• Jadwiga Kaczynska weiß vom Tod ihres Sohnes
  • 26.05.2010

RZECZPOSPOLITA: Flut und kranke Mutter behindern PiS-Wahlkampf

Die Flut, eine kranke Mutter und zu wenig Zeit. Jaroslaw Kaczynskis Wahlkampf um das Amt des Präsidenten steht derzeit unter einem schlechten Stern. Das schreibt die Zeitung Rzeczpospolita in ihrer heutigen Ausgabe (PiS ma kłopot z kampanią). So haben Mitglieder von Kaczynskis Wahlkampfteam offen zugegeben, dass ihnen die Flut äußerst ungelegen kommt. Denn im Moment ist es vor allem Bronislaw Komorowski, der in seiner offiziellen Funktion als Interims-Staatsoberhaupt in die Flutgebiete fährt und vor Ort präsent ist. In der Partei Recht und Gerechtigkeit PiS ist hingegen keine Anpassung an die veränderten Umstände zu spüren. Man verfahre nach dem alten Plan, gab ein Mitglied des Wahlkampfteams zu. Einzig die Besuche des Spitzenkandidaten Jaroslaw Kaczynski in den Katastrophengebieten habe man abgesagt.
Das hat einen guten Grund. Denn noch immer ist der Zustand seiner Mutter kritisch. Sie liegt in einem Warschauer Krankenhaus und hat gestern vom Unglück in Smolensk erfahren, schreibt die Rzeczpospolita. Bisher hatten die Ärzte Jaroslaw Kaczynski stets abgeraten, seiner Mutter vom Tod des Sohnes zu erzählen. Zu instabil war der Gesundheitszustand der hochbetagten Frau. Nach der Nachricht habe sie zuerst unter Schock gestanden. Doch schon kurz darauf habe Kaczynski mit seiner Mutter über die Ereignisse sprechen können.
Die Besuche im Krankenhaus kosten Zeit. Zeit, die Jaroslaw Kaczynski nicht dem Wahlkampf widmen kann. Nur einige Stunden am Tag kann er sich mit der Präsidentschaftswahl beschäftigen. Öffentliche Auftritte sind selten. In dieser Woche war Kaczynski nur auf einer einzigen Kundgebung, schreibt die Rzeczpospolita. Hinter anderen Auftritten steht ein großes Fragezeichen wegen der Flut.
Doch die PiS versichert, trotz der widrigen Umstände nicht in einen negativen Wahlkampf zu verfallen - etwa zu unterstreichen, dass Komorowski bei seinen Besuchen in den Katastrophengebieten stets im Schatten von Premierminister Donald Tusk stehe. Ein negativer Wahlkampf könne nämlich genau das Gegenteil bewirken und die konkurrierende Bürgerplattform noch stärken, schreibt die Zeitung Rzeczpospolita.

 

RZECZPOSPOLITA: Wassermassen verzögern Straßenbau


In ihrem Wirtschaftsteil widmet sich die Rzeczpospolita heute den Folgen der Flut für den Straßenbau (Wielka woda zatrzymała drogowców). Bereits über 300 Kilometer Straße konnten wegen der Wassermassen in den vergangenen Tagen nicht weitergebaut werden. Der Schaden für die Unternehmen geht in die Hunderte Millionen Zloty. 23 Vorhaben mussten bereits gestoppt werden, ihre Fertigstellung könnte sich nun um drei bis sechs Monate verzögern, gab die Generaldirektion bekannt, die für die Landstraßen und Autobahnen in Polen zuständig ist.
Am schlimmsten betroffen sei die A4 von Szarów nach Krzyż in der Nähe von Krakau, da die Strecke durch zwei der am meisten überfluteten Gebiete führe, schreibt die Rzeczpospolita. Im Moment komme man nicht einmal zum Baubüro, da alles unter Wasser stehe.  
Noch gibt es keine genauen Schätzungen, wie viel Geld die Baufirmen durch das Wasser verlieren. Doch darüber machen sich die meisten weniger Sorgen, die Firmen sind gegen solche Ausfälle versichert. Viel schwerer wiegt der Zeitverlust, denn viele der Straßen werden für die Fußball-Europameisterschaft 2012 gebraucht. Nun steht es in den Sternen, ob alles rechtzeitig fertig wird, schreibt die Zeitung Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Kreative Mitarbeiter sind nicht erwünscht


Der Beste ist passiv, aber treu. Damit überschreibt die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute einen Artikel und meint die polnischen Arbeitnehmer (Najlepszy jest bierny, ale wierny). Wie die neuste Umfrage der Polnischen Agentur zur Entwicklung des Unternehmertums ergeben hat, legen Arbeitgeber keinen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter mehrere Sprachen sprechen, flexibel oder bereit zu Veränderungen sind. Viel mehr kommt es ihnen darauf an, dass sie loyal gegenüber dem Chef sind. Experten sind sich einig: Mit dieser Art Mitarbeiter hat kein Unternehmen große Chancen, sich schnell und dynamisch zu entwickeln.
Grund für diese Einstellung sei die Tatsache, dass in Polen immer noch die Meinung herrsche, dass der Klügste nun einmal der Chef sein müsse. Im Westen hingegen hätten die Vorgesetzten erkannt, dass es klüger sei, Menschen einzustellen, die besser sind als der Chef, um dann von deren Fähigkeiten zu profitieren und ihr Potential zu nutzen.
Für polnische Arbeitgeber zählt vor allem Fleiß. Kreativität und Innovativität sind hingegen weniger erwünscht. Dabei sei gerade das das größte Problem der polnischen Unternehmen. Es fehle ihnen an Innovationen. Das sei vielen vor allem in der Krise zum Verhängnis geworden. Statt neue Wege zu suchen, haben die Unternehmen  auf dem Status quo beharrt und sind damit untergegangen, so das Fazit der Zeitung Dziennik.