• 17.04.2009

GW/Rzeczpospolita: Wirtschaftskrise am wenigsten in Polen spürbar

Heutige Zeitungsmeldungen bestätigen, dass die weltweite Wirtschaftskrise Polen am wenigsten treffen wird. Aus einer von der Gazeta Wyborcza zusammengestellten Liste geht hervor, dass die industrielle Produktion – ein ausschlaggebender Indikator der Konjunktur – hierzulande um nur 12 Prozent zurückgehen wird. Ähnlich gut werden die globale Rezession Dänemark, Holland und Griechenland überstehen. Im Vergleich zu den anderen EU – Staaten wie Ungarn, Slowenien oder auch Deutschland, wo der Produktionsrückgang auf über 20 Prozent geschätzt wird, stimmen die Wirtschaftsprognosen für Polen nicht ganz pessimistisch.

Autoindustrie in Deutschland und Polen am stärksten

Positive Signale gibt es auch auf dem Automarkt, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita. Polen ist neben Deutschland das einzige Land, in dem der Autoverkauf nicht sinkt. Die in Deutschland eingeführten Maßnahmen zur Förderung der Autoindustrie - die Abwrackprämie zeigte auch östlich der Oder ihre Wirkung, schreibt das Blatt. Die Marktanalytiker schätzen, dass 10 Prozent der verkauften Autos in Polen von deutschen Kunden erworben wurden.

Gazeta Wyborcza: Frauen finanziell schlechter als Männer gestellt


Eine ärgerliche Lektüre für ihre Leserinnen bietet die heutige Gazeta Wyborcza. Junge Absolventinnen in Polen verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen mit dem gleichen Hochschulabschluss. Die größten Unterschiede in den Gehältern gibt es allerdings in den so genannten freien Berufen. Besonders spürbar sind sie in dem künstlerischen Bereichen. Die Männer verdienen hier bis zu 60 Prozent mehr als die Damen. Gewisse Ungerechtigkeiten gibt es auch auf anderen Berufsfeldern – so verdienen die Medizinabsolventinnen 40% weniger als ihre Kollegen, auch in der Industrie und Technik können sich die Männer höherer Gehälter erfreuen - meistens bekommen sie um ein Drittel mehr Geld auf ihr Konto als Frauen, die die gleiche Arbeit leisten. Die Unterschiede werden jedoch oft auf das kleinere Arbeitsengagement der jungen Frauen zurückgeführt – oft erziehen sie kleine Kinder und nehmen weniger Aufträge auf, übernehmen keine Zusatzstunden und sind auch weniger flexibel. Doch nicht ganz unbedeutend sind auch die immer noch geltenden Stereotypen, dass Frauen immer eine etwas schlechtere Arbeitsleistung als die Männer bieten würden, so Gazeta Wyborcza.

Rzeczpospolita: Keine ganze Wahrheit über Reich - Ranicki


Polnische, in Deutschland gut bekannte Namen sorgen auch in Polen für Schlagzeilen. Das Blatt Rzeczpospolita schreibt einen kritischen Kommentar über den deutschen Dokumentarfilm, der das Leben und Schaffen von Marcel Reich – Ranicki zeigt. In der ARD – Produktion wird zwar der Lebenslauf und das Lebenswerk des berühmten Literaturkritikers geschildert, doch einige seiner Aktivitäten zu der Zeit des kommunistischen Regimes wurden einfach verschwiegen, so das Blatt. Marcel Reich - Ranicki wurde in dem polnischen  Wloclawek geboren, dann siedelte er nach Berlin über. Im Jahr 1938 musste er als polnischer Jude die deutsche Hauptstadt verlassen, er landete in dem Warschauer Ghetto. Nach dem Krieg arbeitete er im Außenministerium und im Ministerium für Staatssicherheit. Später entdeckte er seine Leidenschaft für Literatur und war unter anderen für die Deutsche Redaktion des Polnischen Rundfunks tätig.

Weisse Flecken im Reich - Ranickis Lebenslauf

Was jedoch nicht in dem Film erwähnt ist, ist die Tatsache, dass Reich – Ranicki auch als Agent der Staatssicherheit im Einsatz war. Über mehrere Jahre hat der berühmte Kritiker mit dem kommunistischen Nachrichtendienst zusammengearbeitet, inklusive einer Spionagetätigkeit in Berlin. Er hätte vielen Menschen geschadet haben können, lautet die These in der Rzeczpospolita. Ganz sicher ist eines – es gibt niemanden, dem er damals geholfen habe – sagt Gerhard Gnauck, Korrespondent der deutschen Zeitung „Die Welt“. Wie man das Lebenswerk von Reich – Ranicki in Polen und Deutschland betrachtet und bewertet, dieser Unterschied zeigt am besten die verschiedenen Betrachtungsweisen der Vergangenheit in den beiden Ländern.

md