• 09.02.10
  • 09.02.2010

NEWSWEEK: Polnische Blockbauten werden 50. 

Es war Mitte Februar 1960 als Krystyna und Zbigniew Boguccy zum ersten Mal ihre neue Wohnung betreten haben. Sie sei so aufgeregt gewesen, dass sie sich im Flur hingesetzt und zu weinen begonnen hatte, erinnert sich die Frau heute. Knapp 50 Quadratmeter, drei kleine Zimmer, eine winzig kleine Küche und ein Badezimmer – die Wohnung in der Wolska Straße in Warschau befand sich in dem ersten polnischen Plattenbau. Das Haus sollte ein Experiment sein, berichtet die Wochenzeitschrift Newsweek (Jak budowano wielką płytę). Nach dem Krieg fehlte es in Polen an Wohnungen. Die Regierung suchte nach schnellen und billigen Baumethoden, um dem Wohnungsmangel vorzubeugen.  Das Experiment sei nur teilweise gelungen. Die Bauarbeiten hatten drei Jahre gedauert und die fertiggestellten Wohnungen waren, laut dem Parteivorsitz, zu komfortabel. Ihre richtige Blütezeit erlebte die Großtafelbauweise Anfang der 70-er Jahre. Blockbauten entstanden überall: in Großstädten wie auf dem Lande. Die Größe der Gebäude war nicht festgelegt. Ganz im Gegenteil. Großangelegte Pläne sollten die Wirksamkeit des sozialistischen Bauwesens bezeugen. In Danzig entstanden mehrere elfstöckige Großbauten. In den Größten gibt es fast 1800 Wohnungen, in denen fast 6000 Menschen leben. Auch den Warschauer Architekten gelang ein Rekord. Das so genannte Dackelhaus ist zwar nur vier Stockwerke hoch, aber seine 43 Treppenhäuser erstrecken sich auf 550 Metern. Somit ist “Jamnik” das längste Gebäude der polnischen Hauptstadt.
Die Umwandlungen von 1989 bedeuteten das Ende der Großtafelbauweise in Polen. Doch die Blockbauten dominieren immer noch das polnischen Panorama. In beinahe 4 Millionen Wohnungen leben fast 12 Millionen Menschen. Wann und wo genau der letzte Wohnblock gebaut wurde ist unklar, mit Sicherheit aber feiert das erste Haus seinen 50. Geburtstag.

 

GAZETA WYBORCZA: NATO – nein, EU – ja!

Die Präsidentschaftswahl in der Ukraine beschäftigt weiterhin die polnische Presse. Die Tageszeitung Gazeta Wyborcza (NATO nie, Europa tak) druckt heute ein Gespräch mit der ukrainischen Politikerin Anna Herman. Janukowitschs engste Mitarbeiterin werde nun als eine der einflussreichsten Personen in der Ukraine bezeichnet, schreibt das Blatt. Laut Herman hätten die westlichen Medien Wiktor Janukowitsch ohne Grund als einen antieuropäischen Politiker vorgestellt. Seid ihr wirklich taub, fragt Anna Herman in dem Interview. Bei jeder Gelegenheit bestätige sie doch, dass zu den Prioritäten Janukowitschs die Integration mit der Europäischen Union gehöre. Andererseits wolle er auch die Beziehungen mit Russland, die sich während der Amtszeit von Wiktor Juschtschenko verschlechtert haben, verbessern. Der NATO-Beitritt sei jedoch ausgeschlossen, führt Herman fort. Man wolle die Meinung der Ukrainer beachten und, laut neusten Studien, wolle die Mehrheit der Ukrainer keinem Militärpakt angehören.

 

ŻYCIE WARSZAWY: Junge Warschauer wollen heiraten 

Einen interessanten Trend beschreibt die hauptstädtische Tageszeitung Życie Warszawy (Do ołtarza kolejka jak po mięso). Immer mehr junge Menschen wollen heiraten. In Warschau ist die Zahl der Eheschließungen im Vergleich mit dem Jahr 2007 um 7% gestiegen. Allem Anschein nach verlor das Leben im Konkubinat an Attraktivität. Die Menschen hätten eingesehen, dass die Familie ein großer Wert sei, sagt der Religionssoziologe Sławomir Zaręba. Die Zahl der Heiraten steigt jedoch nur in der Hauptstadt. In der gesamten Region Masowien ist die Zahl der Eheschließungen zurückgegangen. Wieso? Warszawa sei für junge Ehepaare eine perfekte Stadt. Hier gäbe es gute Jobs, einen reichen Kulturangebot und gute Schule für den Nachwuchs, meint Wiesław Łagodziński vom Statistikamt. Die Nachfrage ist so groß, dass man in manchen Stadtteilen die Heiratstermine für April und Mai reservieren muss. Den Höhepunkt der Eheschließungen erwartet man während der Sommerferien, so die Tageszeitung Życie Warszawy.

 

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