Die heutigen Blätter befassen sich weiterhin mit den Europawahlen und wie sich die politische Landschaft in Polen und Europa mit dem Wahlergebnis verändern wird. Denn Europa wird sich ändern, schreibt zum Erfolg der Mitte-Rechts-Parteien und zur Niederlage der Linken die konservative polnische Tageszeitung "Rzeczpospolita":
"Die Weltkrise schien ein idealer Nährboden für alle Befürworter des Interventionismus zu sein. Die Wähler hören in solchen Zeiten gern auf schöne Versprechen, die gewöhnlich der Linken leichter über die Lippen gehen. Wenn Gehälter sinken und Arbeitsplätze bedroht sind, wenden sich die Menschen gern an jene, die einfache Lösungen versprechen. Diesmal war es aber nicht der Fall. Die Wähler hatten für Mitte-Rechts-Parteien gestimmt, die schwierigere aber wohl vernünftigere Lösungen anbieten.
Eine Krise erlebt dagegen die europäische Linke. Es fehlt ihr ein charismatischer Politiker wie Tony Blair. Gordon Brown ist nicht Mal ein Schatten seines Vorgängers. Bundeskanzler Gerhard Schröder trat vor langer Zeit im schlechten Stil ab. Die Linke hat heute weder starke Führer, noch frische oder attraktive Ideen. Hauptrolle spielen in Europa die Führer der gemäßigten Rechte: Nicolas Sarkozy und Angela Merkel." – lesen wir in der „Rzeczpospolita“.
Rzeczpospoilta: EP- Präsident Jerzy Buzek?
Zu einem neuen Führer in Europa könnte sich bald der polnische Politiker Jerzy Buzek mausern. Dank seines herausragenden Wahlergebnisses wachsen seine Chancen auf das Amt des Präsidenten des Europäischen Parlaments. Allerdings könne dieses Amt nur zu einem hohen Preis erworben werden, denn die Bürgerplattform (PO) müsse im Gegenzug auf zwei Vorsitze von EP-Ausschüssen verzichten. In der bisherigen Legislaturperiode hatte die PO den Vorsitzenden des Ausschusses für Auswärtige Politik sowie die Vizevorsitzenden der Ausschüsse für Haushalt und Regionale Fragen. Nicht desto trotz, die Sterne für den polnischen Kandidaten stehen mehr als gut. Unterstützung für Buzek seitens der deutschen Christdemokraten sei so stark, dass Buzek fast am Ziel sei. Ein CDU-Politiker erklärte gegenüber der Gazeta Wyborcza: „Buzek ist uns näher als Mauro und darüber hinaus ist er ein Kandidat aus dem neuen Europa“.
Dziennik: Das harte Leben eines Autofahrers
Kilometerlange Staus, wütende rote Gesichter, hunderte Hupen in allen Tonlagen – so sieht der Alltag eines jeden Autofahrers in Warschau aus. Doch es soll bald noch schlimmer kommen. Die Behörden bereiten für das lange Wochenende ein Horrorszenario vor. Die Hauptarterien stehen vor grundlegenden Renovierungsarbeiten. Das Problem dabei sei, schreibt das Blatt Dziennik, das die Arbeiten mindestens einen Monat lang dauern werden und nicht wie zuerst versprochen 2 Wochen. Um sich die Nerven zu schonen kann man natürlich zur Straßenbahn umsteigen. Die Hauptstadt hat das am weitesten ausgebaute Schienennetz in Europa. Dieses wird aber seit einigen Wochen ebenfalls renoviert und die meisten Linien stehen still. Eine alternative Lösung, abgesehen von der überfüllten U-Bahn, sei das Fahrrad. Seit Jahren verzeichne man in Warschau einen konstanten Fahrradzuwachs, schreibt Dziennik. Es gibt zwar kaum Fahrradwege, dennoch wurden seit Anfang des Jahres zehn Tausend neue Velos verkauft. Ganz zur Freude der Umwelt und der Kondition.
jc