• In Polen herrscht ein Ökokrieg
  • 26.11.2010

POLITYKA: Spezielle Konzepte für ausländische Schüler


Wie unterrichtet man ein Kind in einer polnischen Schule, wenn das Kind kein Wort Polnisch spricht? Diese Frage treibt die Lehrer in Polen immer mehr um, denn die Zahl der Flüchtlingskinder in den Klassen nimmt zu, schreibt die Zeitschrift Polityka. Zwar ist die Zahl der ausländischen Schüler in Polen im Vergleich zum Rest der Europäischen Union noch immer niedrig. Doch sie steigt. Im Moment sind es rund 8000, vor allem Kinder tschetschenischer Flüchtlinge. Das polnische Bildungsministerium setzt nun auf zwei Strategien. Zum einen werden Schüler, die überhaupt noch kein Polnisch können, erst einmal in so genannten Multi-Kulti-Klassen zusammengefasst. Je nach Bedarf lernen sie dort ein halbes oder ein ganzes Jahr die Sprache. Danach kommen sie dann zu Gleichaltrigen in die Klasse. Aber es gibt neben den sprachlichen auch kulturelle Probleme. Wenn die muslimischen Mädchen ihr Kopftuch trotz Verbotes tragen oder die Jungen Frauen als Lehrerinnen nicht akzeptierten. Und da setzt das zweite Konzept des polnischen Bildungsministeriums an. Es stellt Kulturassistenten  in den Schulen ein, die den Kindern helfen sollen, sich zu integrieren. Außerdem übersetzen sie zum Beispiel, damit auch die Eltern der tschetschenischen Kinder an Versammlungen in der Schule teilnehmen können. Trotzdem sei es schwierig, die Kinder in er Schule zu halten. Kommen am Anfang des Schuljahres noch acht Kinder, sind es nach ein paar Wochen meist nur noch drei – wenn überhaupt. Denn die Flüchtlingsfamilien haben meist andere Sorgen, als ihre Kinder zum Lernen zu motivieren, schreibt die Polityka.  

 

RZECZPOSPOLITA: Polen hat ein Problem mit seinem Eigenmarketing


Polen hat ein Problem mit seinem Eigenmarketing. Das belegt die Zeitung Rzeczpospolita heute mit Zahlen des sogenannten Country Brand Index. Diese Studie untersucht, inwieweit es Länder schaffen sich als eigene Marke zu etablieren. Polen landet im Ländervergleich gerade einmal auf Platz 83 von 110. Weit hinter Tschechien und sogar hinter der Slowakei. Zwar ist Polen im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze nach oben gerutscht. Aber als richtigen Erfolg könne man das immer noch nicht werten, meint die Zeitung. Denn die Marke „Polen“ sei in den vergangenen zehn Jahren außerordentlich schwach gewesen. Polen habe es irgendwie verschlafen, sich ins richtige Licht zu rücken. Zum Beispiel wisse kaum jemand, dass Polen im vergangenen Jahr das einzige Land in Europa war, das ein Wirtschaftswachstum verzeichnen konnte. Dieses Jahr soll sich das nun ändern, meint die Zeitung. Das Chopin-Jahr oder Polens Präsenz auf der Expo in China habe ordentlich Werbung für das Land gemacht. Außerdem sollen umgerechnet rund 100 Millionen Euro in die Außenwerbung des Landes gesteckt werden.

 
NEWSWEEK: Der Ökokrieg in Polen


„Der Ökokrieg in Polen“ – so beschreibt das Wochenmagazin Newsweek die Konflikte zwischen Investoren und Umweltschützern. Deren Zahl steige seit dem EU-Beitritt Polens von Jahr zu Jahr. Einerseits ermöglichen Gelder aus den EU-Fonds neue öffentliche Investitionen, andererseits geben verschiedene EU-Richtlinien Umweltschützern die Möglichkeit, eben diese Investitionen vor Gericht anzufechten. Und dieses Recht nutzen sie, denn in ganz Polen laufen laut Newsweek hunderte solcher Prozesse. Betroffen seien alle Arten von Projekten: Autobahnen, Windkraftwerke, Skilifte und sogar Hochwasserdämme. Oft dienten die Proteste tatsächlich dem Umweltschutz, in manchen Fällen sind sie aber schwer nachzuvollziehen, meint Newsweek. So steht wegen Protesten von Naturschützern derzeit der Bau einer Umgehungsstraße im Osten Warschaus still. Einige Umweltschützer haben es sich laut Newsweek zum Hauptberuf gemacht, neue Bauvorhaben vor Gericht anzufechten. Und dabei berufen sie sich nicht nur auf Umweltschutzrichtlinien, denn die ausufernde polnische Bürokratie bietet viele Möglichkeiten, Bauvorhaben zu stoppen. „Ökoterror“ nannte der ehemalige Premierminister Jaroslaw Kaczynski so ein Verhalten. Laut Newsweek liegt die Schuld aber nicht nur bei den Umweltschützern, sondern oft bei den Beamten. Denn die öffentlichen Bauprojekte würden meist wenig sorgsam vorbereitet. Die lokale Bevölkerung und Umweltschutzorganisationen werden bei den Planungen nicht mit einbezogen, rechtlich sind die Projekte oft nicht wasserdicht. Und letztendlich, schreibt Newsweek, seien Proteste von Umweltschützern in entwickelten Ländern gang und gäbe. Polen müsse lernen damit zurechtzukommen, so Newsweek.

ele/fz