RZECZPOSPOLITA: Neue Landkarte der Arbeitslosigkeit
Nicht nur die Probleme der großen polnischen Unternehmen, sondern auch die Situation bei Polens europäischen Nachbarn wirkt sich auf den polnischen Arbeitsmarkt aus, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Kryzys tworzy nową mapę bezrobocia). Viele Exilpolen kehren in ihr Heimatland zurück und können hier keinen neuen Job finden. Am Schlimmsten soll es im November und Dezember gewesen sein. In den Grenznahen Regionen wurden damals viele Arbeiter entlassen, außerdem seien viele Exilpolen zurückgekehrt, sagt ein Beamter in einem Niederschlesischen Arbeitsamt. In dieser Gegend ist die Arbeitslosigkeit am schnellsten gestiegen, informiert das Blatt. Langsam stabilisiert sich die Situation, aber die neue Landkarte der Arbeitslosigkeit sehe anders als vor dem Beginn der Krise aus. Viele Menschen in den Regionen, die noch vor wenigen Monten als wohlhabend und perspektivenreich galten, haben jetzt keine Arbeit. Die Arbeitslosenquote ist vor allem in Niederschlesien, Oberschlesien und in Pommern gestiegen. Besonders betroffen von den Folgen der Finanzkrise sind die Regionen, die in den letzten Jahren viele Investoren aus dem Ausland gewonnen hatten. Die rapide steigende Zahl der Arbeitslosen ist auch mit Entlassungen von Polen in ausländischen Firmen verbunden. Die erste Welle der Arbeitslosen kam aus dem Ausland, erst die zweite haben Entlassungen in Polen verursacht. Zum Beispiel die Skoda-Fabriken in Tschechien stellten gern polnische Arbeiter an. Diese pendelten täglich zwischen ihrem polnischen Zuhause und der tschechischen Firma. Als die Krise kam, wurden sie als erste gefeuert.
RZECZPOSPOLITA: Hinkende Demokratie
Die Wahlen im Jahre 1989 waren für die polnische Demokratie ein Neuanfang. Aus Anlass des 20. Jubiläums der ersten freien Wahlen in Polen fragte die Tageszeitung Rzeczpospolita (Polacy: kulawa demokracja) ihre Leser, wie sie das neue politische System in Polen beurteilen würden. Die Ergebnisse sind nicht gerade sehr zufriedenstellend. Fast 40% der Befragten vertrat die Meinung, die Demokratie in Polen würde schlecht funktionieren. Nur jeder Vierte war mit dem Stand der polnischen Demokratie zufrieden. Sie verstehe die Ergebnisse sehr gut, sagt die Soziologin, Professor Jadwiga Staniszkis. Manche Aspekte des demokratischen Systems seien den Polen sehr gut gelungen, andere seien schlecht ausgefallen. Daher beurteilen die Polen ihr System nicht eindeutig. Laut Staniszkis haben viele das Gefühl, keinen Einfluss auf die Politik ausüben zu können. Diese Überzeugung sei nicht haltlos. Die polnische Wahlverordnung sei unverständlich, die Finanzierung der politischen Parteien in ihrer jetzigen Form verursache, dass junge Politiker einen sehr schweren Zugang zur Politik haben und zwischen dem Business und der Politik kommt es sehr oft zu Skandalen. Das alles wirkt sich auf ein sehr kritische Einstellung der Bürger gegenüber dem System aus, führt Staniszkis fort.
GAZETA WYBORCZA: Der Ort, wo die Freiheit geboren wurde
Dem Werbespot der Europäischen Kommission, der 20 Jahre Freiheit in Osteuropa ehren sollte, haben in Polen viele etwas auszusetzen gehabt. Nun hat auf Bestellung der Bauernpartei PSL eine private Firma einen neuen Film gedreht. Der neue Spot enthält die Meilensteine der neusten polnischen Geschichte: Arbeiterproteste aus den 70-er Jahren, Johannes Paul den II. in Polen, Lech Walesa in der Danziger Werft, den Runden Tisch, den ersten nichtkommunistischen Premierminister Tadeusz Mazowiecki und Lech Walesa im amerikanischen Kongress. Es gibt auch ausländische Akzente: Vaclav Havel und den Fall der Berliner Mauer. Dieser Spot wird im amerikanischen Fernsehkanal CNN Anfang Juni mehrmals ausgestrahlt. Der Titel der 30-Sekunden langen Spots lautet: Polen – der Ort, wo die Freiheit geboren wurde.
kk