• 04.02.10
  • 04.02.2010

Gazeta Wyborcza: Historischer Anruf aus Moskau


Alle polnischen Tagesblätter kommentieren heute die überraschende Einladung aus Moskau. Der russische Premierminister Vladimir Putin möchte den diesjährigen 70. Jahrestag des Massakers in Katyn, in dem tausende polnische Offiziere von den Sowjets ermordet wurden, zusammen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk begehen.  Dies hat Putin, wie die Gazeta Wyborcza berichtet, Donald Tusk gestern in einem Telefongespräch vorgeschlagen. Es wäre das erste Mal, dass sich Regierungschefs aus Polen und Russland gemeinsam in Katyn einfinden.

„Das ist eine langerwartete Geste“, schreibt zu dem gestrigen Anruf Putins der Kommentator der Gazeta Wyborcza Jaroslaw Kurski, „Damit revanchiert sich Putin dafür, dass Tusk ihn zum 70. Jahrestag des Kriegsausbruchs auf der Westerplatte eingeladen hatte.“ Die Einladung Putins, heißt es weiter in dem Kommentar, sei ein Zeichen, dass Moskau Polen als wichtigen EU-Staat anerkenne. Nun sollte laut Kurski auch Tusk eine Geste machen und während der Begegnung im April unterstreichen, dass in Katyn nicht nur Polen, sondern auch Angehörige anderer Nationen gestorben sind, darunter auch Russen.

„Die Gedenkfeierlichkeiten in Katyn mit den beiden Premiers“, so das Fazit des Publizisten, „geben Grund zu vorsichtiger Hoffnung – Hoffnung darauf, dass die Geschichte aufhört , ein Dorn in unseren gegenseitigen Beziehungen zu sein und zu einem Fundament für Vergebung und Versöhnung wird.

 

Dziennik: Polen in die G20? Keine schlechte Idee


Die Tageszeitung Dziennik bezieht sich auf die gestrige Aussage von Präsident Lech Kaczynski, laut dem Polen in die Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer G20 aufgenommen werden sollte.

Recht habe der Präsident, schreibt dazu der Dziennik- Publizist Andrzej Talaga. Der Grund: Die G20 sei kein Ergebnis trockener Kalkulationen, sondern ein politisches Projekt – ein Ergebnis von Kompromissen. So seien Australien und die RPA in die Gruppe aufgenommen worden, damit alle Kontinente vertreten sind, Argentina diene in der G-20 als ein Symbol für die Wichtigkeit der  spanischsprachigen Länder Südamerikas.  Und wenn die Gruppe das Ergebnis eines Kompromisses sei, so Talaga, dann könnte man sie doch auch umbauen. Polen könnte dann als Vertreter von Mittel- und Osteuropa aufgenommen werden, das sich schließlich kulturell von dem westlichen Teil des Kontinents wesentlich unterscheidet.

Die G20, schließt seinen Kommentar der Dziennik-Publizist, habe zwar kein großes politisches Gewicht, die Mitgliedschaft sei jedoch prestigevoll und liefere zudem die Möglichkeit, über die globale Wirtschaft auf dem Laufenden zu bleiben. Das seien messbare Werte, um die es sich zu kämpfen lohne.

 

adn