• 10.05.10
  • 10.05.2010

RZECZPOSPOLITA: Ein Sieg, der versöhnen soll 

Zum ersten Mal seit 1945 marschierten polnische Soldaten über den Roten Platz in Moskau. In den letzten Jahren gewöhnte Moskau die Welt an seine Militärparaden am 9. Mai. Bislang verliefen die Paraden unter dem Motto, “Schaut, wie stark Russland ist”. In diesem Jahr war es anders, schreibt das Blatt Rzeczpospolita (Zwycięstwo, które ma łączyć). Auf dem Roten Platz waren zum ersten Mal in der Geschichte Soldaten aus dem Westen dabei. Präsident Dmitrij Medwedew sagte in seiner Ansprache, an dieser Parade würden sich Soldaten aus Russland, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, sowie aus den Staaten der Anti-Hitler-Koalition beteiligen. Es sei ein Beweis dafür, dass alle bereit seien, für den Frieden zu kämpfen. In der ersten Reihe der VIP-Loge, neben den Gastgebern Medwedew und Putin, saßen Staats- und Regierungschefs von 20 Ländern. Unter den Gästen befanden sich unter anderem der polnische Sejm-Marschall Bronislaw Komorowski und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Einige hochrangige Politiker, wie Frankreichs Präsident Sarkozy und der italienische Premierminister Berlusconi, hatten  im letzten Augenblick ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten in Moskau abgesagt. Diese Parade sollte beweisen, dass Moskau darauf setzt, was verbinden kann, sagte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Rzeczpospolita der Politologe Aleksiej Makarkin. Deshalb gab es auf dem Roten Platz ausländische Soldaten, deshalb tauchte das Wort “gemeinsam” in der Ansprache des russischen Präsidenten so oft auf. Laut dem Politologen wolle Medwedew zeigen, dass der Sieg über Hitler-Deutschland und die Nachkriegspolitik zwei verschiedene Themen seien. Es gehe auch darum, die Fehler der sowjetischen Politik unter Stalin aufzuzeigen.

 

RZECZPOSPOLITA: 9. Mai – kein besonderer Tag in Polen 

Anders als der russische Politologe, sieht die gestrige Parade anlässlich des Sieges über Nazideutschland der polnische Historiker, Doktor Maciej Korciuk. Der gestrige Tag sei für ihn ein üblicher Sonntag gewesen. Er habe mit seinen Kindern die Kirche besucht - zum Friedhof, um für die gefallenen sowjetischen Soldaten ein Kerze anzuzünden, sei er aber nicht gegangen. Er habe immer die Meinung geäußert, dass eine zivilisierte Nation die Gräber derer, die in diesem Land gefallen sind, pflegen sollte. Doch nicht, um die Geschichte erneut zu fälschen, sagt der Historiker Maciej Korciuk. Sowjetische Soldaten übten die Befehle Stalins aus. Deutsche Soldaten setzten die politische Vision Hitlers in die Tat um. Selbst hatten sie meistens keinen Einfluss darauf, zu welchem Zweck sie ausgenutzt wurden. Jedem gefallenen Soldaten sollte man die Ehre erweisen. Doch die Polen müssen sich dessen bewusst sein, dass sowohl die sowjetischen als auch die nazi-deutschen Soldaten ein Werkzeug waren, mit dem man das polnische Volk unterdrückte, so Maciej Korciuk im Blatt Rzeczpospolita. 

 

DZIENNIK: Ungewöhnlicher Wahlkampf 

6 Wochen vor den Präsidentschaftswahlen haben sich die wichtigsten Kandidaten kein einziges Mal direkt mit den Wählern getroffen, berichtet die Tageszeitung Dziennik (www kandydat z okienka.pl). Der einzige Weg der Kommunikation bleibt das Internet. Am Wochenende veranstaltete Bronislaw Komorowski, Kandidat der Regierungspartei PO, ein Chat-Gespräch aus Moskau, wo er Fragen von Internetnutzern beantwortete. Sein wichtigster Gegenkandidat Jaroslaw Kaczynski, überraschte die Öffentlichkeit mit einer Video-Aufnahme, mit versöhnlichen Worten an das russische Volk. Seine Kampagne scheint bislang erfolgreich zu verlaufen. In den Meinungsumfragen holt Kaczynski auf. Die Distanz zwischen dem Führenden Komorowski und dem Zweitplatzierten Kaczynski verkleinert sich von Woche zu Woche, schreibt die Tageszeitung Dziennik. Und das war die heutige Presseschau.     

 

kk