• Wer hat das letzte Wort im Streit?
  • 08.03.2011

NEWSWEEK: Wieso hat die Frau immer das letzte Wort 

Eine Frau zu sein, ist eine schrecklich schwierige Aufgabe, weil sie es vor allem mit Männern zu tun hat – schrieb einmal Joseph Conrad. Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstitut Ipsos bewältigen die Polinnen diese Aufgabe jedoch sehr gut, schreibt in der neuen Ausgabe die Wochenzeitschrift Newsweek (Kobiety gora). Kommt es in einer Beziehung zu einem Streit, hat die Frau meistens das letzte Wort. Das behauptet zumindest die Mehrheit der Befragten. Die Männer hätten wohl endlich gelernt, dass die Partnerin die Diskussion beenden sollte. Andernfalls würde der Meinungsaustausch eine Ewigkeit dauern, sagt die Politikerin und glückliche Ehefrau Nelly Rokita.

Der Psychologe Bogdan Wojciszke nennt eine etwas weniger romantische Erklärung für die Nachgiebigkeit der Männer. Es gehe um Sex, meint Wojciszke. Ob es zu einem Liebesakt komme oder nicht, entscheide meistens die Frau, also wollen die Männer nicht in Ungnade fallen und geben nach. Geht es aber um die Erziehung der Kinder, beobachten wir einen großen gesellschaftlichen Wandel, schreibt Newsweek. Es sind die Männer, die bei der Erziehung des Nachwuchses immer öfter das letzte Wort haben wollen. Es gehe hier vor allem um wichtige Entscheidungen. Die tägliche Pflege überlassen die Väter immer noch den Müttern, sagt Bogdan Wojciszke.

Was würde Sie am meisten interessieren, wenn sie für einen Tag in den Körper des anderen Geschlechts schlüpfen könnten. Auch auf diese Frage kennt Newsweek eine Antwort. Laut der Umfrage möchten die Frauen verstehen, worüber die Männer denken, und die Herren möchten gerne wissen, was in den Köpfen der Frauen vor sich geht.

 

WPROST: Es ist gut, eine Frau zu sein 

Pünktlich zum Frauentag bringt die Wochenzeitschrift Wprost (Oswajanie Belwederu) ein Interview mit der polnischen First Lady Anna Komorowska. Sie habe eine Frage über die Situation der Frauen in Polen erwartet, deshalb habe sie sich gut vorbereitet, scherzt die Präsidentengattin gleich am Anfang des Gesprächs und antwortet, dass die neuesten Studien zu diesem Thema sehr optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Trotz des stereotypen Bildes, dass in Polen sehr verbreitet ist, seien sehr viele Frauen in Polen mit ihrem Leben zufrieden, gerne helfen sie anderen Menschen und beteiligen sich am Kulturleben. Man dürfe also nicht so tun, als ob die Situation dramatisch wäre, sagt Anna Komorowska.

Auf alle Fälle müsse sich die Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Frauen, die eine Familie gründen und das Berufsleben fortsetzen wollen, könnten oft die Erziehung eines Kindes mit dem Job nicht verbinden. Auch Frauen, die schon in Rente sind, könnten oft keine neue Aktivitätsform für sich finden. Hier müsse der Staat eingreifen und den Frauen eine richtige Alternative anbieten. Es müssen neuen Kindergärten entstehen, man sollte auch die Senioren-Universitäten fördern. Geht es um die Gehaltshöhe, sollte es keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern geben, sagt Anna Komorowska. Was zähle, seien Kompetenzen und nicht das Geschlecht, so die Ehefrau des polnischen Präsidenten im Interview mit Wprost.

 

WPROST: Die Kraft des Wortes  

Ohne Politik funktioniert in Polen gar nichts. Auch eine Presseschau nicht. In seinem Einleitungsartikel erklärt der Chefredakteur der Wochenzeitschrift Wprost die Eigenart der polnischen Politik. In anderen Ländern seien Worte ein Werkzeug der Politik. In Polen seien sie ihr Sinn. Es sei in der polnischen Politik also nicht wichtig, wer und was getan, sondern wer und was gesagt habe. Umso besser, wenn die Aussage belanglos oder sogar sinnlos war. Und in diesem Punkt verbinde sich das politische Geschäft mit dem medialen Leben. Die Inkompetenz der Politiker gehe Hand in Hand mit der Inkompetenz der Journalisten. Im Endeffekt werden über mehrere belanglose Worte mehrere Tausend belanglose Worte ausgesprochen, so der Chefredakteur der Wochenzeitschrift Wprost über die polnische Politik.