NEWSWEEK: Der Osten ist wieder da
Im Rahmen des Zyklus „20 Jahre danach” druckt die Wochenzeitschrift Newsweek (Wielki powrót wschodu) ein Gespräch mit dem französischen Publizisten und Philosophen Guy Sorman. Nach dem Umbruchsjahr ’89 wurde der Osten für Europa wiedergewonnen und dank den neuen Mitgliedsstaaten kam ein frischer Wind in die schläfrigen Strukturen der EU, meint Sorman. Nach dem Fall des Kommunismus war die Meinung sehr verbreitet, dass sowohl Polen als auch die restlichen Länder des ehemaligen Ostblocks sehr viel Zeit brauchen würden, um sich von der sowjetischen Mentalität zu befreien. Der Osteuropäer fungierte als ein hilfloser homo sovieticus, der mit den neuen Regeln des freien Marktes und der Demokratie nicht zurecht kommen würde. Nur wenige westeuropäische Kommentatoren waren der Meinung, dass die Oststaaten nach der Loslösung von der Sowjetunion schnell wieder auf die Beine kommen würden. Aus der heutigen Sicht ist klar, dass diese Minderheit damals Recht hatte. Heute fällt es einfach, die Umwandlungen des Jahres ‘89 zu beurteilen. Damals, vor zwanzig Jahren, herrschte Chaos. Welchen Reformweg sollte man einschlagen? Einen dicken Strich ziehen und bei Null beginnen oder langsame Änderungen einführen. Polen hat sich für eine Mischform entschieden, was auch weitreichende Konsequenzen mit sich brachte. Viele Parteifunktionäre konnten sich weiterhin am öffentlichen Leben beteiligen, sehr oft mit großem finanziellen Erfolg. Der ethische Aspekt der Reformen in Polen bleibe bis heute zwiespältig, sagt der französische Philosoph Guy Sorman. Eines aber sei klar – der Übergang vom Sozialismus zur Demokratie sei auf einem friedlichen Wege gelungen.
POLITYKA: Positives Image bauen…
Das Treffen auf der Westerplatte am 1. September wird in der polnischen Presse immer noch eingehend kommentiert. Im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Polityka (Dom wspólnej historii) sagt Professor Adam Daniel Rotfeld, ehemaliger polnischer Außenminister, die Danziger Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Weltkriegsausbruchs seien eines der wichtigsten Ereignisse in der neuesten Geschichte Polens. Bis auf den polnisch-russischen Medienkampf war das ein perfekter Versuch, ein positives Image von Polen aufzubauen. Das Land hat in dem Geschichtsgedächtnis der Europäer endlich die richtige Stellung eingenommen. Dabei wurde auch die neue Rolle von Polen in Europa definiert. Die kritischen Stimmen nach dem Treffen auf der Westerplatte könne er nicht verstehen, sagt Rotfeld. Es sei denn, die Polen würden von einem suiziden Gen angetrieben.
WPROST: Polnischer Siegeszug in Deutschland
Das Stadtbild der kleinen norddeutschen Ortschaft Schwedt ist von Plattenbauten dominiert. Jeder fünfte Einwohner ist arbeitslos. Junge Menschen sind geflüchtet. Kein guter Ort, um Karriere zu machen, könnte man meinen. Nicht unbedingt, sagt die aus Polen stammende Magdalena Bruss-Neumann. Vor neun Jahren kam sie nach Schwedt. Von einem Kollegen hat sie einen Rechner ausgeliehen und eröffnete in einem winzig kleinen Zimmer ein Reisebüro. Deutschen Touristen bietet sie Urlaubsausflüge nach Polen an. Ich bin eine 100%-ige Polin und möchte Ihnen meine Heimat von der besten Seite zeigen, ist auf einem Werbeplakat zu lesen. Bei den Abnehmern steht Magdas Büro hoch im Kurs. Der polnische Reiseanbieter betreut schon über 12 Tausend Kunden. Magdalena Bruss-Neumann ist eines von vielen Beispielen des polnischen Unternehmergeistes, den diese Woche die Wochenzeitschrift Wprost (Polsk podbój Niemiec) beschreibt. Der Titel spricht für sich allein – „polnischer Siegeszug in Deutschland“.
kk