• "Russen sind nicht unparteiisch"
  • 13.01.2011

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen muss beharrlich auf die Wahrheit drängen

Die Russen haben gestern eine Version des Unglückshergangs beschrieben, die fatal ist für das Ansehen Polens, meint  etwa die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Die Smolensk-Katastrophe wird damit nun zu einem neuen Schlachtfeld in den russisch-polnischen Beziehungen. Die Erwärmung auf der Linie Moskau-Warschau hat nicht lange gehalten. Die Zeitung überlegt nun, welche Geschütze Polen auffahren kann, um Russland zur Ermittlung der Wahrheit zu bewegen – und hat auch schon einen Vorschlag: Polen müsse wie im Fall des Katyn-Massakers vorgehen. Viele Jahrzehnte hatten die Russen die Schuld an der Erschießung von Tausenden polnischen Offizieren und Intellektuellen den Nazis in die Schuhe geschoben. Erst in jüngster Vergangenheit, nach beharrlichem Drängen Polens, hat sich Präsident Dmitrij Medvedev offiziell zu Katyn bekannt. Das ist auch das Rezept für die Smolensk-Katastrophe, schreibt Dziennik: Polen muss ohne Gnade darauf drängen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Das sei das Mindeste, was ein Volk erwarten könne, das sein Staatsoberhaupt verloren hat, meint Dziennik.

 

RZECZPOSPOLITA: Donald Tusks Strategie ist gescheitert 

Die konservative Rzeczpospolita sieht in dem russischen Bericht auch eine Niederlage des polnischen Premierministers Donald Tusk. Er war es, der darauf bestanden hatte, die Ermittlungen den Russen zu überlassen – ohne Einmischung der polnischen Seite. Er wollte Russland als neuen Freund sehen, und Freunden vertraut man. Diese Strategie ist gescheitert, konstatiert die Zeitung. Die Russen haben es nicht geschafft, unparteiisch zu sein. Sie haben gestern ihre Version des Unglückshergangs präsentiert, denn so war es am einfachsten. Die Hauptschuld hat der Chef der Luftwaffe, General Andrzej Błasik, der betrunken die Piloten zur Landung gezwungen hat. Punkt. Merkwürdig nur, meint die Zeitung, dass schon auf den ersten Blick viele Ungereimtheiten auffallen. Warum wurde der Flughafen nach mehrmalig missglückten Landeversuchen der Präsidentenmaschine nicht geschlossen? Warum wurde den Piloten so lange gesagt, sie fliegen auf Kurs? All diese Fragen gilt es noch zu klären. Und diesmal, so rät die Rzeczpospolita, sollte die polnische Regierung dabei die Federführung übernehmen.

 

GAZETA WYBORCZA: Verkettung unglücklicher Umstände führte zu Katastrophe

Weitaus weniger scharf fällt der Kommentar der links-liberalen Gazeta Wyborcza aus. Zwar stellt auch sie die Frage, warum die Russen den Flughafen in der Nähe von Smolensk nicht geschlossen haben. Doch die Antwort darauf, meint die Zeitung, ist offensichtlich: Sie hatten Angst vor einem diplomatischen Skandal. Und so ließen sie die Piloten gewähren. Die waren viel zu jung und unerfahren, um so einer Situation Herr zu werden. Zudem standen sie unter Druck, mussten die Anweisungen Dritter befolgen. Sie hätten den Mut haben müssen, alle aus dem Cockpit zu schicken, die ihnen hinein geredet haben. Doch auch sie hatten Angst vor den Folgen, hätten sie die Landung verweigert. Und so kam es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, so banal diese Ursache für eine Tragödie solchen Ausmaßes auch klingen mag, resümiert die Gazeta Wyborcza. 

 

RZECZPOSPOLITA: Warschauer Zoo bekommt neue Attraktion

Kommen wir noch kurz zu einem weniger schwermütigen Thema: Der Warschauer Zoo wird in diesem Jahr um eine Attraktion reicher, schreibt die Rzeczpospolita. Eine Dschungel- und Sumpflandschaft soll entstehen und exotische Tierarten beherbergen. So ist zum Beispiel geplant, zwei besondere Fischarten anzuschaffen. Wenn alles klappt, leben im Warschauer Zoo bald ein Arowana und ein Arapaima. Beide gehören zu den größten Süßwasserraubfischen der Welt und können länger als vier Meter werden.

Außerdem bekommen sie noch einen Nachbarn: Eine Krake. Hoffentlich, so scherzt die Rzeczpospolita, suchen die Zoobetreiber so eine aus, die die Spielergebnisse bei der Fußball-Europameisterschaft in zwei Jahren in Polen voraussagen kann.

 

ele/jc