POLSKA: Stadtstrand Nummer 2
Den Warschauern steht seit gestern ein neuer Stadtstrand zu Verfügung, berichtet die Tageszeitung Polska (Lenistwo na wiślanej plaży). Noch vor kurzem waren an dem Weichselufer nur Bagger zu sehen. Der Ort wurde jedoch schnell aufgeräumt, danach wurden auf den 1500 Quadratmetern 300 Tonen Sand ausgestreut. Die Lokalisierung hätten die Warschauer selbst ausgewählt, meint Jaaroslaw Matusiak vom Warschauer Rathaus. In den 70-er Jahren war der Strand ein sehr lebendiger und oft besuchter Ort. Später wurde die Stelle vergessen. Doch die Strandtradition an dem unweit vom Stadtzentrum entfernten Platz geht noch auf die Vorkriegszeit zurück. Die Vorbereitung des Strandes kostete das hauptstädtische Rathaus 9 Tausend Zloty. Man habe versucht, den natürlichen Charakter des Ortes zu bewahren. Die Warschauer, die sich auf das linke Ufer der Wisla begeben, suchen gerade nach solchen natürlichen Plätzen, fügt Matusiak hinzu. Solange das Wetter mitspielen wird, soll der Strand zweimal in der Woche gereinigt werden. Noch diese Woche sollen dort auch eine Toilette und mehrere Papierkörbe platziert werden. Der Strand sei ein nächster Schritt in Richtung Belebung des Weichselufers, sagt der Warschauer Beamte Maciej Piwowarski. Neben dem frischen Sand erwartet die Strandbesucher noch ein nette Überraschung: eine Fähre mit der man das andere Ufer erreichen kann. Über diese Möglichkeit freuen sich besonders die Kinder. Vielleicht werden dank dem neuen Strand die Warschauer zur alten Tradition zurückkehren, während der Sommerlichen Monate am Weichselufer ein Sonnenbad zu nehmen. Baden sollte man in der Weichsel auf keinen Fall.
DZIENNIK: Der Pole ist konservativ
Wissenschaftler von der Kardinal-Wyszynski-Universität haben nachgeforscht, welche Werte für die Polen von besonderer Bedeutung sind. Die Tageszeitung Dziennik (Polak jest konserwatystą) publiziert die Ergebnisse dieser Studie. Die Forscher haben besonderen Wert auf die Religiosität der Polen gelegt. Der Studie ist zu entnehmen, dass in den letzten 10 Jahren die Zahl der gläubigen Polen nur um 4% gesunken ist. Dagegen ist die Zahl derjenigen gestiegen, die sich besonders stark mit dem christlichen Glauben verbunden fühlen. Die Polen seien sich ihre Glaubens bewusster geworden, sagt der Soziologe, Professor Wladyslaw Majkowski. Immer öfter suchen die Polen nach einer religiösen Dimension ihres Lebens. Diese Tendenz habe sich in den letzten Jahren verstärkt. In Zeiten des Kommunismus habe man die kirchlichen Strukturen den kommunistischen Machthabern entgegen gesetzt. Da sei die Kirche auch für nichtgläubige Bürger von großer Bedeutung gewesen, so Majkowski. Heute habe die Religion als solche an Bedeutung gewonnen, der Glaube habe sich vom politischen Kontext gelöst. Die meisten Polen behaupten, sich bei alltäglichen Entscheidungen von dem Dekalog leiten zu lassen.
Die Praxis zeigt aber ein anderes Bild der Polen. Laut Soziologen betrachten die Polen die Zehn Gebote sehr individuell. Kommt es in der Ehe zu einer Krise, lassen sich die Partner scheiden, außerdem glauben sie einigen Regeln nicht befolgen zu müssen. Dies sei ein Zeichen der polnischen Scheinheiligkeit, meint der Sozialpsychologe, Professor Janusz Czapinski. Die Regeln wurden für andere aufgestellt, für die eigenen Fehler, findet man immer eine gerechtfertigte Erklärung.
In einem Gespräch für die Tageszeitung Dziennik (Żyjemy przeszłością, biomy się zmian) sagt der Soziologe Marcin Zarzecki, der Konservativismus der Polen sei nicht unbedingt ein optimistisches Zeichen. Die konservativen Werte seien mit einem vergangenheitsorientiertem Denken verbunden. Diese Einstellung sei aber ein Störungsfaktor bei den Modernisierungsprozessen. Schauen wir Mal auf die Aussagen der jungen Leute, sagt Zarzecki. Für sie sei die Familie der wichtigste Wert. In Westeuropa stehe der Berufserfolg an erster Stelle. Die Polen konzentrieren sich auf der Mikroskala ihres Lebens. Sie wollen keine dynamischen Veränderungen, stellen sich der Zukunft nicht offen gegenüber. Der Konservatismus verursacht, dass die polnische Gesellschaft passiv sei, so Soziologe Marcin Zarzecki in der Tageszeitung Dziennik.
kk