Gazeta Wyborcza: Köhler: "Polen liegt mir sehr am Herzen"
Der Besuch des deutschen Staatspräsidenten Horst Köhler in Polen spiegelt sich auch in der Presse wider. Gazeta Wyborcza veröffentlicht ein umfangreiches Interview mit dem Staatsoberhaupt der Bundesrepublik, dessen Schwerpunkt das Verhältnis zum Nachbarland Polen ist. Der in dem polnischen Ort Skierbieszow/Heidenstein geborene Köhler, der mit seinen Eltern Richtung Westen fliehen musste, nachdem die Rote Armee ihre Befreiungsaktion fortsetzte, halte sich selbst für keinen Vertriebenen. Seine aus Bessarabien stammenden Eltern und ihre acht Kinder mussten manchmal fliehen, manchmal wurden sie übersiedelt. Aber vertrieben seien sie nicht gewesen, erklärt Köhler. Die Erfahrungen aus dem Jahr 1945 würden für ihn bedeuten, dass Deutschland nie wieder einen Krieg beginnen dürfe. Die Verantwortung für den zweiten Weltkrieg müssten die Deutschen allein auf sich nehmen. Daraus resultiere die Pflicht, sich für die Einigung Europas voll einzusetzen, sagt der Gazeta Wyborcza Horst Köhler. Dabei würden ihm persönlich die Beziehungen zu Polen besonders – aufgrund seiner Herkunft – am Herzen liegen. Köhler äußerte auch den Wunsch, seinen Geburtsort zu besuchen. Dort in Skierbieszow wolle er über die Zukunft sprechen. Auf die gegenwartsbezogene Frage, ob die Aktivitäten der deutschen Vertriebenen nun Angst den Polen einjagen sollten antwortet der deutsche Präsident mit einem klaren Nein. In Deutschland geben es keine bedeutende politische Gruppe, die die Geschichte fälschen möchte. Nur einzelne Politiker würden nicht immer den richtigen Ton einschlagen. Doch was man hier brauche sei die gegenseitige Empathie. Das Vorstellungsvermögen, sich in die Haut des anderen einfühlen zu können, erweitere die eigenen Horizonte und gebe uns Kraft, sagte Köhler. In den deutsch – polnischen Beziehungen geben es keinen Platz für gegenseitige Ansprüche, Beschuldigungen etc. „Wir sollten den Leiden der Menschen, die Opfer des zweiten Krieges waren gedenken. Aber wir müssen zusammenarbeiten“, so die Worte des Bundespräsidenten.
Meinungsunterschiede sind kein Hindernis für die Zusammenarbeit
Die Frage nach den Unterschieden in den Interessen der beiden Länder, wie zum Beispiel der energetischen Sicherheit erwiderte Hans Köhler mit der Feststellung, dass Meinungsverschiedenheit nicht zu vermeiden seien, auch wenn man kooperiere. Dass man sich aber letztendlich helfe innerhalb der EU, dies zeigt am besten die jetzige Wirtschaftskrise in Europa. Gemeinsame Handlungen sind unternommen worden, das Bewusstsein der Europäer sei schon stark genug ausgeprägt – Protektionismus und Homophobie vertiefen nur wirtschaftlichen Krisen. Das zeigte die Weltkrise der 30 – er Jahre. Heute wisse man – im 21 Jahrhundert um Erfolge zu feiern müsse man den anderen helfen, so das Schlusswort des Bundespräsidenten in dem Gespräch mit der Tageszeitung Gazeta Wyborcza.
Rzeczpospolita: Bella Italia weiterhin beliebt aber teuer
An Reisen, nur etwas weniger offiziellen denken auch sonst viele Polen. Was sind die beliebtesten Urlaubsziele der Polen in den wirtschaftlich schlechten Zeiten? Spanien, Griechenland und Italien – zeigen Ergebnisse der von der Zeitung Rzeczpospolita durchgeführten Umfrage. Die Hälfte der Befragten ziehe Europa für die Erholungszeit vor. Für viele Menschen ist die Exotik immer noch ein Stress. Die meisten Polen schätzen es, wenn es in der Urlaubszeit anders als zu Hause ist, doch weiterhin irgendwie heimisch bleibt. Auch das in Griechenland oder Italien herrschende Klima erweist sich für die Slawen am besten. Mehr Sonne als zu Hause, doch keine afrikanische Hitze. Doch trotz des Sentiments für die südlichen Länder bleiben in dieser Feriensaison viele Polen zu Hause. Der teure Euro macht den Auslandsurlaub derzeit weniger attraktiv. So ist die Existenz zahlreicher Reisebüros auch bedroht, lesen wir weiter, auf den Wirtschaftsseiten der Rzeczpospolita. Die Probleme der Branche seien Ergebnis der falschen Währungskalkulation, erklären Marktanalytiker. Der Ausmaß und Folgen der Wirtschaftskrise für ihre Kunden hätten die Reiseunternehmen ebenfalls unterschätzt. Die oft reduzierten Ausflüge oder sonstige Sondeangebote der Reisebüros führten zu einer drastischen Verschlechterung ihrer Finanzlage.
md