DZIENNIK: Kritik an Rußland erwartet
Ein nächster dramatischer Gedenktag steht heute den Polen bevor. Und höchstwahrscheinlich auch ein weiterer innenpolitischer Streit. Exakt vor 70 Jahren am 17. September haben sowjetische Truppen das Land überfallen. Präsident Lech Kaczynski wird aus diesem Anlass heute eine Rede halten. Man erwartet vom Staatspräsidenten eine scharfe Kritik der russischen Geschichtspolitik, schreibt das Blatt. Mehrmals hat Lech Kaczynski betont, dass der 17. September für ihn ein Tag von besonderer Bedeutung ist. Der Präsident verzichtete auf seine Telinahme an dem EU-Gipfel, um in Warschau bei der Gedenkfeier der sowjetischen Aggression auf Polen dabei sein zu können. Lech Kaczynski habe, laut dem Blatt, eine sehr scharfe Rede vorbereitet. Sie solle an seine Ansprache auf der Westerplatte am 1. September anknüpfen, sagt ein Beamter aus dem Umfeld des Staatsoberhaupts dem Blatt. Erstens wolle Präsident Kaczynski klar und eindeutig sagen, wer für den Überfall am 17. September verantwortlich sei, zweitens werde der Politiker auch feststellen, dass es ohne die Wahrheit keine Vergebung geben könne. Laut Minister Pawel Wypych werde Lech Kaczynski ebenfalls betonen, dass Polen keineswegs die ausländischen Versuche akzeptieren kann, die Geschichte neu zu schreiben. Die Regierungspartei Bürgerplattform zeigt sich von der geplanten Ansprache des Präsidenten beunruhigt. Seit mehreren Tagen wiederholen sich Informationen, dass der Präsident erneut Russland angreifen wolle. Diese Rede werde mit Sicherheit den polnisch-russischen Kontakten nicht helfen, sagt ein Politiker aus dem Umfeld des polnischen Premierministers. Die Welt werde sich erneut davon überzeugen können, dass Polen sich nicht auf die Zukunft konzentrieren könne.
GAZETA WYBORCZA: Wissenslücken
Aus einer Umfrage, die für die Tageszeitung Gazeta Wyborcza durchgeführt wurde, geht hervor, dass die Mehrheit der Polen, denn über 60%, weiß, dass am 17. September '39 eine Attacke der Sowjets auf Polen erfolgt war. Dennoch behaupten 20% der Befragten, die Rote Armee sei in Polen einmarschiert, um den Überfall von Hitler-Deutschland auf die UdSSR zu verzögern. Dies ist aber nicht eine Folge der kommunistischen Propaganda, sondern vielmehr lückenhaftes Geschichtswissen, meint das Blatt. An die zweite Version der Geschichte glauben vor allem junge Menschen, die mit der kommunistischen Propaganda keinen Kontakt hatten. Den Einmarsch der Sowjets in Polen versucht jeder dritte junge Pole zu rechtfertigen. Fast 40% der Befragten wissen auch nicht was der Hitler-Stalin-Pakt gewesen war.
RZECZPOSPOLITA: Amerika braucht das Raketenschild nicht
Eine amerikanische Delegation befindet sich auf dem Weg nach Polen und Tschechien, um die Europäer von dem Aus des Antiraketenschildprojektes zu informieren, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita und stützt sich dabei auf einen Artikel der amerikanischen Wochenzeitschrift „Weekly Standard“. Die Regierung von Barack Obama wolle gänzlich auf das umstrittene Projekt verzichten, informiert die amerikanische Presse. Es sei eine Kapitulation Amerikas vor den Forderungen Vladimir Putins, der sich gegen das Raketenschild in Europa streng gewehrt hatte. Die „Wall Street Journal” meint dagegen, dass Obama auf die Raketenabwehr in Europa verzichte, da die Bedrohung seitens des Iran in Wirklichkeit nicht so hoch, wie früher eingeschätzt, sei. Soviel das Blatt Rzeczpospolita über die amerikanischen Stimmen zum US-Raketenschild in Polen und Tschechien.
RZECZPOSPOLITA: Arbeitsverhältnisse unter der Lupe
Die Staatliche Handelsinspektion PIP habe angekündigt, die Arbeitsverhältnisse bei den Investitionen für die Fußball-EM 2012 besonders sorgfältig zu prüfen. Polen wolle den portugiesischen Rekord wiederholen, heißt es. In Portugal hat es bei dem Stadionbau für die Fußball-Europameisterschaft keine Todesopfer gegeben, informiert die Tageszeitung Rzeczpospolita. Bislang sind in Polen über 50 Großinvestitionen für das künftige Fußballfest im Gange. Im letzten Jahr führte die PIP 21 Kontrollen durch. 6 Mal mussten die Inspekteure die Investoren mit einer Strafe belehren.
kk