• Den Chopin-Wettbewerb hat die Falsche gewonnen
  • 21.10.2010

Rzeczpospolita: Den Chopin-Wettbewerb hat die Falsche gewonnen

Gestern ist der 16. Internationale Chopin Wettbewerb zu Ende gegangen. Gewonnen hat die russische Pianistin Julianna Awdiejewa. Die Entscheidung der Jury sorgt in den polnischen Feuilletons heute für Wirbel. So auch in der Rzeczpospolita. „Schockierend“ nennt sie das Ergebnis des Wettbewerbes und lässt kein gutes Haar an der diesjährigen Gewinnerin. Die 25-jährige Russin sei eine typische „Wettbewerbspianistin“. Sie spiele sicher und ohne die kleinsten Schwierigkeiten, dafür aber „hoffnungslos vorhersehbar“. Womit rechtfertigt die Jury ihre Entscheidung? Für die Rzeczpospolita ist das nicht nachvollziehbar, sie vermutet aber einen einfachen Grund: Nach 45 Jahren sollte endlich wieder eine Frau den prestigeträchtigen Wettbewerb gewinnen. Klarer Favorit war für die Zeitung der Österreicher Ingolf Wunder. Er sei vielseitig und verfüge über eine ausgezeichnete Technik.

Dem „ausgeglichen Lyriker und Virtuosen“ winke nach seinen Auftritten eine internationale Karriere. Nicht der Gewinnerin, sondern den Leistungen Wunders und anderer Finalteilnehmer ist es zu verdanken, dass der diesjährige Chopin-Wettbewerb der Musikwelt in guter Erinnerung bleiben wird. Das behauptet zumindest die Rzeczpospolita und zieht den Vergleich zu früheren Wettbewerben. 2005 etwa hatte der Pole Rafal Blechacz gewonnen. Seine Finalkonkurrenten, technisch perfekt spielende aber „kühle“ Pianisten aus Asien seien heute niemandem mehr bekannt. Die diesjährigen Finalisten werden von der Zeitung hingegen sehr positiv bewertet: Neben Ingolf Wunder prophezeit sie vor allem dem Bulgaren Ewgenij Bozhanow, den Russen Daniil Trifonow und Nikolaj Chozjainow und dem Litauer Lukas Geniusas eine vielversprechende Karriere.

Rzeczpospolita: Polen befürchtet Dominanz alter EU-Staaten bei gemeinsamer Außenpolitik

In einigen Wochen schon nimmt der Europäische Auswärtige Dienst seine Arbeit auf. Das durch den Lissaboner Vertrag geschaffene Diplomatenchors soll den neuen EU-Außenminister unterstützen und die gemeinsame Außenpolitik der Union gestalten. Unter den Mitarbeitern werden aber nur wenige Diplomaten aus Mittel- und Osteuropa vertreten sein, wie die Rzeczpospolita in ihrer heutigen Ausgabe schreibt. Vor allem polnische Abgeordnete sind über die Auswahlkriterien für neue Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes unzufrieden. Sie hatten eine bevorzugte Behandlung von Kandidaten aus Mittel- und Osteuropa gefordert. Begründet wurde das damit, dass in den schon bestehenden Institutionen der EU Beamte aus den neuen Mitgliedsstaaten unterrepräsentiert seien. Die Parlamentarier befürchten eine Dominanz der alten EU-Staaten bei der Gestaltung der gemeinsamen Außenpolitik. Die neuen Vorschriften enthalten zwar  eine Klausel über die „Notwendigkeit des geografischen Gleichgewichtes“ bei der Besetzung der neuen Posten, diese sei aber rechtlich nicht bindend, so die Rzeczpospolita.

Viel Aussicht auf Erfolg haben die Proteste der polnischen EU-Parlamentarier nicht. Die Auswahlkriterien seien beschlossene Sache und damit sei die Diskussion beendet, so die Rzeczpospolita. Die EU-Außenministerin Catherine Ashton versicherte jedoch, sie werde die Gleichgewichtsklausel ernst nehmen. Und immerhin: Unter den wichtigsten Beamten des neuen Auswärtigen Dienstes wird auch ein Pole sein. Maciej Popowski, Kabinettschef des Vorsitzenden des Europarlaments Jerzy Buzek, wurde für den Posten des stellvertretenden Generalsekretärs des Auswärtigen Dienstes nominiert. Wie effektiv wird die neue EU-Diplomatie sein? Der erste Test erwartet sie schon im Januar, sagt der Politikexperte Piotr Kaczynski. Dann findet das Referendum über die Unabhängigkeit des südlichen Sudan statt. Hier werde die Europäische Union ihre diplomatische Stärke zeigen müssen, so Kaczynski.

 

fz