DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Regierung hebt Mindestlohn auf 350 Euro an
Die polnische Regierung hat endlich den gesetzlichen Mindestlohn angehoben. Und prompt folgt Kritik, schreibt heute die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Najniższa pensja wyniesie 1386 zł). Zum einen wird natürlich die Höhe des Zuschlags bemängelt. 69 Zloty mehr, also rund 17 Euro, sollen Angestellte im Niedriglohnsektor ab kommendem Jahr erhalten. Ihr Gehalt darf dann nicht mehr unter die Grenze von 1386 Zloty fallen, was umgerechnet rund 350 Euro sind. Gewerkschaften kritisieren nun, dass von den 69 Zloty nach allen Abzügen im Endeffekt nur noch 7 Zloty übrig bleiben, eine lächerlich kleine Summe. Sie hatten ein Grundgehalt von mindestens 1400 Zloty gefordert. Die Regierung hat sich nun anders entschieden. Polen gehört damit weiterhin zu den Ländern in der EU, in denen die niedrigsten Löhne gezahlt werden.
Außerdem, so die Zeitung weiter, habe Premierminister Donald Tusk die Entscheidung viel zu lange hinausgezögert. Tusk hatte das stets damit begründet, dass zusätzliche Analysen notwendig waren, denn die Höhe des Mindestlohns hat unmittelbare Auswirkungen auf weitere 27 Faktoren, darunter die Nachtzuschläge oder die Zusatzfinanzierung zur Beschäftigung von Behinderten.
Alles in allem sei der Regierung mit der Anhebung des Mindestlohns kein großer Wurf gelungen. Kritik kommt von allen Seiten, so Dziennik.
RZCECZPOSPOLITA: Veteranen des Warschauer Aufstands entschuldigen sich
Der Warschauer Aufstand ist Mythos und Trauma zugleich für die Polen. Die Rzeczpospolita berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die tiefen Wunden, die der Warschauer Aufstand in Polen hinterlassen hat. Am Sonntag wurde in der polnischen Hauptstadt ein Denkmal für die „gefallenen, ermordeten und vertriebenen Bewohner Warschaus“ enthüllt. Bei der Zeremonie hatte sich Zbigniew Ścibor-Rylski, der Vorsitzende des Veteranenverbandes der Aufständischen, bei den zivilen Opfern des Aufstandes für das verursachte Leid entschuldigt. Laut Rzeczpospolita ist es das erste Mal, dass solche Worte durch einen Teilnehmer des Aufstandes ausgesprochen werden. Die Diskussion, ob der Warschauer Aufstand notwendig war oder nicht, ist in Polen schon seit langem ein Thema. Nach Angaben des Instituts für Nationales Gedenken starben rund 150 000 Zivilisten bei den Kampfhandlungen teils unter grausamen Umständen. Allein 60 000 wurden von den Deutschen bei brutalen Massenexekutionen im Stadtteil Wola erschossen. Nach der Kapitulation der Aufständischen wurden 550 000 Menschen aus der Stadt vertrieben, viele von ihnen kamen in Arbeits- oder Konzentrationslager. Warschau wurde auf Befehl Hitlers systematisch in Schutt und Asche gelegt. Unter den Veteranen ist die Meinung über die Aussage Ścibor-Rylskis geteilt. Viele waren über den Inhalt der Rede überrascht, einige betrachten eine Entschuldigung für den Aufstand als absurd. Der Vorsitzende des internationalen Veteranenverbandes der Heimatarmee Stanislaw Oleksiak kritisiert die Rede. Für das verursachte Leid seien die Deutschen verantwortlich, die Aufständischen seien genauso Opfer wie die Zivilbevölkerung gewesen. Laut Rzeczpospolita steht jedoch die Mehrheit der befragten Veteranen hinter Ścibor-Rylski. Dieser verteidigt seine Worte. Seine Aussage sei spontan und ehrlich gewesen, er habe ausgesprochen, was er fühlt. Es sei ihm nicht darum gegangen, den Sinn des Aufstandes zu hinterfragen. Er habe sich nicht für den Kampf der Aufständischen an sich entschuldigt sondern für die Opfer unter den Einwohnern Warschaus, die dieser Kampf mit sich brachte, so Zbigniew Ścibor-Rylski, der Vorsitzende des Veteranenverbandes der Aufständischen, in der Rzceczpospolita.
GAZETA WYBORCZA: Unis züchten sich eigenen Wissenschaftler-Nachwuchs
Polen geht der wissenschaftliche Nachwuchs aus. Und um diesem Trend entgegen zu wirken, sollen nun auch schon die ganz Kleinen für die Wissenschaft begeistert werden. Immer populärer werden daher in Polen sogenannte Kinderunis, schreibt die Gazeta Wyborcza heute (Rosną mali odkrywcy). Alleine in Danzig nahmen an den speziellen Vorlesungen in diesem Jahr 2000 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren teil. Noch einmal Tausend waren es in Bydgoszcz und Poznan. Organisiert werden die kindgerechten Lehrveranstaltungen von der Polnischen Akademie der Kinder. Ihr Ziel ist es, schon Kindern den Spaß am Lernen zu vermitteln und zu zeigen, dass Wissenschaft alles andere als langweilig ist. Das Prinzip dahinter ist simpel, schreibt die Zeitung: Einmal im Monat setzt die Universität einige hundert Kinder in den größten Hörsaal auf dem Campus, lädt Wissenschaftler ein und lässt diese darüber berichten, womit sie sich im Moment beschäftigen. Kinder in Gdansk konnten so schon den Kosmologen Professor Michal Heller und den amerikanischen Astronauten Scott Parazynski kennenlernen. Und das alles kostenlos. Ähnliche Initiativen gibt es auch in Krakow, Warschau, Olsztyn und Wroclaw. Dort müssen die Nachwuchswissenschaftler allerdings einen Semersterbeitrag von rund zwölf Euro zahlen.
Die Universitäten veranstalten die Kinderunis nicht ganz ohne Eigennutz, schreibt die Gazeta Wyborcza. Sie geben zu, dass sie damit versuchen wollen, sie die idealen Studenten für die Zukunft zu erziehen. Kinder sollen schon früh die Freude am Lernen entdecken und sich somit später leichter für ein Studium entscheiden. Außerdem sind sie darauf dann besser vorbereitet. Schließlich wissen sie ja dann schon, wie es in einem Hörsaal zugeht, meint die Gazeta Wyborcza.
ele/fz