ŻYCIE WARSZAWY: 21.37 – vier Jahre später

Ein Meer von Kerzen, Schweigeminuten, Fahnen und heiligen Messen- so gedachten die Warschauer gestern Papst Johannes Paul II. an seinem vierten Todestag. Schon am Vormittag versammelten sich die Ersten am Mirowski-Platz um Blumen und Kerzen niederzulegen, schreibt die hauptstädtische Tageszeitung Życie Warszawy. Gegen Abend strömten immer mehr Menschen zum Pilsudski-Platz im Zentrum von Warszawa. Vielleicht seien die Polen schon etwas reifer geworden. Vielleicht möchten die Polen jetzt eher nach Antworten bei ihm suchen, möchten in die Zukunft schauen, sagte eine Besucherin. Die Heilige Messe, abgehalten von Erzbischof Kazimierz Nycz erinnerte mit Gebeten, Zitaten und Gedichten des Papstes an den Heiligen Vater. Jan Pawel II ist ein Anführer gewesen und hatte Autorität. Ihr ganzes Leben verband sie mit ihm, sagte eine junge Frau dem Blatt. Als er fortgegangen war, seien in ihrem Leben auch wichtige Dinge passiert, erzählt sie weiter. Auch auf der Aleja Jana Pawla II, einer der Hauptarterien der Stadt, versammelten sich die Trauernden. Um Punkt 21.37 Uhr, der Todesuhrzeit, heulten die Sirenen und die Autofahrer hupten. Doch die Menschen schwiegen.

 

RZECZPOSPOLITA: Jüdisch-polnische Geige

Eine historische Geige kehrt nach Polen zurück. Das Instrument aus dem XVII. Jahrhundert nahm gestern in Stockholm die Gattin des polnischen Premierministers unter ihre Obhut, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita (Dźwięk pękniętych skrzypiec). Die Violine gehörte dem polnischen Künstler Olo Spiro an. Während des Krieges wurde Spiro in einen sowjetischen Gulag verschleppt. Nach der Rückkehr nach Polen, spielte er in der Warschauer Philharmonie, 1968, nachdem er als Jude zur Ausreise aus Polen gezwungen wurde, fand er seine neue Heimat in Schweden. Die Geige wird vorübergehend in der Kanzlei des polnischen Präsidenten deponiert. Später soll das Instrument in dem in Warszawa entstehenden Museum der Polnischen Juden ausgestellt werden. Sie freue sich, dass die Violine nach Polen zurückkehren werde, sagte Lucyna Spiro, Ehefrau des Musikers dem Blatt. Ihr Gatte hatte die Geige in Sibirien, und konnte das Instrument auch noch in der Königsoper in Stockholm spielen. Er träume davon, das bei der Eröffnung des Museums der Polnischen Juden, ein polnisches Kind auf dieser Geige eine Mazurka von Wieniawski spielen würde, sagte Leo Kantor, Spender der historischen Geige. Es wäre ein Konzert für edle Polen und weise Juden.

 

kk