• Europäischer Pressespiegel
  • 14.08.2009

NEWSWEK: Beleidigt Madonna die Madonna?

Die Protest-Reaktion auf das an Himmelfahrt geplante Madonna Konzert sind dem polnischen Magazin Newsweek Anlass für eine Umfrage. Das Konzert der für skandalträchtige Auftritte bekannten Pop-Ikone, hatte in der vergangen Woche für viel Aufregung in Polen gesorgt. Stein des Anstoßes ist der Konzert-Termin. Der 15. August, Maria Himmelfahrt ist in Polen ein sehr wichtiger Feiertag. Mit dem Konzert macht Madonna sich über die katholischen Werte Polens lustig, heißt es von Seiten der Konzert- Gegner. Nach Umfrage der Newsweek ist die Mehrheit der Polen gegen die Aktionen der Konservativen. Man schämt sich für die im Ausland erscheinenden Berichterstattung. Die Befragten glauben die Protestaktionen seien lediglich kostenlose Werbung für Madonna. Nur jeder zehnte Befragte denkt, der Protest bremse den Enthusiasmus der Fans. Wenig überrascht von den Ergebnissen der Umfrage zeigt sich Prof. Edward Ciupak, vom Institut für Religions-Soziologie in Wroclaw (Breslau). Der Protest überzeuge lediglich streng Gläubige, ansonsten führe er nur dazu, dass jeder von dem Konzert erfahre. "Das ist Polens Besonderheit, ich kenne kein zweites Land in dem so eine Auseinandersetzung möglich wäre." sagt Prof. Ciupak.

 

TYGODNIK POWSZECHNY: Wer braucht den Nobelpreisträger?

Am 14. August vergehen genau 5 Jahre seit dem Tod des weltberühmten Poeten Czeslaw Milosz. Die konservative Tageszeitung Tygodnik Powszechny fragt, wie tief das Erbe des polnischen Nobelpreisträgers im Gedächtnis seiner Landsleute verankert ist. Bis heute ist eigentlich noch keine Biographie des Autors entstanden, die alle seinen Lebensetappen umfassen würde, klagt das Magazin. Man weiß auch nicht, wann und aus welchen finanziellen Mitteln die geplante polnische Filiale des amerikanischen Miłosz-Insitutes entstehen wird. Die meisten wertvollen Handschriften des Schriftstellers befinden sich derzeit in der Universitätsbibliothek im nordamerikanischen Yale. Man spricht von zwei Filialen in Europa – in Krakau und in Vilnius, der Geburtsstadt von Miłosz. Die Krakauer Wohnung, in der der Poet die letzten Lebensjahre verbracht hatte, gehört seinem Sohn. Es wäre ein perfekter Ort für ein Museum und für den Sitz der Institut-Filiale. Wäre es sinnvoll, solch ein Museum ins Leben zu rufen, fragt Tygodnik Powszechny. Sicher, lautet die Antwort. Immer wieder wird die Krakauer Wohnung von Fans, Literaturforschern und Schulklassen besucht. Zur Zeit werden die Besucher informell von Agnieszka Kosińska, der ehemaligen Assistentin des Schriftstellers, durch das Haus geführt.

Dem Andenken des Dichters wird auch das Miłosz-Festival gewidmet, das für den Herbst geplant ist. In Kraków werden unter anderem Tomas Venclova, Hans Magnus Enzensberger und Dubravka Ugresic erscheinen. 2011 übernimmt Polen die EU-Ratspräsidentschaft. Seit dem Geburtsjahr von Czeslaw Milosz werden dann auch genau 100 Jahre vergehen. Vielleicht könnten polnische und litauische Politiker gemeinsam ein Miłosz-Jahr veranstalten und den Poeten zugleich in einem breiteren, europäischen Kontext vorstellen. Czesław Miłosz wäre doch ein perfektes Symbol des polnischen Vorsitzes in Europa. Wer den sonst verkörpert das Ideal eines multikulturellen, toleranten, dem Osten gegenüber offenen Europas besser als Czesław Miłosz?

 

NEWSWEEK: Die Westerplatte muss weiter kämpfen

Am 1. September werden die wichtigsten Politiker mehrerer europäischer Länder auf der Westerplatte zusammentreffen, um der Kriegesopfer zu gedenken. Für die Polen ist der erste Septembertag ein symbolisches Datum, meint der Publizist Jarosław Gugała in einem Kommentar für die Wochenzeitschrift Newsweek. Es wäre unvorstellbar, dass an diesem Tag der russische Premier oder Präsident sich vor einem Polenbesuch weigern könnte. Diese Denkweise ist aber nur an der Weichsel selbstverständlich, meint Gugała. Für die Russen begann der II. Weltkrieg doch erst im Juni 41'. Für die Westeuropäer begann der große Krieg dagegen im Mai 1940, als die Wehrmacht Paris besetzt und die Luftwaffe London bombardiert hatte. Auch die Amerikaner haben ihr symbolisches Datum – am 7. Dezember 41' haben die Japaner Pearl Harbor angegriffen. Die Schüsse der „Schleswig-Holstein“ am 1. September 1939 auf die Westerplatte werden häufig als der Beginn des Zweiten Weltkriegs genannt. Doch die Polen sollten sich dessen bewusst sein, dass dieses Datum nicht für jedermann so wichtig und eindeutig ist, so Jarosław Gugała im Magazin Newsweek.

 

kk