• 06.04.2009

DZIENNIK: Polnisch-polnischer Krieg

So hart ging es schon lange nicht mehr zu. Der letzte NATO-Gipfel sorgte für einen heftigen Streit an der Spitze der polnischen Politik, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Wojna polsko-polska na szczycie). Schon am Freitag unterstützte der polnische Präsident die Kandidatur des dänischen Premierministers für den Posten des NATO-Chefs. Polen dürfe sich solche Fehler nicht erlauben, ärgerte sich der polnische Premierminister Donald Tusk über das Verhalten von Kaczynski. Laut dem Regierungschef habe das Staatsoberhaupt die Kandidatur des polnischen Außenministers bewusst ignoriert. Andere Politiker der regierenden Partei Bürgerplattform gingen in ihren Beschuldigungen noch weiter. Das Verhalten von Präsident Kaczynski sei nichts anderes, als eine Zerstörung der polnischen Außenpolitik, ärgerte sich ein prominenter Politiker der Regierungspartei. Laut der Regierungsseite hatte der polnische Präsident genaue Anweisungen erhalten, welche Taktik er bei dem NATO-Gipfel anwenden solle. Es ging vor allem darum, die Wahl des neuen NATO-Chefs – um den Posten kämpfte auch der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski – so lange wie möglich hinauszuzögern. Lech Kaczynski erklärte bei einer Pressekonferenz, er hätte keine Anweisungen bekommen. Man könne doch zwei scherzhaft formulierte Sätze von Außenminister Sikorski nicht wirklich als eine Regierungsinstruktion betrachten. Außerdem sollte man im Falle des Präsidenten nicht von einer Instruktion sprechen. Am Samstag, nachdem die Türkei ihr Veto zurückgezogen hatte, wurde der dänische Politiker Anders Fogh Rassmusen zum neuen NATO-Chef gewählt.

In seinem Kommentar für die Tageszeitung Dziennik, schreibt der Publizist Jacek Karnowski, dass man den polnischen Präsidenten nicht allein für die Niederlage beim NATO-Gipfel verantwortlich machen könne. Eher sei es der Premierminister, der eine Niederlage einstecken musste. Polen habe das Spiel einfach verloren. Und man könne auch ungefähr das Ergebnis ausrechnen - 24 : 2. Mit schwachen Stimmen der Tschechen und Slowaken, konnte der polnischen Präsident nicht viel erkämpfen. Leider sei die Regierungspartei nicht im Stande, die Niederlage mit Würde anzunehmen.

 

DZIENNIK: Ja zum US-Raketenschild

Auch der Besuch des amerikanischen Präsidenten in Prag nimmt in der heutigen polnischen Presse viel Platz ein. Bei einem Treffen mit Präsident Kaczynski und Regierungschef Tusk bestätigte Barack Obama, dass die USA weiterhin an der Stationierung des Raketenschildes in Polen interessiert seien, schreibt die Tageszeitung Dziennik (Tarcza w Polsce Możliwa). Solange die Gefahr seitens des Iran bestehe, wolle Amerika wirksame Sicherheitssysteme ausbauen, sagte Präsident Obama. Polen und Tschechien seien mutig genug gewesen, eines dieser Systeme bei sich stationieren zu lassen. Diese Erklärung sorgte für Überraschung in Polen. Nachdem Barack Obama ins Weiße Haus umgezogen war, wiederholten sich an der Weichsel Kommentare, dass in der amerikanischen Außenpolitik eine sichtbare Veränderung zu erwarten sei. Die meisten Kommentatoren haben erwartet, dass Obama auf das Raketenschild verzichtet, um die Beziehungen mit Russland zu verbessern, so die Tageszeitung Dziennik.

 

ŻYCIE WARSZAWY: Reisen um jeden Preis

Die Warschauer Tageszeitung Zycie Warszawy schreibt heute über die Reiselust der Polen und die Jagd auf Urlaubsschnäppchen. Stunden, bevor das Warschauer Reisebüro „Triada” überhaupt ihre Pforten öffnet, stehen schon über 100 Reiselustige vor dem Eingang. Jeden ersten Sonntag im April gäbt es die Möglichkeit, eine Traumreise zu einem Spottpreis zu kaufen”, erzählt Jacek Dabrowski, Finanzdirektor des Reisebüros. Bereits zum elften Mal organisiert der Reiseanbieter solche Angebote. Erst gegen Mittag wird die Warteschlange vor dem Büro kürzer. Doch wie lange musste man wirklich in der Schlange stehen? Herr Kazimierz, Nummer 14 in der Schlange, harrte seit vier Uhr morgens vor der Tür aus. Das Warten habe sich gelohnt, sagt er überglücklich. Das Ergebnis: 1 Woche Rodos für 699 zl, umgerechnet knapp 160 Euro. Doch wie kann man sich solch eine Reiselust erklären, fragt das Blatt. Die Leute wollen um keinen Preis auf ihre Erholung verzichten und nutzen solche Gelegenheiten aus”, meint Professor Janusz Czapinski, Psychologieprofessor an der Universität Warschau. Aufgrund der Finanzkrise und des schwachen Wechselkurses, werden solche Billigangebote immer lukrativer. Das dachte sich auch die Warschauerin Aleksandra Ostrowska. Letztes Jahr habe sie für 2 Wochen Tunesien 1800 Zloty bezahlt, dieses Jahr wären es über 3000. Etwas anderes als Last Minute könne sie sich einfach nicht leisten, sagt die Warschauerin.

 

RZECZPOSPOLITA: PO-Abgeordnete ganz oben 

Zum Schluss noch ein Trost für die Regierungspartei, deren Mitglied, Radek Sikorski, den Kampf um den Posten des NATO-Chefs am Wochenende verloren hatte. Die Tageszeitung Rzeczpospolita veroeffentlichte heute ein Ranking des Kosciuszko-Institutes über die polnischen Abgeordneten im Europaparlament. Daraus geht hervor, dass die PO Mitglieder Jacek Saryusz-Wolski, Jerzy Buzek i Janusz Lewandowski  zu den aktivsten und fleißigsten Abgeordneten im Europaparlament gehören. Die Bürgerplattform freut sich über dieses Ergebnis und unterstützt ihre Mitglieder. Jerzy Buzek wird sogar als Vorsitzender des Europaparlaments gehandelt. Der aktivste Abgeordnete der oppositionellen PiS ist Konrad Szymanski.

 

kk, am