Gazeta Wyborcza: Polnischer Chefdiplomat setzt sich für Polanski ein
Die Chancen, den in der Schweiz verhafteten Regisseur Roman Polanski gegen eine Kaution zu entlassen, seien gering, schreibt die Gazeta Wyborcza. Zwei Tage nach der Inhaftnahme des polnischen Filmemachers, bringt die Zeitung einen umfangreichen Bericht über den Gerichtsfall Polanski. Der Regisseur, der vor mehreren Jahren große Erfolge in Hollywood feierte, wurde vor 30 Jahren wegen Vergewaltigung einer 13– jährigen Amerikanerin angeklagt. Bevor jedoch das Amerikanische Gericht ein Urteil gefällt hatte, flüchtete Polanski nach Frankreich.
Die amerikanische Justiz möchte nun den inzwischen 76- jährigen Regisseur vor Gericht stellen. Obwohl das Opfer, das bereits eine hohe Entschädigung von Polanski erhalten hat, auf eine weitere Beschuldigung des Täters verzichtet hatte.
Nach Informationen der Gazeta Wyborcza haben der polnische und der französische Botschafter einen Brief an die Staatssekretärin Hillary Clinton überreicht. In diesem verteidigen sie ihren Bürger und bitten um eine Haftentlassung. Der polnische Chefdiplomat Radoslaw Sikorski teilte der Zeitung mit, dass er ebenfalls erwäge, sich an den Präsidenten Barack Obama zu wenden, mit der Bitte, Polanski zu begnadigen. Doch über das Begnadigungsrecht verfüge formell nur der Gouverneur Kaliforniens Arnold Schwarzenegger. Der polnische Premierminister Tusk, wie Gazeta Wyborcza meldet, findet den Rummel um Polanski für übertrieben. Die polnische Diplomatie solle in diesem Fall so handeln, wie auch im Falle eines jeden anderen Bürgers – so der Kommentar von Donald Tusk.
Wprost: Was haben die polnischen Unis anzubieten?
Was ist das Studieren in Polen wert? Diese Frage wird in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Wprost erörtert. Der Artikel betrachtet ganz kritisch das Angebot der polnische Hochschulen. Der einzige Erfolg, der nach 20 Jahren Freiheit auf diesem Gebiet zu verzeichnen sei, sei die Anzahl der Studierenden, schreibt Wprost. Der Anteil der Studenten hat sich, nach Angaben des Magazins, von 13 auf 48 Prozent erhöht.
Doch die Qualität des Hochschulstudiums habe sich nicht verbessert. Warum? Weil sich das Ausbildungssystem nicht an die neue Realität angepasst hat. Um präzise zu werden, seien hier drei Probleme zu nennen. Erstens müsste man die Macht der Hochschulprofessoren beschränken. Heute herrsche noch die Mentalität, eine Universität sei so etwas wie ein Privatbereich des Hochschullehrers – dem müsse schnell ein Ende gesetzt werden. An zweiter Stelle müsse man die Kontrolle des Staates über das Hochschulsystem einschränken, Marktmechanismen sollten auch hier, zumindest teilweise eingeführt werden. Und zum Dritten solle ein gerechtes Zahlungssystem für die Ausbildung an den Hochschulen geschaffen werden. Erst wenn die drei Problembereiche anerkannt werden und das Hochschulsystem entsprechend reformiert werde, könne Polen auf einen besseren Platz in den internationalen Rankings der Universitäten hoffen.
Bisher seien die Ergebnisse schlechter als zufriedenstellend. Auf der Liste der 500 besten Hochschulen, die die Jiao Tong- Universität aus Shanghai erarbeitet hatte, tauchen nur zwei polnische Namen auf. Die Jagiellonen Universität aus Krakow und die Warschauer Uni. Eine Untersuchung der Bildungsqualität, die die Welt Bank durchführte, hat ergeben, dass die polnischen Hochschulen viel zu sehr auf der Theorie fixiert seien. Sie würden von der realen Welt entfernt bleiben und somit auch keine besten Fachkräfte für die berufliche Praxis ausbilden. Es gibt aber einen Lichtblick. Der Konkurrenzdruck vieler privaten Hochschulen in Polen werde zur Folge haben, dass die staatlichen Universitäten in kürzester Zeit ein attraktives Lehrangebot darstellen werden müssen, prognostizier die Zeitschrift Wprost.
md