• 12.05.10
  • 12.05.2010

GAZETA WYBORCZA: Polen misstrauen erfolgreichen Unternehmern

Die Polen misstrauen den Unternehmern in ihrem Land massiv. Wie eine Umfrage der Gazeta Wyborcza ergeben hat, denkt fast die Hälfte der Befragten, dass erfolgreiche Unternehmer nur auf unehrliche Weise so weit kommen konnten. Die beste Methode, um Erfolg zu haben, seien Kontakte, so die Meinung der Befragten. Man müsse sich ein System aus Verbindungen in die Politik und die Behörden aufbauen. Jeder Fünfte ist sogar der Auffassung, dass man das große Geld nur verdienen könne, wenn man die Gesetze ein bisschen beuge, Schmiergeld zahle oder gar Betriebsgeheimnisse von der Konkurrenz stehle.  Auffällig daran: vor allem die älteren Befragten sind dieser Ansicht. Unter den Jungen ist eher die Meinung verbreitet, dass man durch ehrliche und harte Arbeit erfolgreich sein könne.

Jedoch fordern auch sie, dass der Staat Unternehmen noch stärker kontrollieren sollte. Demnach sollten nicht nur mehr Kontrolleure in die Firmen geschickt werden, ein Großteil der Befragten ist auch dafür, dass Rechnungen genauer geprüft und gar Firmen durchsucht werden. Dabei gehört Polen laut einem aktuellen Bericht der OECD schon zu den rigorosesten Staaten in Bezug auf die Firmenkontrollen. Ein Unternehmer habe demnach über 40 verschiedene Kontrollen durch unterschiedliche Behörden zu fürchten. Dazu gehören das Finanzamt, die Arbeitsinspekteure, die Handelsinspektion oder die Brandschutzbehörde, um nur einige  zu nennen.

Die Gazeta Wyborcza nimmt die Unternehmer in Schutz: Es sei kaum möglich, mit den jährlichen Gesetzesänderungen Schritt zu halten. Allein im vergangenen Jahr wurden 243 Gesetze und 1400 Verordnungen verabschiedet. Diese müsse ein Unternehmer alle kennen, um sein Geschäft ordnungsgemäß zu führen. Eine schwierige Aufgabe, schreibt die Gazeta Wyborcza.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Buchmessen im Konkurrenzkampf

Morgen beginnt die Warschauer Buchmesse. Doch schon jetzt ist klar: Besonders erfolgreich wird sie wohl nicht. Das schreibt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna in ihrer heutigen Ausgabe. Es fehlen große Namen und Gäste aus dem Ausland. Das Problem in diesem Jahr: Die Buchmesse, die zum ersten Mal stattfindet, konkurriert mit der traditionellen Internationalen Buchmesse, die eine Woche später beginnt. Der Kampf hat begonnen und in einigen Punkten kann sich die neue Veranstaltung sogar mit der alten messen, wenn nicht sogar sie übertreffen. Zum Beispiel sei es den Organisatoren gelungen, polnische Verleger stärker in den Vordergrund zu rücken, schreibt Dziennik. Was die anwesenden Schriftsteller betrifft, sieht es hingegen eher mau aus. Dabei sind es doch gerade die großen Namen, die als Publikumsmagneten funktionieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den neuen Technologien. E-Books, Audio-Books sowie elektronische Lesegeräte.

Die traditionelle internationale Buchmesse konzentriert sich hingegen voll und ganz auf Chopin. Kleine Konzerte und Ausstellungen sollen die Besucher anlocken. Eine weitere  Besonderheit in diesem Jahr: Es wird eine „Ars fantastica“ geben, einen Zyklus von Lesungen fantastischer Literatur.

 

POLITYKA: "Kaczynski hat nichts Gutes für Polen getan"

Die Wochenzeitung Polityka druckt in ihrer aktuellen Ausgabe ein Interview mit dem Philosophen Bronislaw Łagowski, das sich mit dem verunglückten Staatspräsidenten Lech Kaczynski und den Geschehnissen nach der Katastrophe beschäftigt. So sei die Reaktion der Polen auf den Flugzeugabsturz bei Smolensk nicht neu gewesen für  Łagowski. „Die spontane Trauer der Polen hat mich wirklich nicht überrascht. Auch die großen Trauerfeiern, die der Staat organisiert hat, waren nichts Ungewöhnliches“, sagt Łagowski. Verblüfft habe ihn hingegen etwas anderes: Die Rolle der Medien und der Kirche, die Lech Kaczynski zu einem Nationalhelden gemacht haben, obwohl es keinerlei Voraussetzungen dafür gegeben habe. Natürlich sei er ein guter Patriot gewesen, sagt Łagowski. „Aber außer diesem Patriotismus mit Museumcharakter hat er doch nichts Gutes für Polen getan. Er hat darauf hingearbeitet, die Beziehungen zu unseren Nachbarn zu zerstören, hat eine Art Herzens-Beziehungen zum Kaukasus aufgebaut, die keinerlei Bedeutung hat. In grundlegenden Fragen, die wichtig für das polnische Volk oder für die Beziehungen mit unseren Nachbarn sind, sehe ich keinerlei Errungenschaften“, sagt der Philosoph Bronislaw Łagowski über Lech Kaczynski  in der aktuellen Polityka.

 

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