GAZETA WYBORCZA: Polen ist Klassenbester in der EU
Polen, der Tiger der Europäischen Union (Polska tygrysem Unii). Mit diesem Titel beginnt die Gazeta Wyborcza heute ihren Wirtschaftsteil und schreibt, dass Polen und die Slowakei die Länder in der EU sind, die sich 2010 am besten entwickeln werden. Außerdem, so unterstreicht die Zeitung, ist es Polen am besten gelungen, sich vor den Auswirkungen der Krise im vergangenen Jahr zu schützen. Polen sei also der Primus in der Union und wird dafür vom EU-Währungskommissar Olli Rehn gelobt. Die schnelle Erholung von den Turbulenzen der Krise sei nicht nur auf die gute Binnennachfrage und die relative Unabhängigkeit von den Finanzmärkten zurückzuführen, sondern vor allem auch auf die klugen Entscheidungen der polnischen Regierung. Sie habe im Bezug auf die Geld- und Finanzpolitik schnell reagiert. Aber das ist noch nicht das Ende der guten Nachrichten, freut sich die Gazeta Wyborcza. Brüssel sagt Polen nämlich für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent voraus. Im EU-Durchschnitt werden nur 1,7 Prozent erwartet, Polen übertrifft die anderen Staaten also bei weitem. Gute Export-Zahlen sowie ausländisches Kapital könnten Polens Wirtschaft zum Blühen bringen.
Einziger Wermutstropfen bei dem vielen Lob: Die EU warnt Polen vor öffentlichen Schulden, die im kommenden Jahr vermutlich noch wachsen werden. Polen sollte eigentlich sparen. Doch das dürfte 2011 schwierig werden. Denn die Polen wählen dann ein neues Parlament. Und vor Wahlen vermeiden Politiker bekanntlich, Einsparungen zu verkünden, schreibt die Gazeta Wyborcza.
RZECZPOSPOLITA: Schlechte Noten für die polnische Altenpflege
Zu wenige Zimmer, keine angemessene medizinische Versorgung, schlechtes Essen. Das ist das Armutszeugnis, das die Rzeczpospolita heute dem Staat ausstellt, wenn es um die Pflege der Alten im Land geht (Państwo nie dba o starszych). Im Moment sind 7,5 Millionen Polen älter als 65. Im Jahr 2030 könnten es schon 10,6 Millionen sein. Die Versorgung der Rentner ist also ein zentrales Thema im Land. Doch im Moment ist es eher schlecht bestellt darum, zeigt nun ein Bericht, der der Rzeczpospolita vorliegt. „Keine einzige der begutachteten Pflegeeinrichtungen hat die Norm erfüllt“, so heißt es. Die Heime sind überfüllt, es gibt keine separaten Badezimmer für Männer und Frauen, die Zimmer und der Abstand zwischen den Betten sind zu klein, sodass man zum Beispiel nicht mit dem Rollstuhl durchkommt. Es fehlt an Geld. Und so wird in den meisten Einrichtungen beispielsweise am Essen gespart. Das heiße zwar nicht, dass die alten Leute hungern müssten, schreibt die Rzeczpospolita. Aber sie müssten sich eben mit einfachen Gerichten zufrieden geben, die man billig herstellen kann.
Der Geldmangel wirke sich aber nicht nur auf die Lebensbedingungen aus, sondern auch auf die Qualität der Pflege. Viele Ärzte arbeiten nebenbei noch in Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen, denn sie verdienen in Altenheimen nicht genug. Das wirke sich natürlich auf die Qualität der Arbeit aus, so die Zeitung. Krankenschwestern arbeiten an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Sie sind meist für zwölf oder mehr Patienten verantwortlich. Es fehlt einfach an Personal. Und das wenige Personal, das es gibt, verbringt etwa die Hälfte seiner Zeit mit Papierkram im Büro. Um die Situation zu verbessern, müssten nicht nur die Gemeinden mehr Geld ausgeben, man müsse auch die Familien der Alten in die Pflicht nehmen, meint die Rzeczpospolita.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Fernsehen hofft auf hohe Werbeeinnahmen bei WM
Die polnischen Medien hoffen nach der Staatstrauer auf hohe Werbeeinnahmen, schreibt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna in ihrer heutigen Ausgabe (Na mundialu TVP odrobi straty). Grund dafür: Während der Trauerwoche nach der Katastrophe von Smolensk wurde keine Werbung im Fernsehen gesendet. Die Werbe-Etats der Firmen sind dementsprechend hoch im Moment. Die besten Chancen, nun von diesem Geld zu profitieren, habe der Fernsehsender TVP, schreibt Dziennik. Denn er hat ein spezielles Angebots-Paket für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika geschnürt. „Wir strahlen die WM live aus, da kann man auf Emotionen setzen“, sagt Michał Kalinski, verantwortlich für das Marketing von TVP. Nach inoffiziellen Informationen habe TVP acht bis zehn Millionen Euro ausgegeben, um die WM übertragen zu dürfen. Bisher sah es so aus, als habe TVP keine Chance, das Geld durch Werbeeinnahmen wieder reinzuholen. Das habe sich nach der Staatstrauer nun geändert, schreibt Dziennik.
Man habe die Preise dabei bewusst nicht übermäßig angehoben, sagt Kalinski. Ein 30-sekündiger Werbespot beim Spiel Argentinien gegen Nigeria zum Beispiel kostet rund 41 000 Zloty. Zum Vergleich: Im deutschen Fernsehen müssen Firmen dafür fast das Doppelte zahlen. Grund dafür ist, dass der deutsche Fernsehmarkt viel größer ist. Überhaupt kann das polnische Fernsehen nicht mit den Werbeeinnahmen der Deutschen mithalten. Denn Publikumsmagneten wird es nicht geben. Die polnische Mannschaft nimmt nämlich nicht teil an der WM in Südafrika, schreibt die Tageszeitung Dziennik.
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