• 15.03.10
  • 15.03.2010

RZECZPOSPOLITA: Atomkraftwerk in Polen: der Countdown läuft

Die Tageszeitung Rzeczpospolita (Atomowy wyścig pon 10 miliardów) berichtet heute von dem lukrativsten Vertrag seit vielen Jahren in Polen. Es geht um den Bau des ersten Atomkraftwerks auf polnischem Boden. Wer mit seinem Angebot überzeugen kann, wird mit dem polnischen Energiekonzern Polska Grupa Energrtyczna bei einem 10-Milliarden Euro teuren Projekt  zusammenarbeiten. Interesse an dem Vertrag zeigen  Firmen aus Frankreich, Amerika, Korea, Japan und Tschechien. Für die Diplomaten aus diesen Ländern sei das Thema des Atomkraftwerks eine absolute Priorität, sagt ein Experte aus der Energiebranche. Über den Partner des polnischen Energiekonzerns wird letztendlich Premierminister Tusk entscheiden, schreibt das Blatt. Solch einen Projekt gäbe es nicht allzu oft, deshalb versuchen sich die konkurrierenden Firmen von ihrer besten Seite zu zeigen, bemerkt in seinem Kommentar der Publizist Piotr Mazurkiewicz. Es wird eine große Kunst sein, konkrete Projekte von utopischen Vorschlägen zu selektieren. Schon der Bau der Stadien für die EM 2012 zeigte, dass Eile kein guter Berater sei. Nachdem der Vertrag mit der Baufirma der Sportarena in Wroclaw zuerst vor den Kameras gefeiert wurde, hat man den Investor kurz danach von der Baustelle vertrieben. Bei dem Bau des ersten Atomkraftwerks in Polen dürfe solch ein Fehler nicht geschehen, so Piotr Mazurkiewicz im Blatt Rzeczpospolita.   

 

GAZEA WYBORCZA: Die Präsidentschaftsvorwahlen: ein System für Polen?

Heute kommentiert die Gazeta Wyborcza das System der polnischen Präsidentschaftswahlen. Seit Wochen beherrschen die Vorwahlen zu den diesjährigen Präsidentschaftswahlen die polnische Medienlandschaft. Das ist nicht verwunderlich, denn viel hängt von den Ergebnissen dieser Vorwahlen ab, so das Blatt.  Problematisch ist es nur, wenn die Kandidaten ihre Ansichten derartig positionieren, dass Unterschiede kaum erkennbar sind.Dass es in diesem Wahlkampf noch zu klaren Positionierungen kommt, bezweifelt die Gazeta Wyborcza. Die Furcht vor Sympathieverlusten in Volk und Partei beherrscht das Verhalten der Kandidaten. In Amerika stehen die Vorwahlen für rivalisierende Programme der Kandidaten. Polen ist aber nicht Amerika. Solche polarisierende Wahlkämpfe werden in Polen nicht möglich sein. Grund dafür, so das Blatt, ist das politische System Polens. Während in Amerika große Persönlichkeiten ihre Parteien prägen, ist es in Polen genau umgekehrt. Persönlichkeiten treten durch Parteien hervor. Ohne die Unterstützung der Partei ist selbst der ehrgeizigste Politiker ein Niemand, so die Gazeta Wyborcza.
Auch die Parteiprogramme werden nicht von den Kandidaten, sondern von der gesamten Partei bestimmt. Es ist also fraglich ob die Vorwahlen in Polen ihren Sinn  voll erfüllen, so das Blatt. Sicher ist, dass es für das polnische System nicht die effizienteste Methode ist. Damit endet die Gazeta Wyborcza ihren Kommentar.

 

ŻYCIE WARSZAWY: Expedition Weichsel

Marek Kaminski gibt nicht auf, berichtet die Tageszeitung Życie Warszawy (Kamińśki oswaja bardzo zimną rzekę). Kaminski - ein polnischer Polarforscher, Autor, Photograph und Unternehmer – war einer der ersten Menschen, die beide Pole in einem Jahr ohne externe Unterstützung erreichten. Seit 14 Tagen versucht Kaminski die Weichsel von ihren Quellen in den Schlesischen Beskiden bis zur der Mündung in der Ostsee mit einem Paddelboot zu durchfahren. Er fühle sich vorzüglich, sagte der Reisende dem Blatt. Die Wellen und der Wind würden ihm zwar ein bisschen zu schaffen machen, aber insgesamt sei die Natur wunderbar, schwärmt Kaminski. Doch am meisten möge er die Treffen mit den Menschen, die an den Flussufern auftauchen um ihn zu begrüßen. Seit zwei Wochen ähnelt jeder Tag dem anderen. Kaminski steht gegen 4-5 Uhr morgens auf. Er kocht etwas Weichselwasser, frühstückt und zwischen 6 und 7 Uhr macht er sich auf den Weg. Den ganzen Tag verbringt er in seinem Paddelboot. Das Zelt stellt er gegen 17 Uhr auf. Die Flussmündung wird Marek Kaminski wahrscheinlich am Wochenende erreichen. Mit seiner Expedition will der Pole beweisen, dass die Weichsel ein sauberer Fluss und ein großes Naturwunder ist. Bislang konnte noch keiner die über 1000-Kilometer lange Strecke in den Wintermonaten ablegen.

 

RZECZPOSPOLITA:  Politik darf nicht über Geschichtswissen domineren

Zur jüngsten Debatte über die Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" schreibt die konservative polnische Tageszeitung Rzeczpospolita heute: die deutsche Regierung hat die Vorwürfe gegen Stiftungsdirektor Manfred Kittel und die ganze Konstruktion des "Sichtbaren Zeichens" lange unterschätzt. Noch jetzt scheint sie von der Austrittswelle überrascht zu sein. Nach dem Scheitern der großen Koalition SPD-CDU/CSU hat die deutsche Linke eingesehen, dass bei einem solch brisantem Projekt die Politik nicht über Geschichtswissen dominieren kann. Dass ein "Sichtbares Zeichen" ohne ein Minimum an Vertrauen seitens der Nachbarn nicht gelingen kann. (...) Heute liegt die Glaubwürdigkeit von Kittel bei Null. Der Bund der Vertriebenen hat sich durch die Versuche, sich das Projekt unterzuordnen, kompromittiert. Jetzt muss der Bundestag entscheiden, was mit dem Trümmerfeld nach dieser eindrucksvollen Katastrophe geschehen soll.