• 13.04.10
  • 13.04.2010

WPROST: Das letzte Interview von Maria Kaczynska

Die Tageszeitung Wprost publiziert in einer Sonderausgabe das letzte Interview mit der First Lady Maria Kaczynska, das vor dem tragischen Flugzeugunglück bei Smolensk geführt wurde. Er wusste nicht, dass es die letzte Aussage von Maria Kaczynska für die Medien sein werde, schreibt der Journalist. Die Präsidentengattin erzählte von den letzten fünf Jahren in dem Präsidentenpalast. Die First Lady zu sein habe ihr Leben stärker beeinflusst, als sie es gedacht hätte, sagte Maria Kaczynska zwei Tage vor dem tragischen Unglück. Auf einmal sei sie keine anonyme Person mehr gewesen, andere Menschen haben über ihren Tagesablauf entschieden. Doch am meisten taten ihr die unfairen Attacken anderer Politiker auf ihren Mann weh. Das musste sie akzeptieren. Politik sei eben Politik, so Maria Kaczynska. Sie habe immer das gesagt, was sie gedacht habe. Dafür wurde sie manchmal kritisiert. Doch nie habe sie kalkuliert, ob sie gewinnen werde oder nicht. Vielleicht haben viele Menschen sie wegen dieser Authentizität akzeptiert. Eine große Erfahrung war die Möglichkeit gewesen, Orte zu besuchen, die sie sonst nicht besuchen könnte. Am meisten habe sie der Kontakt mit den Menschen fasziniert, die sie bislang nur aus den Medien gekannt habe. Sie habe entdeckt, dass sich die Menschen nicht voneinander unterscheiden. Alle Menschen auf der Welt, unabhängig von ihrer Ausbildung oder sozialen Stellung, haben die gleichen Probleme. Für alle seien die gleichen Werte wichtig: Liebe, Familie, Gesundheit. Was Sie der nächsten First Lady raten könnte? Immer dem eigenen Gewissen treu zu bleiben, so Maria Kaczynska in einem Interview für die Wochenzeitschrift Wprost zwei Tage vor dem tödlichen Flugzeugunglück bei Smolensk.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polnische Demokratie hat sich bewährt 

Der polnische Staat hat den schwierigen Schlag überstanden, stellt drei Tage nach dem Tod des Präsidentenpaares und zahlreicher polnischer Politiker die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Państwo wytrzymało ten cios) fest. Nachdem die Parlamentarier der Opfer des Flugzeugunglücks vom Samstag gedacht haben werden, werden die Politiker darüber diskutieren, wie das politische Szenario nach der Katastrophe aussehen soll. Die ersten Entscheidungen sind bereits gefallen. Die demokratischen Mechanismen haben sich bewährt, meint das Blatt. Die Übertragung der Verantwortung im Militär und anderen staatlichen Institutionen, deren Chefs am Samstag ums Leben gekommen sind, verläuft reibungslos. Als ob die Polen das seit Jahren geübt hätten. Auch die polnische Währung scheint gegen die Krisensituation geschützt zu sein. Machen wir uns nichts vor, lesen wir weiter in dem Blatt, die Politik wird bald in unser Leben zurückkehren und die jetzige Ruhe zerstören. Sie wird aber die demokratischen Strukturen nicht zerstören, die es in Polen in dem parteilichen Durcheinander doch gelungen ist aufzubauen. Die Trauerfeierlichkeiten sind auch eine gute Möglichkeit zu erkennen, dass uns doch irgendetwas gelungen ist, so der Kommentar in der Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna

 

GAZETA WYBORCZA: Polnische Politik nach der Katastrophe? 

Die Politik wird zurückkehren. Aber in welcher Form – diese Frage stellt die Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Die Meinungen der Experten sind geteilt. Er habe keine Zweifel. Die Routine werde zurückkehren, sagt der Soziologe, Professor Jacek Raciborski. Schon heute vor dem Präsidentenpalast habe er gesehen, wie ältere Frauen Journalisten bespuckt hatten, so Raciborski. Entgegengesetzter Meinung ist der Politologe Jaroslaw Flis. Die Politik werde in einem angeschlagenen Zustand sein. Es werde Blockaden geben, die es vorher nicht gegeben hatte. Flis unterstreicht auch, dass die Opposition politische Themen ansprechen sollte, die Regierungspartei sollte diese Themen nicht erzwingen. Doch die Verfassung ist eindeutig. Spätestens im Juni muss es zu den Präsidentschaftswahlen kommen. Die Situation sei klar, meint Jaroslaw Flis. Die Bürgerplatform sei zu dem Wahlkampf bereit. Es gäbe keine Konkurrenz. Die Opposition habe zwei Kandidaten verloren. Doch die Wahlen sollten nicht durch einen Walk over entschieden werden, so der Politologe Jaroslaw Flis. Welche Schritte die Opposition unternehmen wird, bleibt bislang unbekannt.

 

kk