• 09.04.2009

RZECZPOSPOLITA: Scheinehen seit kurzem auch in Polen

Fast 9 Tausend ausländische Bürger wollen sich jährlich in Polen niederlassen, nachdem sie einePolin oder einen Polen geheiratet haben. Sogar jede vierte dieser Ehen, könnte fiktiv sein, behauptet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Cena ślubu z cudzoziemcem). Doch die Beamten der Standesämter, sogar wenn sie einen Schwindel ahnen, müssen die Zeremonie durchführen. An einer fiktiven Heirat kann ein polnischen Bürger zwischen 15 und 20 Tausend Zloty verdienen. Kein Wunder, dass es an Interessierten nicht fehlt. Den Preis für die Scheinehe zahlen die Polen oftmals erst nach einigen Monaten.

Er habe eine Frau aus dem Kaukasus geheiratet, erzählt Mateusz seine Lebensgeschichte dem Blatt. Sie sei sehr attraktiv gewesen und er hatte gerade finanzielle Probleme. Nach einem Monat sei sie nach Frankreich gegangen. Der junge Pole möchte sich nun scheiden lassen, doch er sei nicht einmal im Stande, dem Gericht die Adresse seiner Gattin anzugeben. Vielen Personen, besonders aus den postsowjetischen Staaten und aus Asien, gibt die Heirat mit einem polnischen Bürger die Chance auf einen legalen Aufenthalt innerhalb der Schengenzone. Die Beamten der Standesämter sind ratlos, da im polnischen Recht der Terminus Scheinehe nicht funktioniert. Die Grenzschützer sind sich der neuen Gefahr bewusst, wissen aber nicht, wie viele Scheinehen in Polen geschlossen werden und wie man dem Schwindel vorbeugen könnte. Und der Markt boomt. In die Suche nach Partnern für Ausländer haben sich bereits organisierte Gruppe engagiert. Diese Woche begann der erste Prozess eines Ehe-Schwindlers. Der Angeklagte Duong T., Besitzer einer Kette von vietnamesisch-chinesischen Restaurants, soll künftige Ehepartner miteinander in Kontakt gebracht und die nötigen Formalitäten für die Scheinehen erledigt haben, so das Blatt Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK: Zähne zusammenbeißen und durchhalten

Das Vermögen der Polen schrumpft. Am Beispiel von zwei Familien zeigt die Tageszeitung Dziennik, wie viel Geld sie aufgrund der Finanzkrise wirklich verloren haben. Familie Kruszynski aus Warschau und Familie Jasinski aus Bialystok haben beide einen Kredit für eine Wohnung in Schweizer Franken aufgenommen. Sie rechneten allerdings nicht mit solch einem rapide steigendem Wechselkurs und einer solch extremen Wertminderung von Immobilien. Jetzt ist Sparen angesagt. Es gäbe keine Süßigkeiten, kein abendliches Weggehen und kein Ballettunterricht für die Tochter mehr, so Marcin Kruszynski. Insgesamt rechnen sie mit einem Verlust von 183 Tausend Zloty. Bei Familie Jasinski aus Bialystok ist die Situation ähnlich. Um den Kredit so schnell wie möglich abzahlen zu können, verzichten sie auf Einkäufe beim Feinkosthändler und kaufen nun beim Discounter ein. Sie werden mit einem Verlust von circa 106 Tausend Zloty leben müssen. Nun bleibt ihnen nichts anderes übrig als die Zähne zusammenzubeißen und auf eine bessere Situation an der Börse zu hoffen.

 

DZIENNIK: Afghanistan – neue Taktik

Bei dem Besuch in Kabul kündigte Präsident Lech Kaczynski eine neue Strategie für das polnische Heer an. Erstens will Warschau seine Soldaten aus ausländischen Missionen in Tschad, Libyen und Syrien, also aus strategisch unwichtigen Gebieten zurückziehen. Dafür soll der Kontingent in Afghanistan verstärkt werden. Die Taktikänderung sei mit der Finanzkrise und mit daraus folgenden Ersparnissen im Verteidigungsministerium verbunden. Polen verzichtet auf diese Missionen, die nicht von der EU oder NATO geleitet sind. Anstatt Geld für kleine Aktionen auszugeben, will sich Warschau auf großen Operationen konzentrieren. Demnächst wird also die polnische Gruppe in Afghanistan auf 2000 Soldaten vergrößert. Weitere 200 sollen in Polen einsatzbereit auf Befehle warten. Die Mission in Afghanistan wird auch mit zwei weiteren Hubschraubern sowie Kampffahrzeugen verstärkt. Seit März kontrollieren polnische Soldaten den Flughafen in Kabul. Schritt für Schritt wird der polnische Kontingent zu einer der wichtigsten NATO-Kräfte auf dem afghanischen Boden, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Kierunek Afganistan). 

 

ŻYCIE WARSZAWY: Emigrationsboom ist vorbei

Immer weniger Ärzte emigrieren ins Ausland und immer mehr entscheiden sich für eine Rückkehr nach Polen. Das berichtet heute die Warschauer Tageszeitung Zycie Warszawy. Im Jahre 2004, als Polen in die EU aufgenommen wurde, lag die Anzahl der ausreisenden Ärzte aus Mazowsze bei 346. Letztes Jahr waren es nur noch 72. Ähnliche Tendenzen lassen sich in allen Teilen des Landes feststellen. Den Emigrationsboom hätten wir schon hinter uns, so Konstanty Radziwil, Vorstandsvorsitzender der Ärztekammer. Ein Teil der im Ausland arbeitenden Mediziner entscheidet sich zu einer Rückkehr und ist in den polnischen Krankenhäusern gern gesehen. Ein Warschauer Spital stellt ab Mai einen Anästhesisten ein, der einige Jahre in  England gearbeitet hat. Es sei ein junger, sympathischer Arzt, der zurückkehren wolle und wieder in Polen arbeiten möchte, so Anna Sukmanowska von dem Krankenhaus, das den jungen Arzt einstellen will.