• Europäischer Pressespiegel
  • 02.04.2010

WPROST: Johannes Paul II. – Prediger der Einheit

Heute vor fünf Jahren ist Papst Johannes Paul II gestorben. Die Wochenzeitschrift Wprost (Papież widział Europę zjednoczoną) druckt in der neusten Ausgabe ein Gespräch mit dem italienischen Europaparlamentarier Rocco Buttiglione. Der Politiker gehört zu den ersten Menschen, die den verstorbenen Papst mit dem Wort “Johannes Paul der Große“ bezeichneten. Laut Buttiglione sei die Konzeption des vereinten christlichen Europa eine der gravierendsten Ideen des Pontifikats des Polen. Schon im Jahre 1979 habe Johannes Paul II bei seiner Polenreise diese Konzeption vorgestellt, so Buttiglione. Im Westen, unweit der deutsch-polnischen Grenze befand sich damals ein sichtbares Zeichen des geteilten Europa – die Berliner Mauer. Im Osten stand die geschlossene Grenze mit der Sowjetunion. Der Papst indes sprach von einem vereinten Europa und unterstrich den christlichen Charakter des Kontinents. Dabei erwähnte er zwei Bilder aus der Geschichte, meint Buttiglione: die Christianisierungsmission des hl. Adalbert von Prag und die Ausgießung des Heiligen Geistes während des letzten Abendmahls. Johannes Paul II zeigte, dass die Folge der Adalbertmission unter anderem die Taufe Polens und später das Bündnis des polnischen Königs Boleslaw Chrobry mit dem Kaiser Otto III gewesen war – in einem gewissen Sinne war das die Ankündigung der europäischen Einheit.

Johannes Paul II verstarb am 2. April 2005 im Alter von 84 Jahren in seinen Privaträumen. Sein Sterben wurde international von einer sehr ausführlichen Live-Berichterstattung der Medien begleitet. Am 28. Juni 2005 begann sein Seligsprechungsprozess.

 

WPROST: 5. Todestag des Papstes – was blieb?

In der gleichen Ausgabe von Wprost erzählen bekannte Polen davon, wie Johannes Paul II ihr Leben beeinflusst hatte. Der Politiker Bartosz Arłukowicz meint, der Papst habe ihm den Lebensmut beigebracht. Arlukowicz sei während des Pontifikats des Polen großgeworden. Er befand sich an der Schwelle zum erwachsenen Leben, als der Papst die Polen mit den Worten: „Fürchtet euch nicht” belehrte. Das habe ihm Mut gegeben, schwierige Entscheidungen zu treffen. Arlukowicz wurde Arzt und nahm die Arbeit auf der Onkologie-Station für Kinder in einem Stettiner Krankenhaus auf. Bartosz Arlukowicz gibt zu, kein sehr gläubiger Mensch zu sein, doch die Lehre von Johannes Paul II betrachte er sehr persönlich. Am 2. April 2005 saß er schweigend mit seiner Familie. Sie haben den Fernseher und das Licht ausgeschaltet, erinnert sich der Politiker. Den Sinn und die Tiefe dieser Stille könne er nicht erklären, aber er schöpfe daraus Kraft. 

 

POLITYKA: Der letzte Schrei der polnischen Skeptiker?

Polnische Euroskeptiker haben den Kampf mit der EU aufgegeben, doch die Furcht vor liberalen Experimenten steckt weiterhin tief im polnischen Bewusstsein. Die Wochenzeitschrift Polityka (W oblężeniu) beschreibt den Wandel des polnischen Euroskeptizismus. Noch vor wenigen Jahren hörte man in der polnischen Politik Warnrufe vor dem EU-Beitritt, sonst würden die polnische Wirtschaft und Landwirtschaft verkommen. Nachdem Polen Mitgliedsstaat der Union geworden ist, verschob sich die Kritik der EU auf andere, weichere Themenbereiche – auf die Ideologie und die Moral. Die polnischen Konservativen vertreten die Meinung, dass man an dem europäischen Modernisierungs-Prozess teilnehmen, und gleichzeitig das Land vor gesellschaftlichen Veränderungen bewahren kann. Doch die polnische Festung wird bald fallen, meint Polityka. Hauptsache, dass der Fall nicht in der Atmosphäre eines Siegeszuges der EU verläuft. Die Polen müssen verstehen, welche Veränderungen in der modernen Welt stattfinden.  

 

kk