POLITYKA: Gipfeltreffen des Weimarer Dreiecks – wozu der ganze Aufwand?
Am Montag trifft sich das Weimarer Dreieck in Warschau – auf höchster Ebene und das erste Mal seit vier Jahren. Polens Präsident Bronislaw Komorowski, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Staatschef Nicolas Sarkozy wollen darüber beraten, wie es weiter gehen soll mit dem Weimarer Dreieck. Und die Polityka fragt: Soll es denn überhaupt weiter gehen? Was hat das Trio denn überhaupt noch für einen Sinn? Es wurde einst gegründet, um Polen den Weg zurück in die Mitte Europas zu ebnen. Das Ziel ist nun erreicht. Polen ist EU-Mitglied und hat daher viele Möglichkeiten, sich mit Frankreich und Deutschland zu treffen. Unabhängig von der Institution Weimarer Dreieck.
Und es scheint, als seien Berlin und Paris nicht unbedingt traurig darüber, dass gemeinsame Treffen immer seltener werden. So konnte man fast ein erleichtertes Aufatmen vernehmen, schreibt die Zeitung, als Lech Kaczynski das letzte geplante Gipfeltreffen im Sommer 2006 absagte. Offizielle Begründung: Magenverstimmung. Inoffiziell war jedoch allen klar, dass die zuvor in der deutschen Tageszeitung taz erschienene Satire über Lech Kaczynski Grund für dessen Verstimmung war.
Wenn Polen das Weimarer Dreieck wirklich aufrecht erhalten will, muss es die Institution am Montag mit neuen Inhalten füllen und konkrete Forderungen an die Partner richten. Ansonsten könnte allzu leicht der Eindruck entstehen, Polen lässt sich mit leeren Gesten abspeisen, schreibt die Wochenzeitschrift Polityka.
NEWSWEEK: „Die polnische Regierung verschläft den Wandel Europas“
Europa ändert sich und Polen verschläft es. Diesen Vorwurf muss sich in dieser Woche die polnische Regierung gefallen lassen. Er kommt vom Europaabgeordneten der Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit PiS, Ryszard Czarnecki. In einem Artikel in der Wochenzeitschrift Newsweek kritisiert er, dass sich die Kräfteverhältnisse in Europa verschieben, Polen jedoch nicht darauf reagiert. Czarnecki schreibt: „Lässt man einmal beiseite, dass die deutsche Kanzlerin und der französische Präsident dem polnischen Premierminister Tusk schon mehrmals anerkennend auf die Schulter geklopft haben, sind bisher keine sichtbaren außenpolitischen Erfolge der Regierung erkennbar.“
Als Beispiel greift sich Czarnecki die Östliche Partnerschaft heraus. Ein Konstrukt, das wunderbar funktioniert – auf dem Papier. Das werde schon deutlich, wenn man alleine das Budget vergleicht, das dem Ostbündnis zur Verfügung steht, mit dem, das die Mittelmeerunion unter Leitung der Franzosen für sich verbuchen kann. Präsident Sarkozy hat zwanzig Mal mehr Geld ausgehandelt, als Tusk.
Die östliche Partnerschaft ist ein schönes Projekt, das vor allem dazu dient, das Gewissen der europäischen Politiker zu beruhigen – auch der polnischen. Sie können damit zeigen: Es wird etwas getan für den exotischen, östlichen Rand Europas, kritisiert der PiS-Politiker Ryszard Czarnecki in der Wochenzeitschrift Newsweek.
WPROST: Ehe-Vorbereitungskurse – Priester, die Hochschwangere über Sex aufklären
Nimmt man bestimmte Erscheinungen in Polen unter die Lupe, könnte man vergessen, dass wir das 21. Jahrhundert schreiben und Polen in der Mitte Europas liegt. Das merkt die Zeitschrift Wprost in dieser Woche an. Gegenstand der Verwunderung sind die Ehe-Vorbereitungskurse der katholischen Kirche. Die müssen alle Verlobten besuchen, wenn sie kirchlich getraut werden wollen. Die Kurse sollen die Paare auf das Leben zu zweit vorbereiten, doch der Großteil der Teilnehmer fühlt sich, gelinde gesagt, einfach nur veralbert. So erzählt etwa der 30-jährige Marcin, dass er und seine Verlobte zu einer Beratung der kircheneigenen Familien-Ärztin zitiert wurden. Die erklärte ihnen, wie man anhand der Körpertemperatur der Frau erkennen könne, ob sie gerade schwanger werden kann oder nicht. Marcin und seine Verlobte sollten dann einen Monatsplan ausfüllen, um das Beobachten zu üben. Marcin hatte aber keine Lust und hat die Ergebnisse gefälscht. Der Kommentar der kirchlichen Familien-Ärztin kam prompt: „Wissen Sie, warum es bei Ihnen nicht ideal läuft? Weil Sie in Sünde leben.“
Die Idee der Ehe-Vorbereitungskurse ist im Grundsatz gut, meint die Zeitung: Wer sonst bereitet die Menschen auf die Herausforderungen des Familienlebens vor? Die Kirche allerdings sieht ihre Aufgabe darin, Verlobten das Sexualleben zwischen zwei Menschen zu erklären. Doch nicht selten sitzen schon hochschwangere Frauen in den Kursen. Das Monopol der Kirchen in diesen Fragen müsste aufgebrochen werden. Man müsste moderne Thematiken wie Adoption, In-Vitro-Befruchtung oder Gleichberechtigung von Mann und Frau besprechen. Von einem katholischen Priester könne man das allerdings nicht verlangen, resümiert die Wochenzeitschrift Wprost.
ele