• 09.07.2009

Rzeczpospolita: Weniger Vertrauen zu dem Papst

Das katholische polnische Volk verliert immer mehr das Vertrauen zum Papst. Die Tageszeitung Rzeczpospolita präsentiert Ergebnisse einer Umfrage, die das Institut für Soziologie an der Stefan Wyszynski Universität in Warschau durchgeführt hatte. Die Bilanz? Die Polen vertrauen dem Papst weniger als noch vor 10 Jahren. Um 10 Prozent ist die Anzahl der Menschen gesunken, die ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem Oberhaupt der katholischen Kirche deklarieren. Aus den Untersuchungen des Instituts geht ebenfalls hervor, dass sich die Menschen in Polen von ihrem Glauben nicht entfernen, doch sie praktizieren weniger intensiv. Religiöse Feste werden seltener gefeiert, Gottesdienste weniger besucht.

Gleichzeitig aber, wie die Umfrageergebnisse zeigen, ist die Akzeptanz der katholischen Moral gewachsen. So gibt es eindeutig weniger Menschen des katholischen Glaubens, die die Abtreibung akzeptieren. Die Einstellung der polnischen Katholiken zu dem Glauben und zu der Institution Kirche verändert sich, schreibt das Blatt. Zu dem Nachfolger von Johannes Paul dem Zweiten, haben die Polen ein deutlich kleineres Sentiment. Was jedoch völlig verständlich sei, denn die Menschen identifizieren sich mehr mit jemanden, der ihnen durch die gleiche Sprache oder Herkunft näher stehe, erklären die Soziologen. Dazu kommt noch, dass der deutsche Papst anders mit den Gläubigen kommuniziere. Seine Sprache sei kompliziert, seine Aussagen hätten selten eine klare Pointe, was für die Massen wichtig sei. Die Tatsache, dass er Deutscher sei, spiele dabei keine Rolle. Und dennoch solle der Rückgang des Vertrauens der polnischen Katholiken gegenüber der Kirche die Bischöfe beunruhigen, meinen die Soziologen. Was den Respekt der christlichen Werte anbelange so verbessern sich die Statistiken. Immer weniger Polen akzeptieren die Scheidung einer Ehe, den ehelichen Betrug lehnen 90 Prozent der Befragten ab.

Rzeczpospolita: Madonna kontra die Heilige Maria


Um den polnischen Katholizismus laut, ist es derzeit in der Welt auch dank des für den 15. August geplanten Konzerts des Superstars Madonna. Sogar in Indien – wie ebenfalls das Blatt Rzeczpospolita meldet – gibt es Nachrichten über den angeblichen Skandal um das Konzert. Die amerikanische Popkönigin, deren Künstlername auch ein anderer Name der Heiligen Maria ist, wählte sich als Datum ihres Auftritts den 15. August. An diesem Tag wird in Polen die Himmelfahrt der Heiligen Maria begangen. An der Weichsel gibt es in den erzkatholischen Kreisen tatsächlich Proteste gegen die Show der Sängerin.

Madonna willkommen, Konzerttermin unpassend

Doch, wie die Rzeczpospolita betont, protestieren die Gläubigen nicht gegen den Auftritt der oft provozierenden Madonna, sondern gegen den Konzerttermin. Neben dem Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz, äußerte sich auch Expräsident Lech Walesa dazu. Der 15. August sei tatsächlich ein Fest des polnischen Glaubens. An so einem Tag sollten solche Konfrontationen, wie die  der nachdenklichen Feststimmung und des Auftritts der oft bescheiden bekleideten Amerikanerin vermieden werden, sagte der Zeitung Lech Walesa. Dabei sei in Polen gut bekannt, dass antikatholische Provokationen von Madonna ein Bestandteil ihrer Marketingstrategie seien. Doch nie widmeten diesen Tricks die Medien so viel Aufmerksamkeit. In der Welt wird mit einer übertriebenen Sorgfalt und Ergiebigkeit über den Konflikt um das Konzert in Warschau berichtet. Man wolle zeigen, dass die polnischen Katholiken rückständig seien, lauten die Thesen in der Rzeczpospolita. Doch in Wirklichkeit habe die Aktion der katholischen Kreise nicht einen solchen Ausmaß, wie dargestellt werde. Viele ähnliche Aktionen in der Vergangenheit, zum Beispiel gegen kontroverse Filmproduktionen, seien intensiver gewesen, aber schon lange in Vergessenheit geraten. 

md