• 17.05.10
  • 17.05.2010

GAZETA WYBORCZA: Unzeitgemäße Lehrmethoden

Das Internet erobert nur langsam und mühevoll die polnischen Schulen. An der Weichsel haben über 90 Prozent der Schüler einen eigenen Rechner zu Hause, die meisten mit Internetzugang. Auch in den meisten Schulen gibt es Computer. Sie stehen in Informatikräumen und in Schulbibliotheken. In Polen verwendet man Computer hauptsächlich im Informatikunterricht, in Westeuropa benutzt man Rechner in allen Fächern, sagt Doktor Elzbieta Gajek-Kawecka von der Universität Warschau. Die Schule tut so, als ob es das Internet nicht gebe, sagt Grzegorz Lorek, Biologielehrer aus dem westpolnischen Leszno. Manche Lehrer hätten nicht einmal eine E-Mail-Adresse. Er sei auch schon ein “digital immigrant”, weil er in der Zeit vor dem Internet aufgewachsen sei. Doch die Schüler von heute seien bereits “digital natives”, sie seien untrennbar mit dem Internet verbunden, sie leben in einer virtuellen Welt, fügt Lorek hinzu. Doch plötzlich müssen sie diese Welt für ein paar Stunden verlassen und kommen in die Schule. Und was erwartet sie dort? Er, sagt der Lehrer, an der Tafel mit einem Stück Kreide. Er arbeite in einem Kreide-Museum, sagt Lorek.

Mehrere Reporter der Tageszeitung Gazeta Wyborcza haben 25 polnische Schulen besucht. Aus ihren Recherchen geht unter anderem hervor, dass fast die Hälfte der Schüler ihre Hausaufgaben größtenteils aus dem Internet abschreibt. Wie reagiert die Schule darauf? Polnische Schulen bereiten die Schüler auf ein Leben in einer Welt vor, die es nicht mehr gibt, sagt Witold Kolodziejczyk, Gründer des Collegium Futurum in Slupsk. Sie basiert auf einer Didaktik, die im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. Die Welt habe sich aber verändert. Darauf müsse man reagieren.  

 

DZIENNIK: Flucht aus der Stadt

Die Polen flüchten aus mittelgroßen Städten, berichtet die Tageszeitung Dziennik (Duże i średnie miasta wyludniają się). In den letzten 7 Jahren haben über 700 Tausend Menschen polnische Städte verlassen. Laut Prognosen sollen bis zum Jahr 2035 aus den Städten in Polen weitere 2,5 Millionen Menschen auswandern. Junge Polen ziehen mittelgroßen Städten das Land oder eine Metropole vor. Der Soziologe Wojciech Lukowski alarmiert, dass meist junge und aktive Menschen auswandern. Deshalb entwickelten sich die Städte langsamer und würden nach und nach zu Provinzstädtchen. In der zentralpolnischen Stadt Kielce zum Beispiel wohnten noch im Jahre 2008 fast 200 Tausend Einwohner. Schon im Jahr danach waren es rund 2 Tausend Menschen weniger. Ähnliche Probleme haben auch andere polnische Städte wie Szczecin, Łódź, Olsztyn oder Lublin. Sie verlieren ihre Einwohner und, in Folge dessen, verschlechtert sich auch ihre wirtschaftliche Lage. Es sei der letzte Moment, um diese Tendenz wenn nicht zu stoppen, dann zumindest zu verlangsamen, sagt Jan Kornilowicz vom Institut für Städteentwicklung.

 

POLSKA: Der Wahlkampf kommt ins Rollen 

Der Ton im Präsidentschaftswahlkampf verschärft sich, schreibt die Tageszeitung Polska (To jest wojna domowa). Es sei ein Bürgerkrieg, es sei ein Kampf um alles, donnerte gestern der Regisseur Andrzej Wajda. In Warschau wurde am Sonntag das Ehrenkomitee von Bronislaw Komorowski vorgestellt. Dem Kandidaten der Bürgerplattform im Präsidentschaftswahlkampf haben offiziell 160 Autoritäten aus der Kultur ihre Unterstützung zugesagt. Zum ersten Mal während dieses Wahlkampfs hat auch Premierminister Donald Tusk seine Hilfe angekündigt. Tusk hatte einen Fan-Schal mitgebracht. Er habe ihn 2007 geschenkt bekommen, nachdem Polen eine sehr wichtige Sache gelungen war. Er sei sicher gewesen, dass er den Schal niemandem schenken werde. Heute gehört er dir, wandte sich Tusk an den Präsidentschaftskandidaten Komorowski. Er sei sicher, dass Komorowski gewinnen werde, fügte Tusk hinzu. Laut dem Blatt war das die höflichste Aussage von allen. Das gestrige Treffen verwandelte sich schnell in einen Bosheiten-Wettkampf – allem Anschein nach kommt die Wahlkampagne ins Rollen.   

 

kk