• 10.08.2009

POLSKA: Polens neue Sittlichkeit 

Fast drei viertel der Kinder, die in Lodz zur Welt kommen, werden von unverheirateten Frauen geboren. Auch im konservativen Lublin erblicken immer mehr uneheliche Kinder das Licht der Welt. Die Soziologen sprechen vom neuen Familienmodell, katholische Priester vom mangelnden Verantwortungsgefühl. Die neue Sittlichkeit der jungen Polen beschreibt heute die Tageszeitung Polska (Kobiety rodzą chętnie, przed ołtarz się nie spieszą). Die 28-jährige Ewa hat erst nach der Geburt ihres Sohnes, den Vater des Kindes geheiratet. Früher haben beide über 6 Jahre lang ohne Trauschein zusammengelebt. Sie habe nie von einer Hochzeit geträumt, sagt Ewa. Zugleich wollte sie aber eine Mutter werden. Nach der Geburt des Kindes hätten alle sie und ihren Partner wie ein Ehepaar betrachtet. Es fehlte nur eine Bescheinigung. Also hätten sie sich letztendlich für diesen Schritt entschieden. Ähnlich wie Ewa betrachten die Partnerschaft immer mehr Polinnen. Die Psychologin Jolanta Wolinska von der Curie-Sklodowska-Universität in Lublin meint, dass der neue Trend, wie die meisten anderen übrigens, nach Polen aus Westeuropa gekommen sei. Für die junge Generation ist ein Leben ohne Eheschein ein Manifest der Freiheit. Außerdem fürchten sich viele Frauen vor der Scheidung. Laut Statistiken ist die Zahl der Trennungen in Polen in den letzten Jahren merklich gestiegen. Den neuen Trend sehen auch die Geistlichen. Das Leben ohne Trauschein sei sehr modisch geworden, sagt ein Priester aus dem Zentralpolnischen Skierniewice. In wenigen Wochen werde er zum ersten Mal in seinem Berufsleben ein Paar trauen und zugleich ihr Kind taufen, sagt der Geistliche. Der Jesuit Mieczyslaw Łusiak beschreibt den neuen Trend in schärferen Worten. Die Familienbildung vor der Trauung sei ein Zeichen von Egoismus, meint er. Somit flüchten die Menschen vor den Aufgaben und der Verantwortung die eine Ehe mit sich bringe, so Łusiak. 

 

DZIENNIK: Kampf der drei Tenöre unmöglich? 

Von einem neuen Gegner Donald Tusks in den kommenden Präsidentschaftswahlen berichtet heute die Tageszeitung Dziennik (Płużyński zagra przeciw Tuskowi i Olechowskiemu?). Sollte sich Maciej Płażyński zum Start bei den Präsidentschaftswahlen 2010 entscheiden, gäbe es nächstes Jahr einen echten Brüderkampf auf der politischen Szene. Neben Tusk und Olechowski, der ebenfalls den Kampf um das Amt des Präsidenten nicht ausschließt, gehört Płażyński zu den drei Tenören der Bürgerplattform. Zusammen mit Tusk und Olechowski hat er vor Jahren die heute regierende Partei mitbegründet. Genauso wie Olechowski hat er die Bürgerplattform verlasen. Die Kandidatur von Płażyński hat die Gruppierung Polska XXI/Polen XXI vorgeschlagen. Vertreter dieser neuen politischen Initiative wollen die Medienspekulationen jedoch nicht kommentieren. Er sei im Urlaub, sagt Michal Ujazdowski, ein Mitbegründer von Polska XXI. Ganz sicher werde sich die Gruppierung an den kommenden Wahlen beteiligen, doch konkrete Entscheidungen würden erst im Herbst gefällt, so Ujazdowski. Spezialisten für politisches Marketing unterstreichen, dass sowohl Płażyński  als auch Olechowski sich an dem Kampf um den Präsidentenposten eher nicht beteiligen werden. Das sei Science-Fiction, sagt Politikwissenschaftler Eryk Mistewicz. Obwohl ein Wahlkampf an dem sich die drei Tenöre beteiligen würden, sehr interessant und kompetent wäre.

 

RZECZPOSPOLITA: Urlaubsparadies Polen

Die Polen entdecken das eigene Land, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita (Czas na wakacje w Polsce). Die Mehrheit würde sich für einen Urlaub im eigenen Land entscheiden, auch wenn sie sich einen Ausflug ins Ausland leisten könnten, geht aus einer Studie hervor, die für das Blatt Rzeczpospolita durchgeführt wurde. Chef der Touristikinstitutes, Krzysztof Łopacinski, erklärt, dass das Angebot der polnischen Kurorte immer reicher und interessanter werde. Und viele Polen wollen sich nicht nur ausruhen, sondern auch an einem interessanten Event teilnehmen. Eine neue Mode sei es noch nicht. Man sehe aber, dass Auslandsausflüge an Popularität verloren hätten, so Łopaciński. Die polnischen Kurorte wissen auch die bekannten Stars und vermögende Bürger zu schätzen. Hätte er die Wahl, nach Ägypten zu fliegen, oder die Masuren zu besuchen, würde er sich für die polnische Seenplatte entscheiden, sagt der Fernsehmoderator Piotr Krasko. Der Soziologe, Professor Wojciech Łukowski erklärt, ähnlicher Mechanismus funktionierte in Ostdeutschland nach dem Mauerfall. Zuerst wollte jeder wissen, wie der Westen aussehe. Heute verbringen die meisten ihren Urlaub unweit von Zuhause. Man ruhe sich am besten dort aus, wo es Stille, Harmonie und ein  bekanntes Umfeld gibt – also im eigenen Land.

 

kk