• 40 Jahre nach dem Kinefall Willy Brandts
  • 08.12.2010

NEWSWEEK: Polen bereit für EU-Ratspräsidentschaft

Die Vorbereitungen auf die polnische EU-Ratspräsidentschaft, die von dem Außenministerium koordiniert werden, verlaufen sehr gut. Das geht aus einem Bericht der Höchsten Kontrollkammer NIK hervor, berichtet in der neuen Ausgabe die Wochenzeitschrift Newsweek (Polacy gotowi do rzadzenia w Unii). Dem Bericht ist zu entnehmen, dass bereits 1200 Beamte entsprechende Schulungen über die Unionsprozeduren, sowie Sprach- und Verhandlungskurse absolviert haben. Auch auf europäischer Ebene werden die polnischen Vorbereitungsarbeiten sehr hoch bewertet, sagt Piotr Maciej Kaczynski, Experte aus dem Brüsseler Center for European Policy Studies. Die halbjährige Ratspräsidentschaft könnte die Stellung Polens in den Unionsstrukturen verbessern, fügt Kaczynski hinzu. Außerdem könnte sich die EU-Präsidentschaft positiv auf die Kompetenzen der im Administrationssektor angestellten Beamten auswirken. Ähnlich wie die Fußball-EM 2012 die polnische Infrastruktur sehr positiv verändern werde, so Experte Kaczynski. Das Problem ist nur, dass die Vorbereitungen Polens auf die EM 2012 nicht so gut verlaufen, wie es sich die Polen wünschen würden, lesen wir im Newsweek.

 

POLSKA/THE TIMES: Vorbildliche Versöhnung

Die deutsch-polnische Versöhnung könne ein Beispiel für andere Länder sein, sagte gestern der polnische Präsident Bronislaw Komorowski bei einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Christian Wulff. Die Politiker trafen sich in Warschau exakt 40 Jahre nachdem der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag unterschrieben wurde, berichtet die Tageszeitung Polska/The Times (Pojednanie może stanowić wzorzec). Bundespräsident Wulff unterstrich, er fühle sich für die deutsche Geschichte verantwortlich, obwohl er nach dem Krieg geboren wurde. Als Willy Brandt 1970 in Warschau vor dem Ehrendenkmal der Helden des Ghettos kniete, war Wulff erst 11 Jahre alt. Dennoch habe er diesen Moment sehr bewusst erlebt. Brandts Kniefall war ein Zeichen von Trauer und Demut im Angesicht eines schrecklichen Leides von Millionen von Menschen. Mit seiner Geste zeigte Brand, dass er die Verantwortung für die deutsche Vergangenheit übernehme. Diese Einstellung müsse weiter gepflegt werden, sagte Christian Wulff gestern in Warschau.

Komorowski seinerseits wies auf zwei gravierende Ereignisse, die seiner Ansicht nach die deutsch-polnischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geprägt haben: den Brief der polnischen Bischöfe aus dem Jahr 1965 und die Versöhnungsmesse in Kreisau, an der sich Bundeskanzler Helmut Kohl und Premierminister Tadeusz Mazowiecki beteiligt haben. 

 

RZECZPOSPOLITA: 40 Jahre Kniefall 

Den Kniefall von Willy Brandt in Warschau erwähnt auch die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrem Kommentar. Vor 40 Jahren sind dem deutschen Politiker zwei große Sachen gelungen, lesen wir. Erstens habe er im Namen der Bundesrepublik Deutschland die Oder-Neiße Grenze akzeptiert. Als erster deutscher Regierungschef der Nachkriegszeit habe er Schlüsse aus der Niederlage Nazi-Deutschlands gezogen und beruhigte damit Millionen von Polen, die nach Pommern, Schlesien und in die Masuren übersiedelt wurden und dort ihr neues Zuhause gefunden haben. Für seine Entscheidung zahlte der Kanzler einen hohen politischen Preis. Die SPD haben danach viele Politiker aus den ehemaligen Ostgebieten verlassen, lesen wir in dem Blatt.

Die zweite Geste richtete sich an die deutschen Bürger. Sein Kniefall war ein Zeichen der Buße, für den sich viele Deutsche vor Brandt nicht entscheiden konnten. Willy Brandt war ein entschiedener und aufrechter Gegner zweier totalitärer Systeme: des Nazi-Regimes und des Kommunismus. Und dennoch fand er den Mut und die Kraft dazu, sich für die Verbrechen der Deutschen zu entschuldigen, schreibt die Rzeczpospolita in ihrem Kommentar. 
 
Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Adam de Nisau