DZIENNIK: Polen hat den Test nicht bestanden
Die „Schweinegrippe“ dominierte heute die ersten Seiten der polnischen Zeitungen. Polen sei auf eine eventuelle Epidemie nicht vorbereitet, warnt die Tageszeitung Dziennik (Polska niegotowa na epidemię). Laut dem Blatt wolle die polnische Regierung nur mit Flugblättern gegen die Pest antreten. Der Virus erreichte bereits Europa, schreibt das Blatt. Die polnische Gesundheitsministerin Ewa Kopacz versichert aber, dass die Situation unter Kontrolle sei. Es gäbe in Polen keine Schweinegrippefälle, beruhigte gestern die Ministerin. Am späten Abend aber, haben ihre Worte an Aktualität verloren. In einem Krankenhaus in Zielona Gora tauchte eine Frau auf, die gerade aus Mexico zurückgekehrt ist, und sich seitdem ungesund fühlen würde. Ist die Frau allein nach Polen gekommen? Wenn nicht, wie geht es den anderen Touristen? Keiner versuchte es zu prüfen. Genauso, wie es keine zu prüfen versuchte, wie viele Menschen aus Mexiko überhaupt nach Polen gekommen sind. Weder das Gesundheitsministerium, noch das polnische Außenministerium wissen auch, wie viele Polen sich derzeit in Mexico aufhalten würden. Laut Schätzungen fliegen jede Woche ca. 160 Personen aus Polen nach Mexico.
Neben Naturkatastrophen seien Epidemien der beste Test für das Funktionieren der Staatsverwaltung, schreibt in seinem Kommentar für die Tageszeitung Dziennik (Trzeba powstrzymać strach) der Publizist Andrzej Talaga. Dieser Test zeige, wer einen stabilen Staat aufgebaut hatte, und wer daran noch arbeiten müsse. Polen befinde sich in der zweiten Gruppe, urteilt der Publizist. Eine Epidemie sei gleich doppelt gefährlich. Bevor sie zu töten beginnt, ruft sie Angst hervor. Diese Angst sei im Stande, einen ganzen Staat zu destabilisieren. Nicht wegen der Bakterien, sondern wegen Angst sei doch die Börse gestern ins Stocken gekommen. Eine schnell handelnde Administration beuge nicht nur dem Virus, sondern auch einer Eskalierung der Angst vor. Die Polen würden dramatische Bilder aus Mexico sehen und beunruhigende Nachrichten aus anderen europäischen Staaten hören. Welche Maßnahmen wurden aber in Polen unternommen? Gar keine. Die Flugblätter, die auf dem Warschauer Flughafen verteilt werden, werden die Krankheit nicht stoppen können.
GAZETA WYBORCZA: Zimmerman Skandallist
Der polnischstämmige Star-Pianist Krystian Zimmerman sorgte für einen Skandal in den USA, berichtet die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (Zimmerman wywołuje skandal w USA). Der Musiker kündigte an, er werde nicht mehr in den Vereinigten Staaten auftreten. Der Pianist hat sich für seine Bekanntmachung einen besonderen Zeitpunkt ausgesucht. Mitten in seinem Konzert im Walt Disney Concert Hall in Los Angeles sagte Krystian Zimmerman, er werde nie wieder in einem Staat spielen, dessen Armee die ganze Welt unter Kontrolle haben wolle. Laut Zimmerman habe Amerika wertvollere Exportgüter, als nur sein Militär. Mehrere Personen haben nach dieser Aussage den Konzertsaal verlassen, andere haben gepfiffen. Nachdem der Musiker aber sein Repertoire zu Ende aufgeführt hatte, spendete ihm das Publikum großen Beifall. Der weltberühmte Pianist Krystian Zimmerman ist für seine unkonventionelle Äußerungen bekannt. Er hat sich scharf gegen die Einführung des Kriegsrechts in den 80-er Jahren in Polen ausgesprochen. Das Projekt des US-Antiraketenschildes, das in Polen und Tschechien lokalisiert werden sollte, nannte der Musiker während seines letzten Polen-Tournee einen Kinderkram. Auf die Frage, ob ein Künstler Stellung zu politischen Projekten nehmen sollte, antwortete Zimmerman, er reagiere nicht als ein Künstler, sondern als ein Mensch.
kk