• Heiraten? Wozu denn?
  • 26.01.2011

GAZETA WYBORCZA: Heiraten? Wozu denn? – Jedes fünfte Kind ist unehelich 


Heiraten? Wozu denn? Mit dieser provokanten Überschrift macht heute die Gazeta Wyborcza auf und schreibt: Schon jedes fünfte Kind in Polen ist unehelich. Eine kleine Revolution in einem Land, in dem sich über 90 Prozent der Menschen zum Katholizismus bekennen. Aber keine überraschende, meint die Zeitung. Sie hat sich angekündigt im Laufe der Jahre. War ein uneheliches Kind 1970 noch eine Sensation, hat sich die Bevölkerung spätestens nach dem Zusammenbruch des Kommunismus an das Phänomen gewöhnt. Und so nähert sich Polen in der Statistik langsam den westeuropäischen Ländern an. Im EU-Durchschnitt sind etwa ein Drittel der Neugeborenen unehelich.
Die Politik hat den Wandel erkannt und will nun darauf reagieren. Sie kann die Menschen nicht zum Heiraten zwingen. Aber sie kann denjenigen, die auf einen Trauschein verzichten, das Leben leichter machen. So wird das polnische Parlament zum Beispiel demnächst darüber beraten, ob in Zukunft gewisse Privilegien, die Ehepartner haben, nicht auch auf Lebensgefährten übertragen werden sollen. So etwa die gemeinsame Veranlagung beim Finanzamt oder das Auskunftsrecht in Krankenhäusern. Experten vermuten jedoch, dass es dem Parlament schwer fallen wird, vom heiligen Konstrukt der Ehe abzurücken. Eine wirkliche Angleichung an Westeuropa dauert wohl noch einige Jahre, meint die Gazeta Wyborcza.  

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Fachkräfte fehlen für Atomstrom made in Poland


Im Jahr 2021 soll der erste Strom aus Atomkraft made in Poland fließen. Das hat gestern die Regierung bekanntgegeben. Doch bis es soweit ist, gilt es noch zwei große Probleme zu lösen, wie die Zeitung Dziennik/Gazeta Prawna heute schreibt. Zum einen müssen Gesetze geändert werden. Im Moment ist es laut dem polnischen Recht nämlich verboten, Atomkraftwerke zu bauen. Zum zweiten müssen in den kommenden zehn Jahren 500 bis 700 Spezialisten ausgebildet werden, die ein Kraftwerk betreiben können. Die gibt es nämlich derzeit noch nicht. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss sich die Regierung ganz schön ranhalten, meint die Zeitung. Denn es dauert in der Regel fünf Jahre, um einen Ingenieur auszubilden. Wenn dieser dann auch noch Fachmann für Kernkraft sein soll, kommen noch einmal fünf Jahre Ausbildung im Kraftwerk hinzu. Außerdem ist so eine Ausbildung teuer. Umgerechnet rund 100 000 Euro kostet ein einziger Ingenieur. Diese Aufgabe kann Polen bis 2021 nicht bewältigen, prophezeit die Zeitung. Zwar haben einige Hochschulen schon begonnen, Ingenieure der Atomenergie auszubilden. Mehr als 100 Studienplätze gibt es aber derzeit noch nicht. Es wird also nur eine Möglichkeit bleiben: Die Fachkräfte müssen aus dem Ausland importiert werden, schreibt Dziennik.

 


RZECZPOSPOLITA: Ansturm auf polnische Grundschulen


Die polnischen Grundschulen haben im kommenden Jahr eine Mammutaufgabe zu bewältigen. Dann greift nämlich die Schulreform der Regierung. Wie die aussieht, erklärt die Rzeczpospolita heute. Derzeit können Eltern selbst bestimmen, ob sie ihr sechsjähriges Kind schon in die Schule schicken oder lieber noch ein Jahr in der Vorschule lassen. Dann wird es mit sieben Jahren eingeschult. Ab 2012 ändert sich das. Dann besteht die allgemeine Schulpflicht für alle Sechsjährigen.
Schwierig an der Reform wird vor allem die Übergangsphase. Denn nächstes Jahr werden dann alle Sechsjährigen eingeschult und die Siebenjährigen, deren Eltern dieses Jahr noch warten wollten. Insgesamt sind das 700 000 Kinder – ein Ansturm wie zuletzt vor 20 Jahren. Und diesem sind die meisten Grundschulen nicht gewachsen, schreibt die Zeitung. Zwar hat sich die Regierung die Reform ausgedacht, die Umsetzung von Bildungsfragen ist jedoch auch in Polen Sache der Wojewodschaften. Und die müssen nun mehr Lehrer einstellen, größere Schulgebäude finden und den Unterricht an Klassen anpassen, in denen Sechs- und Siebenjährige zusammen lernen. Wie sie das bewältigen sollen, ist noch völlig unklar, schreibt die Rzeczpospolita.  

ele/adn