Rzeczpospolita: Papstbesuch in Israel
Der Besuch des deutschen Papstes in Israel wird auch in der polnischen Presse breit kommentiert. In der Zeitung Rzeczpospolita bringen Historiker, Theologen und Soziologen ihre Meinung zum Thema der Schuldbekenntnis der katholischen Kirche gegenüber den Juden.
Der Soziologe Professor Ireneusz Krzeminski vertritt die Ansicht, dass der Papst während seines Israelbesuchs viel detaillierter auf den christlichen Antisemitismus hätte eingehen sollen. Seit Jahren seien Fälle der antijüdischen Haltung in der katholischen Kirche bekannt, sie würden immer noch auftreten. Schade, dass das jetzige Oberhaupt der katholischen Kirche in dieser Hinsicht so zurückhaltend sei. Dass es ihm so schwer falle, sich mit den schwarzen Kapiteln der Vergangenheit zu konfrontieren. Von solch einem raffinierten Intellektuellen hätte man erwartet, dass er zugeben könne, wie sehr die christliche Kultur vom Antisemitismus gekennzeichnet worden sei - so die Kritik des Soziologen Ireneusz Krzeminski.
Ganz anders wird der Israelbesuch von dem Theologen und Priester Waldemar Chrostowski bewertet. Die katholische Kirche führe die Abrechnung mit ihrer Vergangenheit schon seit Dekaden. Man vergesse bloß so leicht, dass der Vatikan schon mehrmals das Phänomen des Antisemitismus und den Holocaust verurteilt habe. Was sei also der Zweck des Geredes, fragt Priester Chrostowski. Solle sich die Kirche etwa Tausendmal für die Sünden der anderen entschuldigen? Anscheinend gebe es Kreise, die sehr viel Wert darauf legen würden, dass die Vergangenheit der Kirche ausschließlich als eine düstere Periode dargestellt werde.
Der Philosoph Stanislaw Krajewski, sagt dazu – weniger wichtig sei, ob nun Benedikt der XVI das Wort „Entschuldigung“ ausspreche. Alle sollen einsehen, was für eine Rolle die katholische Kirche im Prozess der Judenvernichtung gespielt habe. Das Problem sei, dass der Papst das Verbrechen des Holocausts zwar verurteile, doch nicht zugeben wolle, dass auch die katholische Kirche schuld an dem Leid der Juden trage.
Dziennik, GW: Włodzimierz Cimoszewicz mit großen Chancen für den Posten des Generalsekretärs im Europarat
Wlodzimierz Cimoszewicz, der ehemalige Ministerpräsident Polens, habe immer größere Chancen für den Posten des Generalsekretärs im Europarat, schreibt die Gazeta Wyborcza. Cimoszewicz befindet sich in der Endrunde und habe nur noch einen Rivalen, den ehemaligen Regierungschef Norwegens Thorbjoern Jagland. Die endgültige Entscheidung über die Wahl des Generalsekretärs werde wahrscheinlich im August fallen, verrät der Zeitung Dziennik Ministerpräsident Donald Tusk. Die Chancen des polnischen linken Politikers, den Norweger zu besiegen, werden als immer besser eingeschätzt. Angeblich habe Cimoszewicz einen kleineren Kritikerkreis als sein Rivale Jagland, heißt es in Diplomatenkreisen. Zwar werden beide Politiker mit linken Gruppierungen assoziiert, doch der Pole werde für weniger Links gehalten und könne somit auch auf die Stimmen der liberalen hoffen. Nach Informationen des Blattes befürworte die Kandidatur Cimoszewiczs auch der russische Premier. „Wenn wir gemeinsam für Cimoszewicz werben, ohne darauf zu achten, welche politischen Sympathien wir haben, so werde der polnische Expremier den Posten des Generalsekretärs im Europarat bekommen.“, versicherte in einem Interview der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski.