• Polen ist zu teuer!
  • 20.08.2010

WPROST: Polen ist zu teuer – warum auch immer


Polen ist teuer! Viel teurer als andere Staaten Europas. Diesen Schluss zieht diese Woche die Zeitschrift Wprost nach einer Auswertung von europäischen Vergleichsstudien (Polska za droga). Bankdienstleistungen, Turnschuhe, Kosmetikprodukte: Alles kostet in Polen mehr. Nicht einmal das Siegel „made in Poland“ kann daran etwas ändern. Als Beispiel dient der Wprost der Fiat Panda. Polnische Arbeiter setzen in Polen produzierte Teile zu einem Auto zusammen, das nahezu 100 Prozent „made in Poland“ ist. Und trotzdem muss man auf dem einheimischen Markt 13 Prozent mehr hinblättern, als im Durchschnitt in den anderen europäischen Ländern verlangt wird. Ebenso sieht es mit Dienstleistungen aus. Ein Friseurbesuch in Krakow kostet umgerechnet rund 20 Euro. In einem Trendsalon in Italien muss der Kunde nur rund 15 Euro bezahlen, meint Wprost. Ein Mittagessen bei der amerikanischen Fastfood-Kette „Friday´s“  in Warschau kostet genauso viel wie in deren Heimatstadt New York. Nur mit dem großen Unterschied, dass sich die New Yorker dieses Mittagessen mit ihren Einkommen jeden Tag leisten können. Für viele Polen hingegen ist es eine Art Luxusprodukt. Doch woran liegt es, dass die Polen für alles tiefer in die Tasche greifen müssen? Eine richtige Antwort darauf liefert Wprost nicht. An den unterschiedlichen Mehrwertsteuern in den verschiedenen Ländern Europas zum Beispiel  kann es nicht liegen. Zwar ist die polnische mit 22 Prozent relativ hoch, aber nicht hoch genug, um die Preise zu erklären. Bleibt also nur die Tatsache, dass der Handel in anderen Ländern öfter gezwungen ist, Preise zu reduzieren. Aus Tradition sozusagen. Im Großen und Ganzen bleiben die hohen Preise in Polen aber auch Wprost ein Geheimnis.


GAZETA WYBORCZA: Das meiste Geld bekommen die Metropolen – „das ist normal“

Die Metropolen bekommen das meiste! Unter dieser Überschrift beschäftigt sich die Gazeta Wyborcza mit dem europäischen Förderprogramm für wirtschaftliche Innovationen (Metropolie biorą większość). Anlass ist die Halbzeit des Programms, das 2007 ins Leben gerufen wurde, und vor allem Firmen unterstützen soll, die mit neuen Ideen die polnische Wirtschaft voranbringen. 8,2 Milliarden Euro stehen dafür zur Verfügung, wovon schon die Hälfte auf polnische Unternehmen verteilt wurde. Dass der Großteil des Geldes in die Metropolregionen Mazowsze/Masowien, Wielkopolska/Großpolen, Malopolska/Kleinpolen und Slask/Schlesien gegangen ist, ist nach Ansicht des Vizeministers für regionale Entwicklung, Waldemar Sługocki, gar nicht verwunderlich. Man müsse schließlich bedenken, dass in diesen Regionen die größten Firmen mit den meisten Mitarbeitern sitzen. Sie bekommen naturgemäß auch das meiste Geld. Gefördert werden vor allem Stipendien und Doktorandengehälter. Aber auch regionale Regierungen kommen in den Genuss der EU-Mittel, etwa um ihr Computersystem zur Registrierung von medizinischen Diensten zu verbessern.
Ein Problem bei der Verteilung der Gelder gebe es aber doch, gibt Sługocki zu. In den Regionen, wo bisher nur wenige Anträge gestellt wurden, sei zu beobachten, dass die regionalen Verantwortlichen auch wenig Werbung für die EU-Fonds machten. In Zachodniopomorskie/Westpommern etwa werden die wenigsten Anträge für Förderungen gestellt – weil einfach niemand darüber Bescheid weiß, sagt der Vizeminister für regionale Entwicklung Waldemar Sługocki in der Gazeta Wyborcza. 


POLITYKA: Die EU-Mitgliedschaft ist Polens Zukunft


Die Wochenzeitschrift Polityka druckt in dieser Woche ein Interview mit dem neuen polnischen Staatspräsidenten, Bronislaw Komorowski (Polska jest jedna, chociaż różna). Natürlich geht es um den Streit über das Kreuz, der sich langsam zu einem Streit um ein Denkmal ausweitet. Die Polityka hat einen Teil ihres Interviews aber auch der europäischen Perspektive der Präsidentschaft gewidmet. Sie fragt, was die erste Botschaft Komorowskis bei seinen anstehenden Auslandsreisen nach Brüssel, Paris und Berlin sein werde. Komorowski antwortet wie ein wahrer Europäer und sagt: „Die erste offizielle Reise wird natürlich nach Brüssel gehen, mit einem reichen Programm, um zu unterstreichen, dass die polnische Zukunft in erster Linie in der EU-Mitgliedschaft besteht.“ Eine der wichtigsten Aufgaben sei es, das Weimarer Dreieck wieder zu beleben, das unter seinem Vorgänger doch sehr vernachlässigt worden sei, so Komorowski. Daraus ergebe sich auch die Reiseroute: Brüssel, Paris, Berlin. In Deutschland, so hofft Komorowski, wird er dann die Chance haben, gemeinsam mit dem Chef des Bundestages, Norbert Lammert, Blumen vor der Berliner Solidarnosc-Gedenkstätte niederzulegen.
Auch auf die Beziehungen zu Russland will Komorowski in Zukunft mehr Wert legen, als es seine Vorgänger getan haben. Dazu hat er bereits Präsident Dmitrij Medwedew nach Warschau eingeladen. Er habe die Hoffnung, dass man das gegenseitige Verständnis dauerhaft aufrecht erhalten kann, sagt Polens Präsident Bronislaw Komorowski in der Polityka.