• Buch einer polnischen Putzfrau wird in Deutschland zum Bestseller
  • 12.01.2011

Gazeta Wyborcza: „Unter deutschen Betten“ – Buch polnischer Putzfrau wird zum Bestseller.

„Unter deutschen Betten“ – so heißt der Erfahrungsbericht einer polnischen Putzfrau, der gestern in die deutschen Buchhandlungen getroffen und schon einige Stunden nach Verkaufsstart zum Bestseller avanciert ist. „Eine Polin entblößt die Deutschen“ – so betitelt die Gazeta Wyborcza ihren Artikel über das Buch. Und tatsächlich hat Justyna Polanska – so das Pseudonym der Autorin, die zwölf Jahre lang in Deutschland gearbeitet hat – für ihre deutschen Auftraggeber nur wenig Schmeichelhaftes übrig. Die Probleme haben laut Polanska oft schon am Telefon angefangen. Nicht selten sei sie mit rassistischen Beleidigungen beschimpft worden, wenn sie ihre polnische Herkunft preisgab. Und auch unmoralische Angebote älterer Herren seien an der Tagesordnung gewesen. In dem Buch beschreibt die Autorin auch, dass viele deutsche Arbeitgeber ihr Fallen stellten, um ihre Ehrlichkeit und ihren Fleiß zu testen. So fand sie bei einem Kunden einen Batzen Geldscheine unterm Bett. Eine andere Kundin schmierte die Klobrille mit Fäkalien voll, um zu prüfen, ob die polnische Putzfrau auch tatsächlich gründlich sauber macht. Zu ihren schlimmsten Kunden hätten vor allem „Neureiche“ gehört, so Polanska. Diese hätten sie beim Reinkommen oft nicht einmal begrüßt, geschweige denn ihr ein Glas Wasser angeboten. Einmal putzte sie bei sengender Hitze Fenster, während die ganze Familie ihr im selben Zimmer dabei zusah und Limonade trank.

Bei der Freundlichkeit im zwischenmenschlichen Umgang kommen die Deutschen im Buch schlecht weg, wie die Gazeta Wyborcza schreibt. Sieht es denn wenigstens bei der Hygiene besser aus? Nicht unbedingt. Der Titel des Buches lautet schließlich „unter deutschen Betten“. Und Polanska weiß auch hier wenig schmeichelhafte Dinge zu berichten. Ganze Zehennägel, ein mumifizierter Hamster, gebrauchte Tampons, eine lebende Schlange, eine Karton saure Milch und zwei Weisheitszähne – das sind nur einige der mal kuriosen, mal schlicht ekligen Funde, die Polanska beschreibt. Sie hoffe, dass ihre Arbeitgeber ihr Buch lesen und anfangen, sich besser zu benehmen, zitiert Gazeta Wyborcza die Autorin.

 

Rzeczpospolita: Polnisch-Litauische Beziehungen immer noch schwierig

Die Schaffung einer strategischen Partnerschaft zwischen Polen und Litauen war in den vergangenen Jahren ein wichtiges Ziel der polnischen Diplomatie. Doch heute redet darüber sowohl in Polen als auch in Litauen niemand mehr, wie die Tageszeitung Rzeczpospolita in ihrer heutigen Ausgabe schreibt. Zu groß sind die Differenzen zwischen beiden Ländern, so die Rzeczpospolita. Vor allem die polnische Minderheit in Litauen bleibt ein Zankapfel. Warschau wirft Vilnius vor, die Rechte der Polen in Litauen zu missachten und fordert unter anderen, dass Litauer polnischer Herkunft ihre Namen in offiziellen Dokumenten mit polnischen Sonderzeichen schreiben dürfen. Litauen war bisher nicht bereit, diese Forderung zu erfüllen.

Wie die Rzeczpospolita heute schreibt, wirken sich die kühlen Beziehungen beider Länder auch auf die offiziellen Gedenkfeierlichkeiten aus, die morgen in Vilnius stattfinden. Diese erinnern an die Geschehnisse vom 13. Januar 1991, als Tausende von Menschen in der litauischen Hauptstadt auf die Straße gingen, um für die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Landes zu demonstrieren. Der Einsatz von Panzern durch das Militär forderte damals 14 Todesopfer. Auch eine polnische Delegation wird bei den Feierlichkeiten anwesend sein – diese kann laut Rzeczpospolita jedoch nur als zweitklassig bezeichnet werden. Eingeladen waren die höchsten Vertreter des polnischen Sejm und des Senats. Die polnische Delegation wird aber nur aus der stellvertretenden Vorsitzenden des Sejm Ewa Kierzkowska und dem Vorsitzenden der polnisch-litauischen Parlamentsgruppe Tadeusz Aziewicz bestehen. Aus dem polnischen Senat wird hingegen niemand anwesend sein. Laut Rzeczpospolita ist das ein klares Signal: Warschau wolle so zeigen, dass es unzufrieden über den Stand der Beziehungen beider Länder und über das Verhalten Litauens ist.

 

Dziennik Gazeta Prawna: Polen ein „natürlicher Zulieferer“ Russlands

Wenn es um die polnisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen geht, beschränkt sich die Diskussion oft auf die Abhängigkeit Polens von russischen Gaslieferungen. Dabei entwickeln sich die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern trotz politischer Ungereimtheiten in der letzten Zeit vorbildlich, wie die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna in ihrer heutigen Ausgabe schreibt. Für das Jahr 2010 betrug der Gesamtwert des polnischen Warenexports nach Russland etwa 4,6 Milliarden Euro. Russland liegt damit zwar noch auf dem sechsten Platz hinter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Tschechien. Als Exportpartner wird Russland für Polen aber immer wichtiger. Zum Vergleich: Während der Export nach Deutschland – Polens wichtigstem Handelspartner – im vergangenen Jahr nur um etwa 18 Prozent angestiegen ist, wuchs der Export nach Russland im gleichen Zeitraum mehr als doppelt so schnell. Paradoxerweise hätten vor allem die vielen Naturkatastrophen, unter denen Russland im vergangen Jahr zu leiden hatte, den polnischen Export angekurbelt, zitiert Dziennik den Wirtschaftsexperten Marcin Mrowiec.

Vor allem bei den Lebensmitteln ist Polen laut Dziennik zum „natürlichen Zulieferer“ Russlands geworden. Unter den Ländern, aus denen Polen am meisten importiert, liegt Russland sogar auf dem zweiten Platz, wieder hinter Deutschland. Um fast 50 % ist der Wert der aus Russland nach Polen ausgeführten Waren im Vergleich zu 2009 gestiegen. Wie der Wirtschaftsexperte Marek Rogalski in Dziennik erklärt, liegt das vor allem an dem sprunghaften Anstieg der Rohstoffpreise. Der tatsächliche Gesamt-Import Polens aus Russland sei kaum gestiegen, so Rogalski.

 

Autor: Filip Żuchowski

Redaktion: Adam de Nisau