• Junge Männer lesen nicht
  • 23.12.2010

Rzeczpospolita: 2010 – ein Jahr der Bürgerplattform

In den Zeitungen hat schon die Zeit der Jahresbilanzen begonnen. Die Rzeczpospolita analysiert heute, wie die Unterstützung für die wichtigsten polnischen Parteien im vergangenen Jahr ausgesehen hat. Demnach gehörte das Jahr 2010, was die Meinungsumfragen angeht, der regierenden Bürgerplattform. Trotz Flut, Smolenskkatastrophe, Haushaltsproblemen und Euro-Krise hat die Bürgerplattform Ihre Erzrivalen von der Kaczynski-Partei PiS stets auf sicheren Abstand halten können. Im Vergleich zum Jahresanfang ist die Unterstützung der Partei in der Bevölkerung sogar noch gestiegen: hatten im Januar 2010 noch 48% der Polen die Bürgerplattform unterstützt, sind es im Dezember 54%. Wären heute Wahlen könnte die Bürgerplattform damit selbstständig regieren. 
Laut dem Soziologen Jacek Kucharczyk sind diese Statistiken ein phantastisches Ergebnis der Partei von Premierminister Donald Tusk. „Man sieht sehr klar“, so Kucharczyk, „dass die Polen Stabilisation wählen. Auch, wenn ihnen nicht alles gefällt, was die Bürgerplattform macht, wollen sie lieber ihr die Macht überlassen, als einen Wechsel an der Staatsspitze zu riskieren.“

Gazeta Wyborcza: Junge Männer lesen nicht

Die „Seksmisja“ – zu Deutsch „Sexmission“ -  ist im Anmarsch, berichtet die  Gazeta Wyborcza. Sexmission ist eine polnische Kultkomödie. Sie spielt sich in einer Welt ab, in der es keine Männer mehr gibt und in der Frauen das Sagen haben.
Wenn sich das Leseverhalten der jungen Polen nicht ändert, dann könnte das auch uns bald drohen, schreibt das Blatt und zitiert Ergebnisse einer Untersuchung zu den Lesegewohnheiten der polnischen Jugendlichen. Wie aus der Studie hervorgeht, liest jeder vierte Junge in Polen überhaupt keine Bücher. Unter den Mädchen ist indes genau das Gegenteil der Fall. Die meisten von ihnen greifen gerne zur Lektüre. Diese Statistiken sind alarmierend, betont die Autorin der Studie Zofia Zasacka. Wenn die jungen Menschen aufhören zu lesen, dann werde sich das sehr negativ auf ihr erwachsenes Leben auswirken. „Die Fähigkeit, längere Texte zu lesen“, so Zasacka, „braucht man z.B., um Kreditverträge zu verstehen. Außerdem gibt es auf dem Arbeitsmarkt immer weniger Stellen, wo man sich Leseschwäche leisten kann.“
Auch laut der neuesten PISA-Studie gehört Polen zusammen mit Albanien zu den Ländern, in denen sich das Leseverhalten von Jungen und Mädchen seit dem Jahre 2000 am meisten verändert hat.

Dziennik/Gazeta Prawna: 20 Millionen neue Bücher könnten 2011 als Altpapier enden

Wir bleiben noch bei schlechten Nachrichten aus der Welt der Bücher. Im kommenden Jahr könnten 20 Millionen neue Bücher als Altpapier enden, warnt die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Der Grund: Im kommenden Jahr steigt die Mehrwertsteuer in Polen um fünf Prozent. Statt den Preis um diese fünf Prozent anzuheben, werden die Büchereien es wahrscheinlich bevorzugen, alles an den Verleger zurückzuschicken. Insgesamt, so die vorläufigen Schätzungen der Verleger, könnten 2011 so 20 Millionen Bücher an sie zurückkommen. Das würde pro Verleger einen Verlust von etwa 400 000 Euro bedeuten. Weiteres Problem: Die Verlage haben keinen Platz, um die zusätzlichen Bücher zu lagern, weil die Magazine mit Neuerscheinungen gefüllt sind. Ebenso voll sind die Geschäfte mit billigen Büchern und Restposten. So wird den Verlagen nur eines bleiben:  die Schmöker  als Altpapier zu verwerten, so Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski