• 26.04.10
  • 26.04.2010

POLSKA: Jaroslaw Kaczynski nimmt den Kampf an

Es ist die meist erwartete Nachricht auf der politischen Bühne in Polen in den letzten Tagen. Die Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit wird heute verkünden, dass Jaroslaw Kaczynski, Bruder des verunglückten Präsidenten, am Präsidentschaftswahlkampf teilnehmen wird. Bis zum letzten Augenblick denke der PiS-Chef über seine Kandidatur nach, schreibt heute die Tageszeitung Polska (Kaczyński kandyduje) und beruft sich auf inoffizielle Quellen. Noch am Samstag war nicht klar, ob sich Jaroslaw Kaczynski für diesen Schritt entscheiden werde. Man zog zwei alternative Kandidaten in Betracht -  Zyta Gilowska und Joanna Kluzik-Rostkowska. Die Kandidatur einer Frau sollte das Image der Partei verbessern. Man befürchtete jedoch, dass die Politikerinnen von den konservativsten Wählern der Kaczynski-Partei nicht akzeptiert werden, so das Blatt. Außerdem haben die zwei Damen in den ersten Meinungsumfragen schlecht abgeschnitten. Auch das Umfrage-Ergebnis des Parteichefs fällt nicht sehr gut aus. Aus diesem Grund wäre es besser, eine der beiden Frauen in den Wahlkampf zu schicken. Sie hätten geringere Chancen auf einen Sieg, doch sie könnten zugleich Jaroslaw Kaczynski vor den Folgen einer Niederlage beschützen, sagt ein prominenter Politiker der Oppositionspartei PiS. Die wichtigste Frage bleibt aber, ob Jaroslaw Kaczynski seelisch und physisch dazu in der Lage ist, den Kampf um den Präsidentenposten aufzunehmen, meint die Tageszeitung. Laut einem Abgeordneten aus Kaczynskis Umfeld, sei dessen Zustand beunruhigend. Seit zwei Wochen esse und schlafe er kaum. Die Nächte verbringe er bei seiner schwer kranken Mutter im Krankenhaus. Er glaube aber daran, dass sich Kaczynski mobilisieren werde, denn er sei ein starker Mensch, sagt der Politiker. Eine Mobilisierung ist bereits in den Reihen der  Partei zu spüren. Alle Parteimitglieder bestärken Kaczynski in seiner Entscheidung - sogar diejenigen, die den Parteichef vor kurzem noch kritisiert hatten, so die Tageszeitung Polska.

 

POLSKA: Komorowskis einziger Gegner?

Jaroslaw Kaczynski habe eine einzigartige Chance, sein bisheriges Image zu verändern, schreibt die Tageszeitung Polska in ihrem Kommentar (Dlaczego musi kandydować). Seine Mitarbeiter versichern, dass der Politiker in den ersten Wochen des Wahlkampfes schweigen werde. In seinem Wahlkampfteam werde es keine kontroversen Politiker geben. Solange er nicht als der “Rächer” seines Bruders auftreten wird, kann Kaczynski sein negatives Bild verändern. Ein Wahlergebnis um die 40 bis 45 Prozent wäre ein großer Sieg und ein guter Ausgangspunkt für die Kommunalwahlen im kommenden Jahr. Jeder andere Kandidat der PiS-Partei für den Präsidentschaftswahlkampf würde nur die Chancen des Kandidaten der Regierungspartei Bürgerplattform vergrößern. Aus diesem Grund war die Diskussion über die Kandidatur von Jaroslaw Kaczynski beendet, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnte, so das Blatt Polska.

 

RZECZPOSPOLITA: Polen hoffen auf redliche Ermittlungen

Das Flugzeugunglück bei Smolensk wird noch lange die polnische Öffentlichkeit beschäftigen. Die Tageszeitung Rzeczpospolita (Polacy: rząd wyjaśni) druckt heute die Ergebnisse einer Umfrage, die vom Meinungsforschungsinstitut Gfk Polonia durchgeführt wurde. Die meisten Befragten meinen, die polnische Regierung unternehme alles, um die Ursachen der Katastrophe aufzuklären. Diese Meinung vertreten fast 70 Prozent  der Polen. Entgegengesetzter Meinung ist über ein Viertel der Befragten. Das hohe Vertrauen in die Regierung sei ein Resultat der ersten, schnellen Entscheidungen der polnischen Politiker, meint der Soziologe, Professor Andrzej Rychard von der Polnischen Akademie der Wissenschaften PAN. Ob man weiterhin die polnische Öffentlichkeit redlich und schnell wird informieren können, bezweifelt der Wissenschaftler jedoch. Die Treffen der entsprechenden Experten mit den Medien zeigen, dass die Ermittlungen lange dauern werden. Kontroverse Fragen, die unbeantwortet bleiben, gäbe es inzwischen viele, so Andrzej Rychard für das Blatt Rzeczpospolita.

 

kk