Gazeta Wyborcza: Das Raketenabwehrschild ist tot
Das Raketen - Abwehrschild in Polen ist gestorben, meint in der heutigen Ausgabe die Gazeta Wyborcza. Während einer Sitzung des Pentagons zur amerikanischen Raketenverteidigung, wurde das Abwehrschild in Polen nicht ein einziges Mal erwähnt. Man könne davon ausgehen, dass die Regierung nun andere Pläne verfolgt, meint Riki Ellison, Leiterin der polnischen Lobbyarbeit für das Raketenabwehrschild. Diese Einschätzung bestätigte der Gazeta Wyborcza vertraulich ein Kongressabgeordneter. Statt Polen seien nun die Türkei, Israel, und der Balkan als Standorte im Gespräch. Grund für ein Ende der Verhandlungen mit Polen sei Obamas Ziel, die Beziehungen zu Russland zu verbessern.
Das Bauvorhaben an der Weichsel hatte zu einer erheblichen Verschlechterung der russisch - amerikanischen Beziehungen geführt. Ein Abbruch der Verhandlungen über Polens Kopf hinweg schwäche die polnisch-amerikanischen Beziehungen kommentiert Bartosz Weglarczyk in einer Stellungnahme. An den Beziehungen zu Polen und den anderen Mitteleuropäischen Staaten sei Obama nicht viel gelegen.
Ein anderes Ereignis unterstreiche, wie wenig Beachtung Polen geschenkt werde. Den Gedenktagen zum 70 Jahrestag des Kriegsausbruchs, bleiben amerikanische Spitzenpolitiker fern. Während Angela Merkel aus Deutschland und Wladimir Putin aus Russland anreisen, befinde sich in der amerikanischen Delegation kein einziger Spitzenpolitiker. Es ist das Recht Polens zu sagen, dass die Geringschätzung der mitteleuropäischen Staaten ein schwerer Fehler ist. Die Beziehungen haben stark gelitten und eines Tages wird sich zeigen, wie schmerzhaft die Folgen sein werden schließt Bartosz Weglarczyk seinen Kommentar in der Gazeta Wyborcza.
Polityka: Ein Lobwort für polnische Leichtathleten
Der fünfte Platz Polens in der Kategorie „Anzahl der gewonnenen Medaillen” bei der Leichtathletik- Weltmeisterschaft in Berlin war ein Ereignis, das sich auch in der Wochenzeitschrift Polityka niederschlug. „So gut ging es den Polen bei großen Sportveranstaltungen noch nie“, schreibt das Magazin und nennt die erfolgreichsten Namen der polnischen Leichtathletik. Wie zum Beispiel den Hammerwerfer Szymon Ziolkowski, der in seiner WM – Medaillenkollektion schon alle Farben zusammen hat. Anita Wlodarczyk ist in Berlin nicht nur zu einer großen Siegerin geworden, sie hat auch den neuen Welt- Rekord im Kugelstoßen aufgestellt.
Unsere Sportler solle man bewundern, schreibt Polityka. Die Frage bleibe nur, ob mehr für ihr Talent oder für ihre Überlebensfähigkeit. Wenn man nämlich die Qualität der polnischen Sporteinrichtungen oder der Sportclubs betrachtet, dann verdienen diejenigen, die es nach ganz oben geschafft haben, besonders viel Respekt. Oft sind die Sporthallen eng, die Fitnesscenter, in denen die vielversprechenden Talente täglich üben, klein und schlecht ausgestattet. Aus Platzmangel findet das Training nicht selten draußen statt, auch bei schlechtem Wetter. Dazu kommt noch das Problem mit den Meistern, schreibt Polityka.
Nicht nur die jungen Sportler, auch ihre Trainer leiden oft unter schlechten Arbeitsbedingungen. Für den harten Job und ihre Leistung bekommen sie meistens ein Diplom und Dankesworte der Club- Präsidenten. Was sie aber wirklich vermissen, ist eine klare Existenzbasis – sie würden gerne einfach einen festen Arbeitsvertrag haben. Befristete, meistens einjährige Verträge sind die am meisten verbreitete Form der Zusammenarbeit. Was die Trainer also richtig motiviert, sind junge Talente. Und auch wenn sie zu Gewinnern werden, werden sie nie so umjubelt, wie die Fußballer. Nicht selten feiern sie ihre Siege ganz ohne Publikum. Die Leichtathletikveranstaltungen sind halt weniger spektakulär und die Sieger erfreuen sich nicht der Bewunderung zahlreicher Fans. Daher ein Extra – Anerkennungswort für Anita Wlodarczyk, Szymon Ziolkowski oder Piotr Malachowski. In Anbetracht ihrer Erfolge versprechen auch die polnischen Politiker nun, sich mehr für bessere Sporteinrichtungen und Entwicklungsmöglichkeiten der Sportler einzusetzen. Doch Vorsicht. In Polen weiß jeder, dass die Politiker auch schon ihre Meisterschaft gewonnen haben. In der Kategorie der leeren Versprechungen.
md