NEWSWEEK: Kotelett und Kultur
Die Wochenzeitschrift Newsweek (Bigos i melonik) berichtet in ihrem europäischen Teil davon, wie ein Restaurant im westdeutschen Oberhausen zu einer informellen Botschaft Polens wurde. Vor dem Lokal Gdanska, das sich mitten im Zentrum von Oberhausen befindet, steht eine Syrenka – in den 60-ern träumte jede polnische Familie von solch einem Fahrzeug. In der Speisekarte findet man typisch Polnisches: neben Bigos und Pirogen auch Schweinekotelett. Wenn polnische Jazzmusiker in dem Restaurant spielen, ist jeder der 300 Sitze besetzt. Hier werden auch polnische Theaterstücke auf deutsch aufgeführt.
Schon seit ihrer Studienzeit hatten die Restaurantbesitzer Maria und Czeslaw Golebiewski Interesse am Kulturmanagement. Nach Deutschland sind sie 1990 gekommen. Die triste finanzielle Situation hat das Ehepaar aus ihrem Heimatland getrieben. Als er sich ein Lexikon in einer Buchhandlung nicht leisten konnte, habe er entschlossen, das Land zu verlassen, erinnert sich Czeslaw heute. Mit verschiedenen Jobs hielt sich das Ehepaar in Deutschland über Wasser. Im Jahre 2000 haben sie dann das Restaurant „Gdanska“ eröffnet. Anfangs rechneten die Golebiewskis nur mit polnischen Kunden. Doch nach und nach erschienen in dem Lokal auch Deutsche. Das führte zu Spannungen. Beide Nationen brauchten Zeit, um in dem Restaurant harmonisch miteinender auszukommen.
Der wichtigste gemeinsame Nenner ist hier Kultur. Auf der Bühne könne jeder auftreten, Deutsche und Polen mögen einander hier wirklich, denn Czeslaw habe sie dazu überredet, gemeinsam Kultur zu machen. Es gäbe kein leeres Gerede, deshalb funktioniere es, sagt der Fotograf Friedhelm Grosse. Schon zweimal haben polnische und deutsche Fans in „Gdanska” den Kampf ihrer Nationalmannschaften gegeneinander verfolgt. Beim ersten Mal befürchtete die Polizei, es könnte zu Randalen kommen. Doch alles verlief friedlich. Noch vor 10 Jahre konnte sich in Oberhausen keiner so etwas vorstellen. Dank den Golebiewskis wurde die polnische Kultur in seiner Stadt Mode, sagt der Oberhausener Journalist Dirk Hein der Wochenzeitschrift Newsweek.
WPROST: Benedikts Kreuzweg durch Tschechien
In einer Reihe von kurzen ironischen Kommentaren fasst die Wochenzeitschrift Wprost (Czeska droga krzyzowa Benedykta XVI) den Tschechienbesuch von Papst Benedikt dem XIV zusammen. In Krisenzeiten habe der Papst eine große Chance, in der Tschechischen Republik zum Manager des Jahres ernannt zu werden. Obwohl es in der tschechischen Filiale seiner Firma schon seit Jahren nicht mehr so gut liefe, gab es kein einziges kritisches Wort an die tschechischen Priester und Bischöfe. Ganz im Gegenteil. Dem uneffektiven Chef der Moldau-Filiale, Kardinal Miloslaw Vlk, verlängerte Benedikt der XIV. den Vertrag bis Ende des Jahres. Nach dem Papstbesuch hoffen die Geistlichen in Tschechien auf eine steigenden Zahl an Gläubigen, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen, führt Wprost fort. Laut optimistischen Schätzungen könnte die Zahl von 4% auf 4,01 oder sogar auf 4,012 steigen. Der Sündenbock der Europäischen Union, Präsident Vaclav Klaus, begleitete den Papst auf Schritt und Tritt. Leider hat er das Land gemeinsam mit Benedikt dem XIV. nicht verlassen, sondern stellte dem Geistlichen nur sein Flugzeug zur Verfügung. Die Italienischlehrer in Tschechien rechnen nun mit einem Andrang von neuen Schülern in ihren Kursen. Während seiner Pilgerfahrt habe das Oberhaupt der Katholischen Kirche nur auf Italienisch gesprochen. Die tschechischen Katholiken wissen nun, dass sie vor dem nächsten Papstbesuch in ihrer Heimat mindestens die Grundlagen der italienischen Sprache erlernen müssen. Sonst werden sie wieder gar kein Wort verstehen können, so der tschechische Publizist Jozef Tresnak für die Wochenzeitschrift Wprost.
kk