• 10.03.10
  • 10.03.2010

Rzeczpospolita: Mit Stock und Karotte gegen Belarus

Prominentes Thema in allen Zeitungen ist heute die Aktivität der EU in Sachen Belarus. Der Grund: Das Europäische Parlament soll Minsk heute dazu aufrufen, den vom Lukaschenko-Regime seit fünf Jahren unterdrückten Polenverband von Andzelika Borys zu legalisieren.

Das Projekt der entsprechenden Resolution, informiert die Tageszeitung Rzeczpospolita, wurde von allen Fraktionen akzeptiert. Es verurteilt die Repressionen gegen die polnische Minderheit und gegen die Opposition in Belarus. Das EU- Parlament, so Rzeczpospolita, fordert darin außer der Legalisierung des Polenverbandes, auch die Entlassung von politischen Häftlingen, wie Andrej Bandarenka, Iwan Michajlau oder Arciom Dubski. Als Anreiz, die Forderungen zu erfüllen, erfahren wir weiter, stellt die Union dem Lukaschenko-Regime finanzielle Vergütungen in Aussicht: u.a. hunderte Millionen von Euro an Zuschüssen sowie billige Anleihen und Kredite. Falls Weißrussland jedoch nicht gehorchen sollte, zitiert die Rzeczpospolita das Dokument, „kann die Union ihren Standpunkt gegenüber Weißrussland ändern, bis hin zur Einführung von Sanktionen“.

 

Gazeta Wyborcza: Das Sichtbare Zeichen kehrt wieder

„Das Sichtbare Zeichen kehrt wieder“ – so lautet der Titel eines Interviews mit der deutschen SPD-Bundestagsabgeordneten Angelica Schwall-Düren für die Gazeta Wyborcza. In dem Gespräch kommentiert die Politikerin die Probleme des wissenschaftlichen Rates des geplanten Vertriebenenzentrums in Berlin.

Nachdem  im Dezember 2009 der polnische Historiker prof. Tomasz Szarota den Rat verlassen hatte, rüttelten Anfang dieser Woche weitere Rücktritte an den wissenschaftlichen Fundamenten des Projektes. Am Montag verzichtete die tschechische Historikerin Kristina Kaiserova auf weitere Zusammenarbeit mit der Stiftung Sichtbares Zeichen, gestern hat auch die deutsche Delegierte Helga Hirsch ihre Demission eingereicht. Kaiserova hatte Hirsch, einer langjährigen Mitarbeiterin von Vertriebenenchefin Erika Steinbach, vorgeworfen, in ihren Publikationen die Geschichte zu verfälschen. Weiterhin kritisierte die Tschechin auch die Zusammensetzung des Rates, der, ihrer Meinung nach,  aus Historikern und nicht aus Publizisten oder Politikern bestehen sollte.

Dieselbe Meinung, wie Kristina Kaiserova, äußert in ihrem Interview für die Gazeta Wyborcza Bundestagsabgeordnete Angelica Schwall – Düren. – Wir- so Düren – brauchen in dem Rat vor allem Museumsexperten und Pädagogen. Währenddessen sitzen dort jetzt vor allem Menschen, die die Geschichte ähnlich sehen, wie die deutschen Vertriebenen. Das muss sich ändern, denn sonst wird das Museum nicht die ganze Wahrheit über die tragische Vergangenheit erzählen können. - so Düren für die Gazeta Wyborcza.

 

Rzeczpospolita: Jugendliche - Leben auf der Straße

300 Tausend polnische Kinder verbringen ihre Freizeit auf der Straße oder in Handelszentren. Diese alarmierenden Zahlen bringt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Laut dem Blatt handelt es sich dabei nicht mehr nur, wie in der Vergangenheit, um hungrige Kinder aus armen Familien. Betroffen sind auch die vielen Jungen, deren Eltern viel arbeiten müssen. – Sie bekommen Geld für eine Pizza oder ein Handy, damit die Eltern Kontakt zu ihnen haben – resümiert die traurige Realität dieser Jugendlichen der Straßenpädagoge Tomasz Szczepanski.

Nach Warschau, fasst die Rzeczpospolita zusammen, kommen täglich 120-150 Tausend Pendler. Um rechtzeitig in der Arbeit zu sein, brechen sie auf, wenn ihre Kinder noch schlafen und kommen erst am späten Abend wieder nach Hause. Weitere 70-80 Tausend Menschen arbeiten die ganze Woche lang außerhalb ihres Wohnortes. Und es sei doch die Familie, in der das Kind Regeln, Werte und Normen fürs ganze Leben lernen soll, kommentiert die Statistiken bedauernd Therapeut Mariusz Jedrzejko. 

Ein Hoffnungsschimmer für den polnischen Nachwuchs, heißt es weiter in dem Artikel, sind so genannte Streetworker oder Straßenpädagogen. Sie greifen die Kinder direkt auf der Straße auf und versuchen, in ihnen das Interesse am Lernen zu wecken: mit gemeinsamen Ausflügen zu Fußballspielen,  mit Lektionen zur Fußballgeschichte oder journalistischen Projekten. Bis jetzt, so die Rzeczpospolita, sind solche Initiativen jedoch immer noch zu rar und unterfördert, um wirklich etwas zu ändern.

 

adn