Gazeta Wyborcza: Wawel teilt das Land
War das Begräbnis auf dem Wawel eine gute Entscheidung? Diese Frage hat die Gazeta Wyborcza den Polen gestellt und präsentiert in ihrer heutigen Ausgabe die Ergebnisse (Wawel wciąż dzieli). Sie sind überraschend, meint die Zeitung. So halten es 67 Prozent der Befragten für falsch, dass Lech Kaczynski auf dem Wawel beerdigt wurde. Dies zeige, dass die Polen zwar trauern, aber dass sie die Geschehnisse gleichzeitig sehr nüchtern und wohlüberlegt betrachten, schreibt die Gazeta Wyborcza. Sie hat weiterhin die Frage gestellt, welcher der beste Präsident nach 1989 war. Und auch hier überraschen die Antworten. Denn mehr als die Hälfte der Polen gibt Aleksander Kwasniewski an. Seine zehnjährige Amtszeit ist der Mehrheit der Polen in guter Erinnerung. Anders sieht es bei Lech Kaczynski aus. Ihn halten nur 27 Prozent der Befragten für den besten Präsidenten nach 1989. Er liegt damit sogar hinter dem Umfragewert seiner Partei „Recht und Gerechtigkeit” PiS. Der betrug nach einer Untersuchung der Gazeta Wyborcza vom Wochenende 34 Prozent.
Die Zeitung spekuliert nun, ob die Emotionen nach der Katastrophe der PiS zu einem besseren Ergebnis verhelfen könnten und zitiert den Gesellschafts-Psychologen Bogdan Wojciszke. Er gehe nicht davon aus, dass die Polen mehrheitlich für die PiS stimmen, denn sie haben einen sehr rationalen Blick auf die Geschehnisse. Die Polen seien stolz auf ihr Land, aber um ihren Patriotismus zu zeigen, müsse man nicht mehr zwangsweise die PiS wählen. Es gebe nun mehrere Optionen, schreibt die Gazeta Wyborcza.
Rzeczpospolita: Das virtuelle Leben der Polen
Einer Umfrage zu einem ganz anderen Thema widmet sich die heutige Ausgabe der Rzeczpospolita (Wirtualne życie Polaka). Laut einer neuen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts CBOS sind mehr als 2/3 der Polen auf so genannten Social Networks aktiv. Facebook, Unsere Klasse (Nasza Klasa), oder Golden Line stehen ganz oben auf der Beliebtheitsskala der jungen Polen. Dabei erfüllen die Netzwerke ganz unterschiedliche Aufgaben, schreibt die Rzeczpospolita. Der Großteil der Polen nutzt sie, um soziale Kontakte zu pflegen, aber auch, um auf dem Laufenden zu bleiben oder Musik und Fotos auszutauschen. Doch die Online-Portale bergen auch eine große Gefahr, meint die Zeitung. Psychologen zum Beispiel befürchten, dass dadurch Kontakte in der realen Welt bedroht sein könnten. Trotzdem wird das Wachstum der Social Networks nicht aufzuhalten sein, unterstreicht die Zeitung Rzeczpospolita.
Dziennik/Gazeta Prawna: Tusk nimmt Russland in Schutz
Gestern hat der polnische Premierminister Donald Tusk die ersten Ergebnisse der Untersuchung zum Flugzeugabsturz in Smolensk vorgestellt. Keine einfache Aufgabe, meint heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Głowy polecą, ale po wyborach). Denn Tusk stand vor der Herausforderung, Russland damit nicht in ein schlechtes Licht zu rücken. Eineinhalb Stunden habe er versucht, klarzumachen, dass Polen die volle Kontrolle über die Untersuchung habe, schreibt Dziennik. Tusk unterstrich, dass Russland die Ermittlungen zwar leite, den polnischen Experten aber alle Materialen zur Verfügung stelle.
Nach Ansicht von Dziennik gab es zwei überraschende Informationen während der gestrigen Pressekonferenz. Zum einen gab Tusk bekannt, dass das Flugzeug wohl schon um 8:41 Uhr abgestürzt ist. Also, 14 Minuten früher als bisher angenommen. Zum anderen korrigierte Tusk die Aussagen von Edmund Klich, dem Leiter der polnischen Untersuchungskommission. Der hatte vor einer Woche behauptet, dass es Probleme bei der Zusammenarbeit mit den Russen gebe und ihm der Rückhalt der polnischen Regierung fehle. Klich habe seine Meinung nun geändert, sagte Tusk. Warum? Das habe Tusk nicht geklärt, schreibt die Zeitung Dziennik. Und damit endet unsere heutige Presseschau.
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