• Der Westen Polens verarmt
  • 24.08.2010

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen muss im Winter nicht frieren

An Gas wird es Polen im kommenden Winter garantiert nicht mangeln. Das verspricht heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna (We wrześniu podpiszemy umowę z Gazpromem). Grund für den optimistischen Ausblick ist ein Vertrag mit Gazprom, den Polen noch im September unterschreiben wird. Das sollte eigentlich schon lange geschehen sein, doch bisher stand die Europäische Kommission der Sache im Weg. Das Problem:  Der Vertrag sieht vor, dass die jährliche Menge Gas, die Polen über die Jamal-Pipeline aus Russland bekommt, auf 10,3 Milliarden Kubikmeter erhöht wird – und zwar bis zum Jahr 2037. Im Moment bekommt Polen 9 Milliarden Kubikmeter. Nach Ansicht vieler Experten ist der Umfang des Vertrags viel zu groß und macht Polen auf lange Zeit von Russland abhängig. Auch die Regierung hatte diese Zweifel geäußert. Im neuen Vertrag sei nun eine Klausel vorgesehen, die es möglich machen soll, die Liefermenge an den tatsächlichen Verbrauch in Polen anzupassen. Beide Seiten seien sich nun sicher, dass auch die Europäische Kommission dem Vorhaben zustimmen werde, schreibt die Zeitung. Dass Gazprom im Endeffekt eingelenkt habe und den Vertrag flexibler gestalte, liege auch an den Marktbedingungen. Gazprom war das letzte Unternehmen, das auf seiner starren Preispolitik beharrte. Norwegen und Katar zum Beispiel gestalten ihre Verträge schon seit langem flexibler, so Dziennik.

 

METRO: Der Westen Polens verarmt

Der Westen ist Polen B. Dieses Fazit zieht heute die kostenlose Tageszeitung Metro (Zachód biedny jak Polska B). Die westlichen Regionen gehen nun auf die Barrikaden und fordern von der Regierung die gleiche Unterstützung, wie sie der Osten des Landes bekommt. Bisher galt der Ausdruck „Polen B“ nämlich nur für die Gebiete an der weißrussischen Grenze. Langsam verarme aber auch der Westen an der Grenze zu Deutschland, schreibt Metro. Bisher haben weder Infrastruktur-Programme geholfen, noch die Nähe zu Berlin. Am schlimmsten sei es in den Wojewodschaften Lubuskie und Zachodniopomorskie. Viele Städte können die massenhaften Firmenschließungen nicht mehr abfangen. Szczeczin zum Beispiel knabbert immer noch an dem Verlust der Werft. Nicht einmal Opole, das seit Jahren eine direkte Verbindung zu Deutschland hat, entwickelt sich gut.
Fünf Wojewodschaften haben sich nun zusammengetan und wollen die Regierung zwingen, sie mit EU-Milliarden zu unterstützen – so wie sie es einst mit den Ostregionen getan hat. Damit sollen neue Verbindungsstraßen gebaut werden, Tourismus und Hochwasserschutz sollen verbessert werden, aber auch der Handel auf dem Wasser und auf den Schienen soll in Schwung kommen.
Entwicklungsministerin Elżbieta Bieńkowska hat zu den Ideen grundsätzlich noch nicht Nein gesagt. Sie gibt aber zu bedenken, dass im Moment kein Geld für solche Projekte vorhanden ist. Frühestens für 2013, wenn das neue Budget der EU verhandelt wird, könne sie Zusagen machen, so Bienkowska in der Tageszeitung Metro.

 

GAZETA WYBORCZA: Die erste Polin unterrichtet an deutscher Schule Polnisch

 
Im deutschen Bildungswesen deutet sich eine kleine Revolution an. Ab September wird zum ersten Mal eine Polin nach Berlin geschickt, um an drei Schulen Polnisch zu unterrichten. Darüber informiert heute die Gazeta Wyborcza (Polska jaskółka w Berlinie). Und zwar wird die Lehrerin nicht Polen unterrichten, die schon lange in Berlin leben. Nein, sie wird ausschließlich Neulinge in ihren Klassen haben, die bisher noch nicht viel Kontakt mit dem Nachbarland hatten. Eine Herausforderung, schreibt die Zeitung.
Finanziert wird die ganze Aktion von beiden Seiten. Das polnische Bildungsministerium bezahlt das Grundgehalt der Lehrerin. Deutschland sorgt sich um die Versicherung und eine Aufstockung der Zuschläge. Schon seit langem gibt es den Wunsch von deutscher Seite, dass an Schulen im Osten Polnisch unterrichtet wird, schreibt die Gazeta Wyborcza und zitiert eine Mitarbeiterin der polnischen Botschaft in Berlin: „Unser Land ist früher nie auf besonderes Interesse bei den Deutschen gestoßen. Nun behandeln uns die Leute wie Nachbarn und bemühen sich, uns besser kennenzulernen. Dabei muss man ihnen helfen.“
Das Unterfangen ist aber gar nicht so einfach gewesen. Vor allem die unterschiedliche Bezahlung von Lehrern in beiden Ländern ist ein großes Problem gewesen. Nun wird die erste polnische Lehrerin, die in Deutschland unterrichtet, nach deutschem Standard bezahlt, schreibt die Gazeta Wyborcza.

 

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