• 19.04.10
  • 19.04.2010

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Letzter Weg des Präsidentenehepaares

Die Polen verabschiedeten sich gestern von dem Präsidenten. Die längste Staatstrauer in der Nachkriegsgeschichte Polens ist vorbei. Es war ein überaus emotionales Ende der Staatstrauer, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Ostatnia droga prezydenta) über die gestrigen Bestattungsfeierlichkeiten des Präsidentenehepaares in Krakau. Und sehr bewegende Momente, fügt das Blatt hinzu. Und das, obwohl die Aschewolke über Europa verursachte, dass die meisten wichtigen Politiker, darunter US-Präsident Obama, Frankreichs Staatsoberhaupt Sarkozy, Bundeskanzlerin Merkel, sowie der Gesandte des Papstes, Kardinal Angelo Sodano in Krakau nicht erscheinen konnten. Dafür ist der russische Präsident Dmitrij Medwedew gekommen. Die Tragödien würden oft schwierige Emotionen hervorrufen, aber oft würden sie auch Menschen einander näher bringen, sagte der russische Politiker während der Trauerzeremonie. Keiner weiß heute, inwieweit und für wie lange sich die polnisch-russischen Beziehungen verändert haben, lesen wir in Dziennik. Keiner weiß auch, wie das Flugzeugunglück bei Smolensk und die darauffolgende neuntägige Staatstrauer Polen verändert haben. Keiner weiß ebenfalls ob die versöhnlichen Worte zwischen den wichtigsten Parteien in Polen einen neuen Trend in der polnischen Politik setzen werden. Es sei ein Paradox, dass der Tod des Staatsoberhauptes und mehrerer wichtiger Politiker zu einer großen Chance für Versöhnung, sowohl auf der innenpolitischen wie auch auf der internationalen Ebene, werden könne, sagte gestern Kardinal Stanislaw Dziwisz. Zugehört haben ihm Vertreter aller politischer Parteien, darunter Premierminister Donald Tusk und der Zwillingsbruder des verunglückten Präsidenten, Jaroslaw Kaczynski. Die kommenden Tage werden zeigen, ob sie die Worte des Krakauer Geistlichen ernst genommen haben, so der Kommentar in der Tageszeitung Dzeinnik/Gazeta Prawna.

 

RZECZPOSPOLITA: Vor dem Wahlkampf  

Die Regierungspartei PO hat ein Problem, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita (Komorowski i klopot PO). Manche Politiker der Partei sollen festgestellt haben, dass Sejmmarschall Bronislaw Komorowski, der die Pflichten des Präsidenten übernommen hatte, während der Staatstrauer schlecht ausgefallen ist. Dieser Feststellung folgte die Frage, ob dadurch die Wählerzustimmung für die Partei nicht sinken werde und ob Komorowski Kandidat der Bürgerplattform für die Präsidentschaftswahlen bleiben sollte. Der Sejmmarschall wurde für sein Verhalten in den ersten Tagen nach der Katastrophe bei Smolensk kritisiert. Er habe zu wenig Emotionen und Anteilnahme gezeigt, hieß es in der Partei. Man hat Komorowski auch vorgeworfen, einige Personalentscheidungen voreilig getroffen zu haben. Premierminister Donald Tusk beendete die aufkommenden Spekulationen mit einem klaren Statement: Kandidat der Bürgerplattform für die Präsidentschaftswahl bleibt der Gewinner der Präsidentschaftsvorwahlen, das heißt Bronislaw Komorowski.

Schwierig ist auch die Situation der Oppositionsgruppierungen. Die zwei Oppositionsparteien Recht und Gerechtigkeit PiS und die Linken, die in der Flugzeugkatastrophe ihre Kandidaten für den kommenden Wahlkampf verloren haben, müssen diese Woche entscheiden, wer diese Parteien im Wahlkampf repräsentieren wird, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. In der Recht und Gerechtigkeit-Partei werden nur zwei Kandidaten in Betracht gezogen - Jaroslaw Kaczynski, der Zwillingsbruder des verunglückten Präsidenten, sowie der Europa-Abgeordneter Zbigniew Ziobro, schreibt die Tageszeitung und beruft sich auf inoffizielle Quellen. Rzeczpospolita zitiert auch den Spiegel, der meinte, Kaczynskis Sieg wäre fast sicher. Die Welle der Anteilnahme würde ihn sicher zum Ziel führen. Die Linken haben bislang keine sichere Kandidatur. Die Präsidentschaftswahlen finden in Polen wahrscheinlich am 20. Juni statt.