• 03.08.2009

Rzeczpospolita: Urlaubsreisen lieber selbst organisieren. Der Reisesektor steckt in der Krise.

90 Reisebüros befinden sich derzeit auf der polnischen Liste der Verschuldeten Firmen, meldet die Tageszeitung Rzeczpospolita. Nachdem neulich die Reiseagentur „Kopernik“ bankrott ging, spekuliert man in der Branche welche anderen Großunternehmen bedroht sein könnten. Auch die Kunden, die bereits ihren Urlaub gebucht und bezahlt haben, fürchten nun, ob sie an ihr Urlaubsziel gelangen, schreibt die Tageszeitung. Die Finanzkrise habe den Reisesektor sehr getroffen, sagt Krzysztof Wojtkiewicz von der Polnischen Kammer für Touristik. Zu den Zeiten der Hochkonjunktur nahmen die Polen sehr gerne die Dienstleistungen der Reisebüros in Anspruch. Von Jahr zu Jahr verbrachten sie immer öfter ihre freien Tage im Ausland. Die Touristikbranche florierte, und zeigte wenig Demut – die meisten Reisunternehmen erstellten deswegen genauso gute Prognose für die Zukunft.

Trotz der ersten Anzeichen der Wirtschaftskrise bereiteten sie günstige Angebote vor, sie hofften auf viele Kunden. Doch die sich verschlechternde ökonomische Lage und der äußerst ungünstige Wechselkurs des polnischen Zloty, hatten zur Folge, dass deutlich weniger Polen als in den vergangenen Jahren sich einen Reisebüro- Urlaub gönnten. Die Reiseagenturen verzeichnen nun Verluste, da sie Übernachtungen und Transporte gebucht haben, die sie später nicht verkaufen konnten. Doch diese müssen, obwohl sie nicht genutzt werden, bezahlt werden, wodurch die Kosten der Agenturen beträchtlich steigen. 90 Firmen aus der Branche sind derzeit verschuldet, die Anzahl der Unternehmen, die nicht zahlungsfähig werden, steigt rapide, warnt die Rzeczpospolita.

 

Newsweek: "Kultur- autonomes" Slask/Schlesien 

Wer sich nicht mit einem Reisebüro ins Ausland wagt, kann in dieser Feriensaison einen Ausflug nach Schlesien machen. Die Region gewinnt an Attraktivität - diese Schlussfolgerung ergibt sich aus der Lektüre des Wochenmagazins Newsweek. Die Schlesier sind sehr darum bemüht die kulturellen Eigenheiten ihrer Region zu fördern. Die Städte sind sehr gepflegt, es entstehen immer mehr gemütliche Cafes. Die Schlesier treffen sich immer öfter statt in den Bierkneipen in angenehmen Weingärten.

Die einst unterdrückte Identität blüht auf

Über lange Zeit in der Vergangenheit unterdrückt haben sie heute immer noch einen enormen Nachholbedarf, was die Präsenz ihrer Kultur anbelangt. Die wichtigsten Feiertage, ob nun religiöse oder staatliche werden immer pompös gefeiert. Frauen und Männer tragen auf den Festen prächtige Trachten. Die Pflege der Tradition hat mit übertriebenem Nationalstolz nichts zu tun. Den Schlesiern ist Patriotismus eher Fremd. Für die Heimat im Krieg zu sterben ist keine Ehrentat, sagt Professorin Dorota Simonides von der Oppelner Universität. Der patriotische Tod im Krieg entspräche nicht der schlesischen Mentalität.  Diese Charaktereigenschaft folge wahrscheinlich der Tatsache, dass Schlesien in seiner Geschichte, über Jahrhunderte zu vier verschiedenen Ländern gehörte, unter anderem zu Deutschland, Österreich und Ungarn. Das kulturelle Erbe ist also groß, das Kennzeichen der schlesischen Kultur ist ihre Vielfalt.

Fleiß statt Stolz - die schlesischen Werte

Werte, die für sie zählen sind nun also weniger die Heimatliebe und Nationalstolz sondern Fleiß, Arbeitstüchtigkeit, Sauberkeit und Ehrlichkeit. Und obwohl viele in Polen behaupten, die Schlesier seien eine Art „Deutsche“ was ihre Mentalität angeht, stehen die Schlesier den Tschechen am nächsten. Wie sind sie also? Praktisch und handwerklich begabt. Neben dem Beruf eines Bergbauarbeiters wird das handwerkliche Fach in Schlesien sehr geschätzt. Was die Gebildeten betrifft, so werden nur drei Berufe wirklich geschätzt – der des Arztes, des Rechtsanwaltes und des Priesters. Zwar ändert sich die Berufsstruktur mit den Jahren, ähnlich wie die Gesellschaftsstruktur – immer mehr Frauen setzen auf Weiterbildung, nur wenige kümmern sich ausschließlich um die Kinder und bleiben zu Hause. Doch der Drang nach kultureller Autonomie ist stark. Ende des Jahres wird ein Schulbuch für Schlesisch in einem der schlesischen Verlage erscheinen.

 

md