• „In-Vitro-Befruchtung ist die kleine Schwester der Rassenhygiene“
  • 19.10.2010

GAZETA WYBORCZA: „In-Vitro-Befruchtung ist die kleine Schwester der Rassenhygiene“


In-Vitro-Befruchtung ist die kleine Schwester der Rassenhygiene. Mit diesem Satz sorgen polnische Kirchenvertreter heute für Aufsehen in den Medien. Hintergrund ist der Streit um ein Gesetz, das die künstliche Befruchtung durch die In-Vitro-Methode regeln soll. Die Kirche will ein striktes Verbot von In-Vitro durchsetzen und hat sich mit dieser Forderung gestern an die politische Führung im Land gewendet. Das schreibt heute die Zeitung Gazeta Wyborcza auf ihrer Titelseite (Kościół straszy). In einem Brief schrieben die Kirchenvertreter: „In Vitro ist die kleine Schwester der Eugenetik, die angeblich medizinische Methode erinnert in höchstem Maße an die nicht allzu weit zurückliegende Geschichte.“  Mit Eugenetik wird eine Methode bezeichnet, die genetische Erkenntnisse dazu nutzt, den Anteil positiver Erbanlagen im Volk zu vergrößern. Die Nationalsozialisten nutzten die Methode, um ihre Theorie der Rassenhygiene durchzusetzen. Sie diente als Rechtfertigung, um Menschen umzubringen, die nicht in das nationalsozialistische Rassenschema passten. Die Kirchenvertreter begründen ihre Aussage damit, dass die In-Vitro-Befruchtung enorme menschliche Kosten nach sich ziehe. Denn damit ein Kind geboren werden könne, müsste viel anderes menschliches Leben zerstört werden.

Wissenschaftler widersprechen dieser Auffassung, denn die befruchteten Eizellen, die im Labor produziert werden, könne man ihrer Ansicht nach nicht als menschliches Leben bezeichnen. Insofern könne auch nicht davon die Rede sein, dass jemand getötet werde, sagt etwa die Ärztin Katarzyna Kozioł in der Zeitung.

Auf Grund des starken Protests der Kirche ist nun fraglich, ob das polnische Parlament am Donnerstag ein Gesetz zur In-Vitro-Befruchtung verabschieden wird, so die Gazeta Wyborcza.

 

DZIENNIK:  Polnische Superreiche sind äußerst bescheiden

Polnische Superreiche sind äußerst bescheiden. Das meint die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna (Skromny jak polski bogacz).  Sie spielen kein Golf, sie haben keine Yachten, sie gehen nicht in die Oper. Sie leben doch eher im Schatten, denn, so vermutet die Zeitung, sie wissen einfach nicht, wie sie ihr vieles Geld nutzen sollen. In Polen gibt es um die 50 Tausend Millionäre. Recht wenige gemessen an der Einwohnerzahl von rund 39 Millionen, meint Dziennik. In Deutschland oder Österreich sind es weitaus mehr.

Aus einer Umfrage unter den Superreichen geht nun hervor, dass sie lieber in mittleren Kreisen verkehren und es nicht mögen, ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Sie haben auch gar keine Zeit dafür, schreibt Dziennik. Denn wie aus der Umfrage hervor geht, leben viele Superreiche in einem ständigen Dilemma zwischen hoher Arbeitsbelastung und Zeit für die Familie. Die meisten haben keine Möglichkeit, sich an ihrem Reichtum zu erfreuen, weil sie ständig beschäftigt sind. Im Gegensatz zu wohlhabenden Leuten in Deutschland oder Österreich sind polnische Superreiche nicht schon seit Generationen reich, sondern mussten sich alles in den vergangenen 20 Jahren aufbauen. Und sie können sich nun auch nicht auf ihrem Geld ausruhen, sondern müssen täglich daran arbeiten, dass es mehr wird. Das Fazit: Polnische Superreiche fühlen sich ganz und gar nicht als die glückliche Elite, schreibt Dziennik.

 

RZECZPOSPOLITA: Familienclans beherrschen die polnische Politik

Schaut man sich die Listen zu den polnischen Kommunalwahlen an, könnte man meinen, politische Ämter sind vererbbar. Denn Polen folgt immer mehr dem amerikanischen Vorbild: ganze Familienclans beherrschen dort die Politik. Und auch in Polen wiederholen sich bestimmte Nachnamen auffallend oft mittlerweile, schreibt die Rzeczpospolita (Rodzinne dynastie na wybory). So startet etwa in Szczecin Marcin Napieralski, der Bruder des SLD-Vorsitzenden Grzegorz Napieralski. In Wroclaw steht Barbara Zdrojewska zur Wahl, die Frau des polnischen Kultusministers Bogdan Zdrojewski.

Politologen schätzen diese Entwicklung als sehr gefährlich ein. Denn schon jetzt ist in den polnischen Kommunen eine Art „pro familia“-Politik zu beobachten. Es bauen sich ganze Netzwerke auf, deren Mitglieder alle irgendwie miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig bevorzugen.

Außerdem beunruhigt Politologen, dass für viele Politik keine gesellschaftliche Berufung mehr ist, sondern einfach eine einträgliche Quelle, um die eigene Zukunft abzusichern. Die eigentliche Aufgabe von Politikern, zum Wohle der Gesellschaft zu handeln, kommt dadurch zu kurz, schreibt die Rzeczpospolita.

 

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