DZIENNIK: Zwei schaffen es nicht
Der Wettlauf um die EM 2012 geht in die entscheidende Phase. Wahrscheinlich morgen wird inoffiziell bekannt gegeben, in welchen Städten die Fußballmeisterschaft ausgetragen wird. Nicht nur Fortschritte im Stadionbau, Autobahnen und Hotels können das Ergebnis beeinflussen, schreibt das Blatt Dziennik (Walka o Euro 2012 weszła w decydującą fazę). Großen Einfluss auf die endgültige Entscheidung werden auch Politiker und Sportfunktionäre haben. In Poznan und Chorzow herrscht eine wesentlich schlechtere Atmosphäre als in den vier anderen polnischen Städten, die sich um die Austragungsrechte bemühen. Wahrscheinlich werden eben die großpolnische Hauptstadt sowie die oberschlesische Metropole den Kampf verlieren. Offiziell wird UEFA-Chef Michel Platini die glücklichen 8 Städte aus Polen und der Ukraine am 13 Mai bekanntgeben. Bei der Fußballeuropameisterschaft wollen aber 12 mitmachen. Jemand wird es nicht schaffen.
Poznan galt noch vor kurzem als Favorit. Doch in den letzten zwei Jahren hat sich die Situation stark verändert. Bei der letzten Kontrolle wurde gerade die großpolnische Hauptstadt von UEFA-Experten am meisten kritisiert. Das Stadion im schlesischen Chorzow gehört zu den symbolträchtigsten Sporteinrichtungen in ganz Polen. Doch Tradition allein könnte zu wenig sein, urteilt das Blatt. Anders sieht die Situation an der Küste aus. Gdansk beeindruckte die UEFA-Funktionäre sehr stark. Darüber hinaus unterstützt seine Heimatstadt in den Bemühungen um die EM Premierminister Tusk. Mit Danzig wird auch Lech Walesa in Verbindung gebracht. Auch Wroclaw kann mit starker politischer Unterstützung rechnen. Aus Breslau kommt der jetzige Vizepremier Grzegorz Schetyna. Eine Niederlage Breslaus in dem Lauf um die EM könne sich Schetyna wohl nicht vorstellen, meint das Blatt. Der große Gewinner ist Krakow. Die kleinpolnische Metropole war noch vor zwei Jahren nur auf der Ersatzbank. Die UEFA konnte aber nicht verstehen, wieso eine solch wunderschöne Stadt bei der EM nicht mitmachen sollte. Somit ist sich Krakau schon heute seiner Teilnahme an dem Fußballfest in drei Jahren sicher. Ähnlich sieht es mit Warschau aus. Die hauptstädtischen Beamten können ruhig schlafen.
ŻYCIE WARSZAWY: Alle wollen die Warschauer U-Bahn bauen
Es sollte eine der wichtigsten Investitionen in der polnischen Hauptstadt vor der EM 2012 werden: die zweite U-Bahn Linie. Wann sie aber entstehen wird, ist ungewiss, berichtet die hauptstädtische Tageszeitung Życie Warszawy (Wojna koncernow o metro). Gestern wurde der Gewinner einer Ausschreibung bekannt gegeben – eine italienisch-türkische Firma. Der spanische Konkurrent kann die Entscheidung der Warschauer Beamten aber nicht akzeptieren. Die Italiener würden den Warschauer Markt nicht kennen. Aus diesem Grund sei ihr Projekt schlecht kalkuliert worden. Für dieses Geld sei es unmöglich, das Projekt richtig zu realisieren, kritisieren die Spanier den Gewinner. Die Italiener nehmen diese Argumente nicht ernst und antworten, ihr Konsortium hätte bereits U-Bahn Linien in Neapel, Mailand, Kopenhagen gebaut. Und in Rom hätten sie sich gerade mit der Linie C unter dem Kolosseum durchgeschlagen. Der antike Bau sei noch nicht zusammengestürzt. Laut Warschauer Beamten sei der ausgewählte Vorschlag realistisch eingeschätzt worden. Man habe Preise in der ganzen EU miteinander verglichen. In Warschau würde ein Kilometer der U-Bahn Linie 136 Millionen Euro kosten. In Rom seien es 108, in Toulouse 92 und in Barcelona 80 Millionen Euro, so ein Warschauer Beamter in der Tageszeitung Życie Warszawy.
RZECZPOSPOLITA: Cyberbibliothek scheidet die Geister
Der amerikanische Computergigant Google stellt eine virtuelle Bibliothek auf die Beine. In diese Cybereinrichtung sollen auch Bücher polnischer Autoren erscheinen. Nicht alle sind glücklich darüber. Die populäre Schriftstellerin Malgorzata Musierowicz meint, sie wüsste nichts davon, möchte aber in der Bibliothek nicht präsent sein. Ähnlich reagiert der Schlesier Wojciech Kuczok. Wenn er erfahre, die Amerikaner hätte etwas beschlossen, was mit seiner Person verbunden ist, entstehe in ihm das Bedürfnis, sich dagegen zu wehren. Eine andere Meinung vertritt der Bestseller-Autor Janusz L. Wisniewski. Er unterstütze die Idee der Amerikaner. In der digitalen Bibliothek werde man viele Manuskripte aufbewahren können. Google werde ihm ermöglichen, in einem gewissen Sinne unsterblich zu werden und, pragmatisch gesehen, auch den Zugang zu Lesern von außerhalb Polens gewähren.
kk