• Europäische Presseschau
  • 09.10.2009

Rzeczpospolita: Europas Zukunft liegt in den Händen von Vaclav Klaus

Ganz Europa wartet auf diese Unterschrift. Präsident Kaczynski wird am Samstagnachmittag den Vertrag von Lissabon ratifizieren. Nach Informationen der Zeitung Rzeczpospolita, plant die Präsidialkanzlei die Unterzeichnung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, zu der EU-Ratspräsident Frederik Reinfeldt, Kommissionschef Barroso und Europaparlamentspräsident Jerzy Buzek eingeladen sind. Wieso hat der polnische Präsident so lange mit seiner Unterschrift gezögert? Es war ein Ausdruck der Solidarität mit Irland, das während des Verfahrens zur Annahme des Vertrages politischem Druck ausgesetzt war, schreibt die Rzeczpospolita. Es war auch ein klares Zeichen für das alte Europa, dass man mit der Meinung der neuen Mitgliedsländer zählen muss. Verfolgt Kaczynskis tschechischer Amtskollege Vaclav Klaus die gleiche Strategie der „Solidarität“?

Nicht ganz, lesen wir in dem Blatt. Es ist eher die Strategie der Drohung. Für seine Unterschrift unter dem Lissabonner Vertrag fordert Vaclav Klaus spezielle Zugeständnisse für die EU-Staaten in Mitteleuropa, z.B. bei der Auswahl des zukünftigen Hohen Beauftragten der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik. Irland habe ja auch zahlreiche Konzessionen für die Ratifizierung erhalten. Außerdem habe Klaus Angst vor den Deutschen, meldet die Zeitung. Angeblich wolle der tschechische Präsident vor der Ratifizierung des Vertrags eine Garantie erhalten, dass die Grundrechte-Charta nicht von Sudetendeutschen zur Rückerstattung von Eigentum ausgenutzt werden könnte. „Wir können es nicht dazu kommen lassen, dass irgendwelche Richter aus Malta oder Spanien, die die Geschichte dieser Region nicht kennen und im Europäischen Gerichtshof sitzen, darüber entscheiden, ob die Deutschen das Recht haben, ihr Eigentum zu beanspruchen“ zitiert die Worte des tschechischen Präsidenten die Rzeczpospolita. Die Zukunft von Europa liegt jetzt in den Händen von Vaclav Klaus.

 

RZ: Ein Nobelpreis mit dem Stempel von Erika Steinbach?

Nicht nur die europäische Politik steht momentan im Mittelpunkt des Interesses  der polnischen Publizisten, sonder auch die europäische Kultur. Die Zeitungen widmen der frisch gekürten Nobelpreisträgerin für Literatur, Herta Müller, jeweils mehrseitige Beiträge. Polnischen
Lesern müsse man nicht erklären, wer Herta Müller sei, erklärt die Gazeta Wyborcza auf ihrer Titelseite und stellt u.a. die sieben auf polnisch erschienenen Werke der Preisträgerin vor.

Die Rzeczpospolita titelt: „Nobelpreis für Prosa über die Angst“. Der Feuilletonist der Rz. Krzysztof Masłoń kommentiert: „Über den Nobelpreis für Herta Müller werden sich nicht nur Antikommunisten und die Opfer kommunistischer Verfolgung freuen, nicht nur die Feministinnen sondern auch – so denke ich – die Mitglieder des deutschen Bundes der Vertriebenen. Ein Nobelpreis mit dem Stempel von Erika Steinbach – das gefällt mir schon sehr viel weniger.“, schreibt in seinem kritischen Kommentar Masłoń und bezieht sich auf den neuesten Roman von der deutschen Autorin „Atemschaukel“. Ein Buch über die Vertreibung und das Leid von Rumänendeutschen im Osten.

 

Życie Warszawy: Angst um Warschaus Maskottchen „Aniela“

Berlin hat seinen Eisbären Knut und Warschau seine Nilpferddame Aniela. Aniela ist, mit ihren 47 Jahren, das älteste Nilpferd in Europa. Doch nun droht der Dame eine Deportation in den Westen. Mit dem EU-Beitritt verpflichten sich die polnischen Zoos zur Einhaltung der EU-Normen und Anielas Becken ist, nach diesen Maßstäben, viel zu klein. Ein Umbau würde sechs Millionen Zloty kosten. Das jährliche Budget des Zoos der polnischen Hauptstadt beträgt jedoch nur neun Millionen Zloty. Jetzt sucht der Tierpark nach privaten Sponsoren. Wenn kein Geld fließt, dann könnten es die letzten Tage von Aniela in Polen sein. Die Warschauer müssen sich also beeilen, ihrem Nilpferd noch einen Besuch abzustatten.

 

jc